Reclaiming Animism

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Bibliographische Detailangaben
Deutscher übersetzter Titel:Performancekünstler als kulturelle Übersetzer animistischer Ritual-Konzepte
Leiter des Projekts:Jansen, Claude (Universität Hamburg / Fachbereich Bewegungswissenschaft / Abteilung Kultur, Medien und Gesellschaft / Arbeitsbereich Soziologie und Psychologie von Bewegung, Sport und Tanz , Tel.: 040 42838-7502, Claudia.jansen at uni-hamburg.de); Klein, Gabriele (Universität Hamburg / Fachbereich Bewegungswissenschaft / Abteilung Kultur, Medien und Gesellschaft / Arbeitsbereich Soziologie und Psychologie von Bewegung, Sport und Tanz , Tel.: 040 42838-7823, gabriele.klein at uni-hamburg.de)
Forschungseinrichtung:Universität Hamburg / Fachbereich Bewegungswissenschaft / Abteilung Kultur, Medien und Gesellschaft / Arbeitsbereich Soziologie und Psychologie von Bewegung, Sport und Tanz
Finanzierung:Hamburg / Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Englisch
Projektlaufzeit:01/2014 - 12/2017
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020160600067
Quelle:Jahreserhebung

Ziel

"Ich wünsche mir keine vollständige Säkularisierung des Theaters. Ich habe schon religiöse Stücke gesehen, die ich sehr bewegend fand. Niemand kann die außerordentliche Wirkung der Mysterien leugnen. (…) Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Als ich ›Death and the King’s Horseman‹ [Der Tod und der Reitergeneral des Königs] inszenierte, handelte es sich um eine profane Erfahrung oder vielmehr um eine profane Übung. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Male meine Schauspielerinnen und sogar manche Schauspieler während der Szene, worin der Reitergeneral des Königs ins Jenseits übergeht, besessen wurden. An mehreren Abenden hintereinander musste ihnen von der Bühne geholfen werden. Teilweise gerieten die Zuschauer praktisch in Trance (…). Wo also liegt die Grenze zwischen dem Profanen und dem Spirituellen, dem Metaphysischen?" Wole Soyinka. Der Begriff Animismus, geprägt durch den Ethnologen Edward B.Tylor in seinem Buch Primitive Culture, erschienen im Jahr 1871, bringt nicht nur die Denunzierungsstrategien kolonialen Denkens zum Ausdruck, er wurde ebenso zur Metapher für die vielschichtigen Phantasien und Projektionen, die das koloniale Imaginäre beschreiben. Die Assoziationen, die mit dem Begriff einhergingen, haben sich im Denken europäischer Gesellschaften etabliert und werden weiterhin beliebig variiert. Animismus steht für das Dunkle, für Wahnsinn, Illusion, Projektion, Aberglauben - alles Irrationale, was im Verhältnis zum modernen Rationalen als regressiv, bedrohlich, primitiv, als schlichtweg falsch erklärt wird. Empirischer Untersuchungsgegenstand dieses Vorhabens ist die Erforschung und Darstellung einer künstlerischen Übersetzung animistischer (Ritual-) Konzepte in 'afrikanischen' Kontexten. Anhand von ausgewählten repräsentativen Beispielen aus der 'afrikanischen' Performance-Kunst, wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Transfer einer kolonialen Imagination in eine zeitgenössische Kunstform einer möglichen Übersetzbarkeit dient, um den vorherrschenden Phantasien, Denunzierungen und Tabus entgegenzuwirken. Des Weiteren eröffnet sich in diesem Zusammenhang ein theoretischer Diskurs zum Animismus, der sich kritisch mit den Paradigmen der Moderne auseinandersetzt. Die hier unter anderem etablierten binären Oppositionen wie etwa Subjekt/Objekt; Magie/Wissenschaft; Heilig/Profan; Kunst/Natur; werden auf ihre starren Grenzsetzungen überprüft, was eine kritische Betrachtung modernen Denkens zur Folge hat. Auf der Basis dieses Diskurses wird ein zusätzlicher Transfer zum Forschungsgegenstand eingeleitet, der auf dem Kulturkonzept des nigerianischen Theoretikers und Dramatikers Wole Soyinka basiert. Mit dem Konzept der 'contemporary animist sensibility' fordert Soyinka eine zunehmende Durchlässigkeit, der innerhalb der Moderne festgelegten Dichotomien ein, was besonders im Kontext von kulturellen Übersetzungsdiskursen in Bezug auf mögliche Kontextualisierungen bzw. Rahmungen und deren Grenzsetzungen zu untersuchen wäre.