Tanz in Produktion. Zur Vielfältigkeit tänzerischer Arbeitsprozesse bei Pina Bausch (Arbeitstitel)

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Kelter, Katharina (Universität Hamburg / Institut für Bewegungswissenschaft / Arbeitsbereich Kultur, Medien und Gesellschaft, Tel.: 040 42838-7847, katharina.kelter at uni-hamburg.de); Klein, Gabriele (Universität Hamburg / Institut für Bewegungswissenschaft / Arbeitsbereich Kultur, Medien und Gesellschaft, Tel.: 040 42838-3525, gabriele.klein at uni-hamburg.de); Skrandies, Timo (Universität Düsseldorf / Institut für Kunstgeschichte)
Forschungseinrichtung:Universität Hamburg / Institut für Bewegungswissenschaft / Arbeitsbereich Kultur, Medien und Gesellschaft; Universität Düsseldorf / Institut für Kunstgeschichte
Finanzierung:Universität Hamburg / Institut für Bewegungswissenschaft / Arbeitsbereich Kultur, Medien und Gesellschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2013 - 12/2017
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020160600061
Quelle:Jahreserhebung

Ziel

Tanz präsentiert sich nicht nur in Bühnenformen, sondern ist durch eine Vielfältigkeit an Produktionsformen gekennzeichnet. Mehr noch: In der zeitgenössischen Tanzkunst ist die Aufführung nicht mehr notwendiges Ziel, sondern Formen wie etwa künstlerische Labore oder Reenactments rücken die Prozessualität der Produktion in den Mittelpunkt. Eine Tanzproduktion hat immer schon begonnen, befindet sich immer schon und andauernd im Prozess des Werdens. Dementsprechend markiert die Aufführung, als Moment der Verdichtung, und ihr Vorübergehen keinesfalls das Ende einer Tanzproduktion. Der Produktionsprozess beschränkt sich nicht auf den Akt des Choreographierens und Momente der Aufführung. Mit Produktion sind hier vielmehr all jene Aspekte des Tanzes gemeint, in denen es um ein (performatives) Hervorbringen geht, um ein Vor-Führen, Erscheinen und Sich-zeigen (vgl. Gumbrecht/ Seel/ Mersch). Eine so gesehene Produktivität des Tanzes kann nicht losgelöst sein von Prozessen der Rezeption und Bedingungen der Archivierung. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen zielt das Promotionsprojekt auf eine Ausdifferenzierung und damit Schärfung des Produktionsbegriffs für den Tanz. Damit einher geht die Möglichkeit einer näheren Bestimmung möglicher Qualitäten von Materialitätserfahrungen im Tanz (tänzerische Bewegung/Körperlichkeit/Leiblichkeit, Räumlichkeit, Zeitlichkeit, Lautlichkeit). Das konkrete tänzerische Tun, die tänzerische Arbeit, produziert spezifische Erfahrungen von Materialität, sowohl auf Seiten des Zuschauers als auch bei Tänzern und Choreographen selbst, die im tänzerischen Arbeitsprozess etwa instrumentalisiert oder explizit thematisiert werden, sich gegen den ‚Willen‘ von Tänzer und Choreograph im Prozess behaupten oder aber strategisch umgangen werden. Produktionsentscheidungen nehmen somit stets Einfluss auf mögliche Materialisierungen von Bewegungen/ Tanz. Die Konturierung des Produktionsbegriffs für den Tanz soll anhand einer Analyse von Produktionsformen bei und im Kontext von Pina Bausch geleistet werden. Die Arbeit des Tanztheater Wuppertal ist in besonderem Maße durch Vielfältigkeit an Produktionsformen geprägt, nicht nur durch die spezifische Arbeitspraxis Pina Bauschs, sondern auch durch Produktionen wie etwa Kontakthof mit Teenagern ab 14, den Film Pina von Wim Wenders oder Projekte der Pina Bausch Foundation. Durch solche künstlerische (und mediale) Auseinandersetzungen wird archiviertes (Körper)Wissen übertragen, neukontextualisiert und übersetzt, werden neue Ereignisse und ‚Produkte‘ hervorgebracht, die so wiederum Teil des Produktionsprozesses des Tanztheater Wuppertal sind. Eine Analyse der Produktionsformen im Kontext von Pina Bausch erscheint daher für eine Ausdifferenzierung des Produktionsbegriffs für den Tanz als besonders fruchtbar. Nicht zuletzt werden durch 40 Jahre Tanztheater Wuppertal so auch die tanzhistorische Entwicklung des Produktionsbegriffs sowie institutionelle Fragen und Bedingungen berücksichtigt.