Gleichgewichts- und Koordinationstraining vs. Nordic Walking: Welche Effekte der Primärprävention und Sturzprophylaxe ergeben sich für Senioren?

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Nagel, Volker (Universität Hamburg / Fachbereich Bewegungswissenschaft / Abteilung Bewegungs- und Sportpädagogik , nagel at uni-hamburg.de)
Mitarbeiter:Wollesen, Bettina
Forschungseinrichtung:Universität Hamburg / Fachbereich Bewegungswissenschaft / Abteilung Bewegungs- und Sportpädagogik
Finanzierung:Gmünder Ersatzkasse
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2005 - 08/2006
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060300080
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Im Rahmen der Untersuchung wurden männliche und weibliche Erwachsene von 60–70 J. (n=90/75) in jeweils zwei Trainingsgruppen mit Gleichgewichts- und Koordinationstraining und Nordic Walking betreut. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der Trainingsprogramme hinsichtlich kardialer Parameter, Körperfettreduzierung, Gleichgewichtsleistung zu vergleichen. Die Ergebnisse sollten hinsichtlich einer Prävention von Stürzen analysiert werden. Zusätzlich wurde geprüft, ob Männer und Frauen unterschiedliche Anpassungsleistungen auf die Bewegungsprogramme zeigen. Die Studienteilnehmer wurden in einem randomisierten Verfahren in vier Bewegungsgruppen (je zwei Nordic Walking und zwei Gleichgewichts- und Koordinationsgruppen) eingeteilt und erhielten über 12 Wochen einmal wöchentlich eine einstündige Trainingseinheit.

(Zwischen)Ergebnisse

Beide Programme erzielten eine Verbesserung der Gleichgewichtsleistung während des Ein-Bein-Stands in einer quantitativen funktionalen Videoanalyse. Der Körperfettanteil hat sich für die Gesamtgruppe bis zum Vergleichstest nach 12 Wochen hochsignifikant reduziert (p=0,003). Veränderungen des Körperfettanteils im Vergleichstest nach 12 Wochen können nicht auf die unterschiedlichen Trainingsformen zurückgeführt werden (p=0,370). Auch wenn die Veränderungen der weiblichen Teilnehmer deutlicher zu sein scheinen, insbesondere beim Nordic Walking, ist die Interaktion knapp nicht signifikant (p=0,051). Beide Bewegungsprogramme zeigten geschlechts- und gruppenübergreifend signifikante, bzw. tendenzielle blutdruckmodulierende Effekte im systolischen (p=0,0002) und diastolischen Blutdruck (p=0,054); die Reduktion des systolischen Blutdrucks kann in der Tendenz durch die Trainingsmaßnahme erklärt werden (p=0,057), wobei sich das Gleichgewichts- und Koordinationstraining als effizienter erwies. Diese tendenzielle Abhängigkeit der Blutdruckreduktion vom Trainingstreatment gilt gleichermaßen für den diastolischen Blutdruck (p=0,052), wobei wiederum das Gleichgewichts- und Koordinationstraining die deutlichere Wirkung hat. Für die sympatho-vagale Balance gilt: Gruppen- und geschlechtsübergreifend sinkt der Quotient aus LF(Lowfrequency-Bereich)/ HF(Highfrequency-Bereich) hochsignifikant (p=0,0017), wobei sich jedoch keine signifikante oder auch nur tendenzielle Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit (p=0,362) oder des Geschlechts (p=0,280) nachweisen läßt. Hierzu zeigt sich ein tendenzieller Anstieg der parasympathikotonen Aktivität (p=0,086). Der Unterschied der Werte zwischen Männern und Frauen im Bereich der Ruhe-Herzfrequenz ist signifikant (p=0,017). Frauen beider Treatmentgruppen scheinen von den Trainingsmaßnahmen zu profitieren - ihre Ruheherzfrequenz sinkt, während bei Männern keine systematische Veränderung zu beobachten ist. Dahingegen ist für das Nordic Walking sogar ein Anstieg der Ruheherzfrequenz zu beobachten; die Interaktionseffekte sind jedoch nicht signifikant (Tests x Gruppe: p=0,728; Tests x Geschlecht: p=0,472). Die Bewegungsprogramme können beide einen positiven Beitrag zur Primär-prävention und zur Sturzprophylaxe leisten. Dabei unterscheiden sie sich in ihren Effekten auf die gemessenen Parameter weniger als vermutet.