Erhöhung der Wirkung der Trainings- und Leistungssteuerung zur zyklusbezogenen Kraftentwicklung und Leistungsausprägung im Nachwuchs- und Spitzenbereich des Gewichthebens

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Lippmann, Jürgen (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft / Fachbereich Kraft- und Techniksportarten, Tel.: 0341 4945192, lippmann at iat.uni-leipzig.de)
Mitarbeiter:Jentsch, Holger (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft / Fachbereich Kraft- und Techniksportarten)
Forschungseinrichtung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft / Fachbereich Kraft- und Techniksportarten
Finanzierung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2005 - 12/2008
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060300073
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Innerhalb des letzten Olympiazyklus konnte im BVDG eine Belastungssteigerung in allen Altersbereichen realisiert werden. Im Ergebnis wurde im Nachwuchs- und Anschlussbereich eine positive Annäherung an das internationale Leistungsniveau erreicht. Für die Fortführung besteht die Notwendigkeit eine höhere Qualität
• in der Wirksamkeit der MIZ- Gestaltung,
• in der Entwicklung der Intensitäten zur Kraftentwicklung in der erforderlichen Komplexität und
• in der effektiven Technikvervollkommnung bei steigendem Leistungsvermögen der Kraftvoraussetzungen für ein maximales Wettkampfresultat
zu erreichen. Diese Aufgaben erfordern
• die Analysen zur Wirksamkeit der Belastungsgestaltung,
• die Leistungsdiagnostik zum Ausprägungsgrad der Kraftfähigkeiten,
• die Leistungsdiagnostik zum Ausbildungsstand der sportlichen Technik und
• Weltstandsanalysen zur Entwicklung der Wettkampfleistung und der Technik
sowie die Weiterentwicklung der dafür notwendigen Trainingsanalyse „WinWota“, dem MIS- Gewichtheben und der Multimediadatenbank. Die gewonnenen Ergebnisse fließen direkt in die trainingsmethodischen Konzeptionen des BVDG, die jährlichen zentralen Rahmenorientierungen zur Belastungsgestaltung, die MAZ- Pläne sowie direkt in die ITP der Sportler/innen der verschiedenen Altersbereichen ein. Im letzten Olympiazyklus konnten aus den trainingsmethodischen Analysen altersspezifische Intensitätsanforderungen für das mittlere Hantelgewicht und für den Bestwert im Wochenverlauf eines MAZ abgeleitet und verallgemeinert werden. Zur konkreten Laststufengestaltung je Übungsanwendung im Wochen- und MAZ-Verlauf in den Hauptübungen zur Kraftentwicklung und Leistungsausprägung besteht ein Erkenntnisdefizit im Nachwuchsbereich. Im Spitzenbereich konnten speziell für die Wettkampfübungen und eingeschränkt für die Kniebeugeübungen erste Erkenntnisse zur Laststufenverteilung verallgemeinert werden. Speziell im Nachwuchsbereich sind solche Untersuchungen für den Erkenntnisgewinn zur Laststufengestaltung von der TE bis zum MAZ für Hauptübungen durchzuführen. Es ist zu erwarten, dass im Nachwuchs- und Anschlussbereich eine andere Verteilung der Laststufen bei höherem Umfang und Satzgrößen aber niedrigeren relativen Intensitäten sich als wirksam für eine alterspezifische Kraftentwicklung und Leistungsausprägung erweist. Dabei ist in Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit, dem Ausbildungsabschnitt und vom biologischen Alter von einem fließenden Übergang ab der B-Jugend bis zu den Senioren individuell in der Laststufenverteilung auszugehen.

