Optimierung der individuellen Steuerung des Schnelligkeitstrainings und der Regeneration im Fechten durch den systematischen Einsatz einer neu entwickelten fechtspezifischen Leistungsdiagnostik

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Steinacker, Jürgen Michael (Universität Ulm / Universitätsklinikum / Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin, Tel.: 0731 500-45300, juergen.steinacker at uniklinik-ulm.de)
Mitarbeiter:Weichenberger, Mario
Forschungseinrichtung:Universität Ulm / Universitätsklinikum / Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 071616/14)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:04/2014 - 10/2014
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020140800034
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Zusammenfassung

Vorhabensziel: Ziel des wissenschaftlichen Betreuungsprojektes war es, die im Rahmen des vorangegangenen Forschungsprojektes gewonnenen Erkenntnisse und die neu entwickelte fechtspezifische Leistungsdiagnostik in die Spitzensportpraxis des Deutschen Fechter-Bundes zu implementieren. Durch den systematischen Einsatz der fechtspezifischen Leistungsdiagnostik sollte die Leistungsentwicklung während einer mehrwöchigen Trainingsphase analysiert und optimiert werden. Anhand der Ergebnisse aus der Eingangsdiagnostik sollten Erkenntnisse über individuelle konditionelle und technische Defizite gewonnen werden. Die Athleten und Trainer sollten in der Trainingsphase bei der Interpretation der Untersuchungsergebnisse sowie bei der Trainingssteuerung wissenschaftlich unterstützt werden. Zur Überwachung des Erholungs-Belastungs-Managements bei den Athleten sollte der Erholungs-Belastungs-Fragebogen eingesetzt werden. Darüber hinaus sollten neue Forschungsfragestellungen aus der Praxis des Fechttrainings abgeleitet und neue Erkenntnisse zu den speziellen Anforderungen an eine komplexe fechtspezifische Leistungsdiagnostik gewonnen werden.
Arbeitsplanung: Die Athletinnen und Athleten führten bei der Eingangsuntersuchung fechtspezifische Beinarbeitstests zur Bestimmung der speziellen zyklischen Bewegungsschnelligkeit sowie Sprungtests zur Analyse der Kraftfähigkeit der unteren Extremitäten durch. Darüber hinaus wurden während verschiedener fechtspezifischer Angriffsaktionen Bewegungsanalysen zur Bestimmung der Reaktionsschnelligkeit und der speziellen azyklischen Bewegungsschnelligkeit und zur Technikanalyse durchgeführt. Die gewonnen Ergebnisse dienten der Identifizierung von Trainingszielen für die anschließende 10-wöchige Trainingsphase zur Steigerung der Leistungsfähigkeit in den o.g. Bereichen. Die Trainer und Athleten wurden während der Trainingsphase bei der Interpretation und Umsetzung der Untersuchungsergebnisse sowie bei der Trainingssteuerung unterstützt. Außerdem wurde der Erholungs-Belastungs-Zustand der Athleten während der Trainingsphase mit Hilfe des Erholungs-Belastungs-Fragebogens (Kellmann & Kallus, 2000) analysiert, um ein Missverhältnis von Belastung und Regeneration frühzeitig erkennen zu können. Am Ende der Trainingsphase wurde ein Ausgangstest mit den zu Beginn des Projektes eingesetzten Methoden durchgeführt, um die Leistungsentwicklung in den Bereichen Schnelligkeit und Technik zu analysieren. Zusätzlich erhielten die Athleten die Gelegenheit, ihre Bewegungsmuster im Rahmen einer Feedback-Trainingseinheit während verschiedener Angriffsaktionen individuell mit ihrem Trainer zu analysieren und zu optimieren.
Geplante Ergebnisverwertung: Die Athletinnen und Athleten erhielten ihre Untersuchungsergebnisse bereits nach den Tests in Form von individuellen Analysen der aufgezeichneten Daten, Datenträgern mit Videoaufzeichnungen und individuellen Ergebnisberichten. Die Erkenntnisse aus dem Betreuungsprojekt sollen in die Trainingspraxis der Athleten sowie in geplante Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung der komplexen Leistungsdiagnostik im Fechten einfließen.

(Zwischen)Ergebnisse

Der Vergleich der Ergebnisse beim Eingangs- und Ausgangstest zeigte individuell z.T deutliche Leistungssteigerungen, die für die Gruppen jedoch nicht immer signifikant waren. Bei den Reaktionszeiten konnten wir bei der Angriffsaktion "gerader Stoß" Verbesserungen in den Gruppen Damen-Florett, Damen-Degen und Herren-Degen finden. Die männlichen Degen-Fechter konnten außerdem die Reaktionszeit bei der Angriffsaktion "Ausfall" durch Technikoptimierungen verbessern. Die Analyse der speziellen azyklischen Bewegungsschnelligkeit zeigte, dass die Athletinnen und Athleten höhere Maximalgeschwindigkeiten bei den verschiedenen Angriffsaktionen erreichten, was u.a. auf Veränderungen im Bewegungsablauf zurückgeführt werden konnte. Eine Leistungssteigerung im Bereich der speziellen zyklischen Bewegungsschnelligkeit war bei den Florett- und Degen-Fechterinnen tendenziell bei allen Tests erkennbar, allerdings nur für die unidirektionale Beinarbeit rückwärts signifikant. Außerdem erzielten die Athletinnen beim Ausgangstest tendenziell bessere Ergebnisse bei den Sprüngen. Die Ergebnisse der männlichen Florett- und Degen-Fechter unterschieden sich bei diesen Tests nicht signifikant. Anhand der Geschwindigkeits- und Positionskurven und einem frei drehbaren Gittermodell der Athleten während der verschiedenen Angriffsaktionen konnte die Technik der Athleten unmittelbar analysiert und im Rahmen einer Feedback-Trainingseinheit optimiert werden. Möglichkeiten zum Ausbau des Systems wurden diskutiert, um die speziellen Wettkampfbedingungen noch besser abbilden zu können. Neue Fragestellungen und Anforderungen an die komplexe Leistungsdiagnostik im Fechten konnten erarbeitet werden und sollen in zukünftige Forschungsprojekte einfließen. Die Analyse der Erholungs-Belastungs-Bilanz mit Hilfe des Erholungs-Belastungs-Fragebogens zeigte keine Anzeichen von Übertrainingssymptomen bei den Fechtern, allerdings bestehen offensichtlich noch Optimierungsmöglichkeiten bei den Regenerationsmaßnahmen.