Motorische Funktionen von Alzheimer Patienten im Vergleich zu gleichaltrigen gesunden Personen und die Trainierbarkeit ausgewählter motorischer Funktionen bei kognitiv eingeschränkten Personen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Mechling, Heinz (Universität Bonn / Institut für Sportwissenschaft und Sport)
Mitarbeiter:Weingartz-Lopez, Melanie (Universität Bonn / Institut für Sportwissenschaft und Sport); Akamp, Claudia (Universität Bonn / Institut für Sportwissenschaft und Sport)
Forschungseinrichtung:Universität Bonn / Institut für Sportwissenschaft und Sport
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2004 - 06/2005
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060300082
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Möglichkeiten der sporttherapeutischen Rehabilitation und Prävention kognitiver Erkrankungen am Beispiel Morbus Alzheimer. Motorische Funktionen bei Alzheimer Patienten. Hintergrund: Altern geht einher mit unterschiedlichen Abbauprozessen, die neben dem muskulären System insbesondere auch kognitive Prozesse betreffen können. Gerade bei Alzheimer Patienten kann beobachtet werden, dass der Grad an täglicher körperlicher Aktivität schneller abnimmt als bei gleichaltrigen gesunden Personen und es so zu einem erhöhten Muskelabbau kommt. Parallel zu den oben dargestellten Beobachtungen konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, dass gerade regelmäßige körperliche Aktivität - insbesondere Ausdauertraining - die kognitiven Prozesse verbessern und stabilisieren kann. Gleichzeitig reduziert körperliches Training verschiedene Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck und Cholesterin, denen ein erhöhtes Risikopotenzial bezogen auf Morbus Alzheimer zugesprochen wird. Daher war es ein Ziel unserer Untersuchung nachzuweisen, dass die motorischen Funktionen in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination bei Alzheimer Patienten im Gegensatz zu gleichaltrigen gesunden Probanden signifikant schlechter sind und Alzheimer Patienten bezüglich ihrer Sportbiografie Unterschiede zu den gesunden Personen aufzeigen. Ein weiteres Ziel war der Nachweis eines positiven Einflusses regelmäßiger körperlicher Aktivierung auf die kognitiven Leistungen bei Alzheimer Patienten (Grad I). Methoden: Die leistungsbezogenen Unterschiede bezüglich der motorischen Grundeigenschaften und die Beziehung zwischen motorischen Funktionen und Alzheimer wurde an 54 kognitiv gesunden Personen und 26 Alzheimer Patienten (Grad I) durchgeführt. Zusätzlich zu der Erhebung des motorischen Ist-Zustands wurde ein Fragebogen an die Teilnehmer ausgegeben, der soziodemografische, sporthistorische sowie sozialhistorische Daten einschließt. Die Ausdauerleistungen wurden mit dem YMCA submaximalen Fahrradergometerexamen anhand der maximalen Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2max) bestimmt. Um die aktuellen Kraftleistungen zu determinieren, wurden dynamische Kraftparameter der Arm- und Beinkraft sowie die maximale Kraftleistungen in den Bereichen des Rumpfes und der Extremitäten bestimmt.
Um die Beweglichkeit zu messen, wurde ein Gerät entwickelt, welches es erstmals ermöglicht, die Beweglichkeit anhand vom Grad (Winkel) der Flexibilität zu bestimmen. Es wurde neben der Komplexbeweglichkeit (Rumpf- und Nackenbeweglichkeit, Sichtfeld) der Kopf- und Schulterbeweglichkeit auch die Beweglichkeit im unteren Rücken gemessen. Die Koordinationsfähigkeit der Probanden wurde mit ausgewählten Fähigkeiten aus dem Komplex der koordinativen Fähigkeiten mit dem Wiener Testsystem (Reaktionsfähigkeit, Präzisionsfähigkeit) und dem Romberg Test (Gleichgewicht) bestimmt. Ergebnisse:
Die an Alzheimer erkrankten Teilnehmer wiesen im Vergleich zu den gesunden Probanden signifikant schlechtere motorische Leistungen in allen gestesteten Bereichen auf. Bezieht man die Ergebnisse des Fragebogens mit in die Ergebnisauswertung ein, zeigt sich, dass sowohl soziodemografische Faktoren als auch soziale Aktivitäten und sportbiografische Faktoren einen signifikanten Einfluss auf die dementielle Erkrankung als auch auf die motorischen Leistungen haben.
Die Ergebnisse der vorgestellten Studie verweisen auf einen Einfluss von frühem Morbus Alzheimer auf die motorischen Leistungen der Patienten. Um den Rückgang an Mobilität zu vermindern und kognitive Leistungen zu erhalten scheint ein regelmäßiges körperliches Sportprogramm eine sinnvolle Ergänzung zu den existierenden Therapieansätzen zu sein. Ergänzung: In einer weiteren Untersuchung konnte gezeigt werden, dass bereits ein einmal wöchentlich stattfindendes Sportprogramm die kognitiven Leistungen im Vergleich zu nicht aktiven Patienten erhalten kann und gleichzeitig die motorischen Leistungen verbessert werden. Es in außerdem positiv hervorzuheben, dass die häufig beschriebenen Stimmungsschwankungen bei Alzheimer Patienten durch das Sportprogramm gemindert werden konnten. Basierend auf den bisherigen Studien und den eigenen Ergebnissen wird derzeit ein möglicher Einfluss von APOE4 auf die motorischen Leistungen untersucht. Hierbei geht es insbesondere um eine differenzierte Darstellung der auf APOE4 beruhenden Risikofaktoren und deren Beeinflussbarkeit durch unterschiedliche Methoden körperlicher Aktivierung.