(Zwischen)Ergebnisse

Erste Ergebnisse der Weltstandsanalysen verweisen international auf einen Leistungsrückgang bei den Männern und eine Leistungsstagnation im Nachwuchsbereich. Bei den Frauen ist ein Leistungsrückgang im Platzierungbereich aber ein weiterer Anstieg im Medaillenbereich zu konstatieren. Im Nachwuchs kann nur eine geringe tendenzielle Erhöhung des Leistungsvermögens festgestellt werden. Grundlagen der Weiterentwicklung sind in erster Linie in gestiegenen Kraftfähigkeiten zu benennen in Verbindung zu wirksamen Technikvarianten. Im nationalen Bereich konnten die individuellen Leistungen im Nachwuchsbereich und bei den jüngeren Spitzenkadern weiter auf Grundlage von Steigerungen der Beschleunigungs- und Maximalkraft und durch Verbesserungen in der Technik erzielt werden. Für den Nachwuchsbereich sind folgende Ergebnisse zu ausgewählten Aspekten herauszustellen. - International konnte der Anschluss an das Medaillenniveau mit 96,5% der Mädchen und 94,1 % bei den Jungen zur Jugendeuropameisterschaft hergestellt wer-den. Um diesen Anschluss zu halten und auszubauen, sind weitere hohe Zuwachsraten (30 kg Jungen, 20 kg Mädchen) im Jahresverlauf und das Heranführen von neuen Jugendlichen erforderlich (Zielstellung: mindestens 10% Zuwachs im ZWK). Bei den Jungen sollte insbesondere die Reißleistung im Mittelpunkt stehen, um die Annäherung mit einem Zuwachs von 4% auf 96% zum Medaillenniveau analog dem Stoßen zu realisieren. - Im Jugendbereich sind Zweikampfresultate von 70-75% zum aktuellen Weltrekord der Senioren mit den Besten anzustreben. - Im Verhältnis von Reiß- zur Stoßleistungen sind Werte von ca. 80% zu realisieren. - Die Trainingshäufigkeit ist für die Belastungsrealisierung zu stabilisieren. An sport-betonten Schulen sollte im Jugendbereich ein systematischer Anstieg auf eine Trainingshäufigkeit von 8-9 TE in hohen Wochen die Regel sein. Davon sollten 2 TE für das allgemeine Training genutzt werden. Im Gegensatz zu den letzten Auswertungen sollten nur in Trainingslagern Wochen mit 10 TE realisiert werden, wobei allgemeine TE darin eingeschlossen sind. Im Heimtraining (Verein) sind 6 TE in hohen Wochen zu realisieren. - Die Forderung in diesem Altersbereich, die erhöhte Trainingshäufigkeit auch unter dem Aspekt der Sicherung eines notwendigen Anteils von allgemeinem Training (Spiele, Sprung-, Lauf-, Koordinations-, Fitnesstraining) zu nutzen, wird noch verstärkt. Bei Sicherung eines ausreichend hohen speziellen Gesamtumfanges von 380-400 WH/Wo bei den Jungen und 420-440 WH/Wo bei den Mädchen (bedeutet eine Reduzierung der aktuellen Umfangsanforderung) müssen allgemeine Anteile zur komplexen Entwicklung der altersspezifischen Leistungsvoraussetzung eingefügt, erhöht und bewusst verstärkt werden. Damit wird zu einer hohen Gesamtbelastung mit altersspezifischen Mitteln beigetragen und eine wesentlich höhere Komplexität in der Ausbildung des langfristigen Leistungsaufbaus gewährleistet. Die hohen Leistungsansprüche sind auch mit diesen Bestandteilen bei komplexer Realisierung zu erreichen. - Die Satzgestaltung im speziellen Training konnte verbessert werden und es wurde insbesondere in den Kraft-TÜ mit höheren Satzgrößen entsprechend des Altersbereiches gearbeitet. Damit wurden die Forderungen aus den Analysen von 2005 insbesondere in den Kniebeugen und den Zugübungen umgesetzt. Dies ist zielgerich-tet fortzusetzen. - Zur Sporttechnik ist festzustellen, dass insgesamt Fortschritte in der sporttechnischen Entwicklung zu verzeichnen sind, da mehrere Sportler in bestimmten Bewegungskomplexen gute technische Strukturen realisieren, die sich dem Technikleitbild annähern. Dies ist sicher ein Ergebnis der verstärkten Bemühungen des BVDG und seiner Wissenschaftspartner, die sich in gezielten Weiterbildungen, der erarbeiteten Technik-CD und des erstellten Materials (Poster) zum präzisierten Technikleitbild manifestieren. Trotz dessen kann der erreichte Stand nicht befriedigen, da weiterhin deutliche Leistungsreserven in der sporttechnischen Ausbildung bei vielen Sportlern zu verzeichnen sind, die innerhalb der Fortführung des langfristigen Leistungsaufbaus die Leistungsentwicklung beeinträchtigen und einen erhöhten Aufwand bei der Technikvervollkommnung bzw. ein direktes aber erschwertes Umlernen sporttechnischer Strukturen erfordern. Dies erfordert eine Verbandsstrategie zu sporttechnischen Schwerpunkten vom Jugend- bis zum Spitzenbereich, um eine effektive, dem Leitbild angenäherte Bewegungsstruktur ab dem Jugendbereich auszubilden.