Förderung der kommunikativen Kompetenz von Sportlehrkräften. Videographische Analyse der Kommunikationsprozesse zwischen Sportlehrkräften und Schülerinnen und Schülern

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Kastrup, Valerie (Universität Bielefeld / Abteilung Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sport und Erziehung, Tel.: 0521 106-2020, valerie.kastrup at uni-bielefeld.de); Kleindienst-Cachay, Christa (Universität Bielefeld / Abteilung Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sport und Erziehung, Tel.: 0521 106-2019, christa.cachay at uni-bielefeld.de)
Mitarbeiter:Wegener, Marcus
Forschungseinrichtung:Universität Bielefeld / Abteilung Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sport und Erziehung
Finanzierung:Bielefeld School of Education
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:10/2010 -
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020110200044
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Bildungs- und Erziehungsprozesse finden in der Schule in Interaktionen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern statt. Die zentrale Aufgabe von Lehrkräften besteht dabei in der Vermittlung von Wissen und Werten sowie spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Damit diese Vermittlungsaufgabe gelingt, benötigen Lehrkräfte zum einen fachliche Kompetenz, d. h. die Lehrkräfte müssen Experten in der Sache sein und sich mit den Zielen und Inhalten ihres Faches auskennen. Für Lehrkräfte des Faches Sport heißt dies, dass sie z. B. umfangreiches methodisch-didaktisches Wissen bezüglich sportartspezifischer Techniken und Taktiken besitzen müssen. Außerdem müssen sie in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen fachlich qualifiziert sein (Sportpädagogik, Sportpsychologie, Bewegungswissenschaft, Sportmedizin und Trainingslehre, Sportsoziologie und -geschichte). Dieses Wissen ist notwendig, reicht allerdings allein nicht aus, um Wissen und Können an die Schüler/innen zu vermitteln und bei ihnen Verstehen zu erzeugen. Vielmehr müssen Lehrkräfte hierfür Experten in der Vermittlung sein. Da Vermittlung nur auf dem Wege der Kommunikation möglich ist, benötigen Sportlehrkräfte in hohem Maße kommunikative Kompetenz. Nur mit Hilfe kommunikativer Fähigkeiten können Lehrkräfte wissen, wie sie die Schüler/innen erreichen können, wie sie „an die Köpfe andocken“ und unter den spezifischen Bedingungen im Unterricht Zugang zu den Schüler/innen finden können. Dies gilt für alle Lehrkräfte und für alle Lehrberufe, deren Aufgabe darin besteht, anderen Personen etwas zu vermitteln, ihnen etwas beizubringen. Für Lehrkräfte des Faches Sport ergeben sich allerdings ganz besondere Probleme im Hinblick auf die Vermittlungsaufgabe. Denn die Bedingungen in der Sporthalle, auf dem Sportplatz und insbesondere auch im Schwimmbad sind geradezu als „kommunikationsfeindlich“ zu bezeichnen: Die Räume sind groß und es ist laut. Teilweise wird in Dreifach-Sporthallen unterrichtet, d.h. drei Sportkurse werden gleichzeitig in drei, nur durch einen Vorhang voneinander getrennten Hallenteilen unterrichtet. Dadurch ist der Lärmpegel stark erhöht, insbesondere wenn Basketbälle geprellt werden oder Musik zum Einsatz kommt. Durch diese räumlichen Bedingungen besteht zudem die Gefahr der Ablenkung der Schüler/innen durch andere Lerngruppen. Die Kommunikation mit Schüler/innen im Sportunterricht ist auch deshalb schwierig, weil die Adressaten nicht wie im Klassenunterricht auf festen Plätzen sitzen, sondern in der Regel in Bewegung sind. Die Aufgabe der Vermittlung ist für Lehrkräfte des Faches Sport außerdem etwas anders gelagert als für Lehrkräfte anderer Schulfächer, weil es im Sport auch noch um eine besondere Form des Lernens, nämlich um motorisches Lernen geht. Insofern müssen Sportlehrkräfte nicht nur Verstehen auf der kognitiven Ebene erzeugen, sondern über diese Ebene hinaus Wissen in Bewegungsvollzüge überführen. Nicht zuletzt ist die Realisierung beabsichtigter Vermittlungsziele für Lehrkräfte des Faches Sport deshalb erschwert, weil die Einstellung und Erwartungshaltung der Schüler/innen oftmals nicht auf systematisches Lernen ausgerichtet ist, sondern eher auf „Spaß“ und Bewegen (vgl. zu professionsspezifischen Belastungen Kastrup, Kleindienst-Cachay & Cachay, 2011, i. V.). Ein Fazit an dieser Stelle lautet also: Fachliches Wissen reicht für die Sportlehrertätigkeit nicht aus, vielmehr kommt es auf sehr gute Fähigkeiten in der Vermittlung in einer eigentlich für verbale Kommunikationsprozesse ungünstigen Umgebung an. Daher stellt sich das Forschungsvorhaben die zentrale Frage: Welche kommunikativen Kompetenzen benötigen Sportlehrkräfte, um die Vermittlungsprozesse im Sportunterricht erfolgreich gestalten zu können? Will man diese Frage zur Kommunikation zwischen Sportlehrkräften und Schüler/innen im Sportunterricht beantworten, so muss ein theoretischer Zugriff gewählt werden, der zwei Aspekte in den Blick nehmen kann: Zum einen muss er die Probleme und besonderen Strukturmerkmale der Lehrer-Schüler-Interaktion im Sportunterricht identifizieren und zum anderen allgemeine Grundlagen und Schwierigkeiten kommunikativer Prozesse erklären können.