Fans und Ultras im Internet (Im Auftrag des Deutschen Fußballbundes)
Leiter des Projekts: | Pilz, Gunter A. (Universität Hannover / Institut für Sportwissenschaft) |
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Forschungseinrichtung: | Universität Hannover / Institut für Sportwissenschaft |
Format: | Projekt (SPOFOR) |
Sprache: | Deutsch |
Projektlaufzeit: | 01/2002 - 12/2003 |
Schlagworte: | |
Erfassungsnummer: | PR020050500271 |
Quelle: | www.erz.uni-hannover.de |
Zusammenfassung
Das Internet boomt. 47 Prozent aller Deutschen ab 18 Jahren nutzen das Netz. Laut einer aktuellen Studie der Universität Frankfurt erlangen Kinder heute bereits ab drei, im Durchschnitt ab 7,8 Jahren den Zugang zum PC. Das Surfen durchs World Wide Web ist schon ab fünf Jahren angesagt, im Durchschnitt ab 9,2 Jahren.
Allein in Deutschland gibt es 5.635.276 Domain-Namen. (Stand: 15. Juli 2002, www.denic.de) Alle zehn Sekunden wird eine neue "deutsche" Adresse registriert.
Die rasante Entwicklung des Internets, mit seinen weltweiten Kommunikationsmöglichkeiten, bleibt auch in der Fußballfanszene nicht unbeobachtet. Auf schnellstem Wege kann eine kleine Interessen-Gruppierung weit mehr Menschen erreichen, als über die herkömmlichen Medien. Ohne großen finanziellen Aufwand können Busfahrten zu Auswärtsspielen im Netz organisiert, Fan-Bekleidung vertrieben und die neuesten Informationen über Spieler per Mouse-Klick geliefert werden. Zudem hilft die Anonymität des Netzes, Hemmungen zu überwinden, und mit den Betreibern einer Homepage Kontakt aufzunehmen, als Sympathisanten an Material über bestimmte Themen zu kommen und Texte schnell und günstig zu multiplizieren. Leider erfolgt so auch die Verbreitung von radikalem Gedankengut problemlos. Brutale Bilder werden einfach via Email verschickt, der Gebrauch von Drogen verharmlost, Gewalt verherrlicht verbotene Nazi-Symbole abgedruckt, Songtexte der Böhsen Onkelz wie z.B. "Türken raus" zitiert oder zum Kampf gegen die "Bullen" aufgerufen. Vor allem junge User, die einen Großteil ihrer Freizeit mit dem Surfen im Netz verbringen, sind dabei gefährdet, bestimmte Botschaften unterschwellig aufzunehmen. "Nach Erfahrungen der Jugendschutzbehörde sind nicht die reißerischen Webseiten mit rechtsextremistischer Symbolik die größte Gefahr, sondern auf subtile Art transportierte fremdenfeindliche Gedanken. Beispielsweise wird über Musik rechtsextremes Gedankengut für Jugendliche interessant gemacht." (Bundeskriminalamt Wiesbaden, Pressemitteilung vom 04.07.2002)
Das Internet ist ein unbegrenzter Raum, der sich ständig verändert. Werden heute spezielle Seiten gesperrt, tauchen sie morgen eventuell über einen amerikanischen Anbieter wieder auf. "Das WWW interpretiert Sperrungen als Fehler und umgeht sie." (Schomberg, 15.07. 2002)
Da man aber in einem dezentralen Medium nur schwer mit Verboten oder Filtersoftware etwas erreichen kann, ist es wichtig aufklärerisch vorzugehen, und sich mit der Thematik kritisch auseinander zu setzen.
Und genau das soll mit dem Projekt bzw. der Studie "Ultras im Internet" versucht werden. Die Ultras bezeichnen sich gerne als friedlich, unpolitisch und unproblematisch. Teilweise agieren sie sogar als Sympathieträger der jeweiligen Vereine. Ob ihre Selbsteinschätzung gerechtfertigt ist, wie die neuen Fußballfangruppierungen das Internet nutzen und wie sie sich dort präsentieren, soll in der angekündigten Studie geklärt werden.
Projektschwerpunkte
Untersucht werden ausgewählte Internet-Auftritte deutscher Fan- und Ultra-Gruppierungen, die Anhänger einer der 36 Bundesligavereine (1. und 2. Liga) sind.
Über einen Zeitraum von ca. einem Jahr sollen die Web-Seiten im Hinblick auf Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und Gewaltbereitschaft genauer analysiert werden. Die aktuelle Recherche erfolgt dafür hauptsächlich im Internet. Hintergrundinformationen liefern Bücher, Zeitungen, o.ä.
Um ein besseres Bild der "Macher" der Netz-Auftritte zu bekommen, können vor Ort Interviews mit den jeweiligen Fan-Betreuern, Fan-Projektleitern und ggf. mit den Verantwortlichen der Ultra-Gruppe selbst geführt werden.
Aufbau des Projektes
Neben einer kurzen Hintergrundrecherche soll es in der Projektstudie im Schwerpunkt um die aktuelle Präsentation der Ultras im Internet gehen. Wer steckt hinter der Gruppierung, was wollen sie, wie stellen sie sich dar, welche Symbole, Sprache oder Bilder verwenden sie dabei? Welche Rolle spielt der Fußballverein? Versuchen Ultras andere User für ihre Interessen zu mobilisieren, wird Gewalt verherrlicht oder radikales Gedankengut verbreitet ?
Um die Darstellung der Webseiten genau zu analysieren, bietet sich eine Standardisierung der Untersuchung nach folgenden Kriterien an:
Ergebnispräsentation
An einer ausgewählten Homepage soll die Vorgehensweise dieser Studie einmal exemplarisch und genau durchexerziert werden.
Die Ergebnisse dieser Analyse sollen als Zwischenergebnis der gesamten Studie vorgestellt und später als eine Art Muster für die Bearbeitung der restlichen Internet-Seiten genutzt werden.
Die vollständige Präsentation der Beobachtungsergebnisse erfolgt schließlich durch eine schriftliche Ausarbeitung und einer Power Point Präsentation für jeden Verein und den jeweiligen Ultra-Seiten Ende 2003.