MiSpEx: Bewertung der Wirbelsäulen-Bewegung (Parallelstudie 4)

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schmidt, Hendrik (Charité - Universitätsmedizin Berlin / Campus Virchow Klinikum / Julius Wolff Institut, Tel.: 030 2093-46016, hendrik.schmidt at charite.de)
Mitarbeiter:Pries, Esther
Forschungseinrichtung:Charité - Universitätsmedizin Berlin / Campus Virchow Klinikum / Julius Wolff Institut
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 080102A/11-14)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2011 - 12/2015
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020141100051
Quelle:Projektmeldung

Zusammenfassung

I. Vorhabensziel: (1) Form und Bewegungserfassung der Lendenwirbelsäule; (2) Untersuchung des funktionellen tiefen- stabilisierenden Systems bei gesunden Probanden, Leistungssportlern und Patienten mit chronischem Rückenschmerz; (3) Ermittlung des Lumbo-pelvic-Ratios von gesunden Probanden der Allgemeinbevölkerung; (4) Arbeitsplatzvermessungen
II. Arbeitsplanung: Rekrutieren von ca. 400 Menschen ohne Rückenschmerzen. Jeder Proband wird bei Studienbeginn ärztlich untersucht. Anschließend erfolgt in Kurzzeitanalysen (20 min) die Erfassung der Wirbelsäulenform und -funktion. Zudem werden von ca 300 Probanden Langzeitprofile (24 h) beider Messparameter erstellt. Im letzten Schritt werden von ca. 20 Probanden Arbeitsplatzanalyen durchgeführt und die Daten mit den zuvor 300 Langzeitvermessenen verglichen.
III. Geplante Ergebnisverwertung: Die Daten werden in peer-reviewed Journals veröffentlich und auf nationale und internationale Kongresse vorgestellt. Außerdem werden sie auf regelmäßigen MiSpEx-Treffen den Projektpartnern erläutert.

(Zwischen)Ergebnisse

Bis heute wurden von uns über 400 asymptomatische Probanden mit dem Epionics SPINE vermessen und ausgewertet. Mit den Probanden wurde eine 20-minütige Standardchoreographie bestehend aus maximaler Oberkörperflexion und -extension und einer Referenzmessung im Stehen durchgeführt. Aus diesen Messungen wurden alle segmentalen Lordosewinkel im Stehen und der lumbale Bewegungsumfänge bestimmt. Der Einfluss des Alters auf die Lordose im Stehen und auf den Bewegungsumfang wurde geschlechtsspezifisch segmental und global evaluiert. Ferner wurde der direkte Zusammenhang zwischen der Lordose im Stehen und dem auftretenden Bewegungsumfang untersucht. In Langzeituntersuchungen wurde außerdem die Form und Bewegung der Wirbelsäule in der Sagittalebene bei 208 asymptomatischen Probanden über 24 Stunden erhoben. Die Anzahl der Bewegungen sowie die Zeit, die die Probanden in einer bestimmten Position verbrachten, wurden erfasst und Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter und Body Mass Index untersucht. Sowohl die Kurzzeitanalysen als auch die 24-Stunden-Messungen dienen uns als Referenzwerte, um Probanden mit Rückenschmerzen oder Arbeitern in Zwangs- und Fehlhaltungen besser evaluieren zu können. In einer Arbeitsplatzanalyse (Computerarbeitsplätze am Schreibtisch) haben wir die Hypothese untersucht, dass dynamische Sitzmöbel das gerade Sitzen fördern und die Bewegung während des Sitzens steigern. Hierzu wurden erstmalig Langzeitmessungen durchgeführt um einen Verlauf über 2 Stunden und eventuelle Gewöhnungseffekte zu analysieren. Die Probanden wurden untersucht, während sie für jeweils 2 Stunden auf einem normalen Bürostuhl mit fester Rückenlehne, einem Bürostuhl mit rückneigbarer Rückenlehne und beweglicher Sitzfläche und, als Extrem für ein dynamisches Sitzmöbel, einem Gymnastikball saßen. Die Ballmessung wurde nach 14 Tagen Sitzen wiederholt. Wir konnten zeigen, dass die Lendenlordose keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Sitzmöbeln zeigt. Jedoch wurden signifikante Unterschiede in der Beckenkippung detektiert, die auf dem Sitzball deutlich ausgeprägter war. Ebenfalls wurden statistisch signifikante Unterschiede in der Anzahl der gezählten Bewegungen auf den verschiedenen Sitzmöbeln festgestellt. Auf dem Sitzball sitzend wurden deutlich mehr Bewegungen innerhalb von 2 Stunden durchgeführt als auf den anderen Sitzmöbeln. Dieser Effekt war jedoch nach 14 Tagen Gewöhnung nicht mehr vorhanden. Die Probanden verbrachten auf dem statischen Stuhl und dem dynamischen Stuhl sitzend, rund 10% Prozent der Zeit in einer statischen, vorgebeugten Position. Diese Fehlhaltung war auf dem Ball nicht sichtbar. Bei der Betrachtung aller Ergebnisse wurde deutlich, dass zwar häufig im gesamten kein Unterschied gesehen werden konnte, jedoch individuell betrachtet zwischen den einzelnen Probanden große Unterschiede zwischen Respondern und Non-Respondern zu den verschiedenen Sitzmöbeln auftraten.