Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des intersystemischen sportbezogenen Jugendsozialprojektes Körbe für Köln e.V.

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Luetkens, Sascha Alexandra (Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung, Tel.: 0221 4982-2570, luetkens at dshs-koeln.de); Petry, Karen Maria
Mitarbeiter:Marx, Christoph; Kuk, Katrin von; Faust, Vera; Ebbert, Stephanie; Didrich, Dennis
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung
Finanzierung:Eigenfinanzierung; RheinEnergieStiftung Jugend / Beruf, Wissenschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:04/2002 - 12/2006
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020050300107
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Im intersektoralen Netzwerkansatz des Körbe für Köln e.V. wird mittels ressortübergreifender Kooperation und Ressourcenbündelung versucht Teilleistungen aus den Handlungsfeldern Sport, Arbeitsmarkt, Stadtentwicklung und Jugendhilfe integrativ zu verbinden. Basketball/Streetball wird als Medium für eine niederschwellige soziale Arbeit in Wohnbereichen mit erhöhtem Jugendhilfebedarf eingesetzt. Die Sportangebote werden mit sozialräumlichen Angebotsstrukturen und einer professionellen Beratung zur beruflichen Orientierung vernetzt. Im Sozialprojekt wurden im anschubfinanzierten Förderzeitraum von April 2002 bis April 2006 sieben Standorte plus eigene Mädchenangebote in Köln installiert und regelmäßig betreut. Kernprinzipien im Kölner Modell sind der Vernetzungsansatz, die Ko-Produktion sozialer Arbeit und eine sozialräumliche Ausrichtung der Angebote. Die Nutzung und Bündelung der lokalen Potenziale, Ressourcen und Strukturen vor Ort in der Netzwerkarbeit wird über eine Urban Governance im Mehrebenenansatz geregelt, d.h. eine gesamtstädtische Entwicklungsperspektive mit globaler Handlungsorientierung wird über dialogische Verfahren, intersystemische Diskurse und Verhandlungsarbeit an Runden Tischen Sozialraumorientiert konkretisiert und umgesetzt. Neben finanziellen Ressourcen (Fundraising, Sponsorengeldern, private Spenden)werden vor allem auch soziales Kapital, Kompetenzen und Humankapital aus Sport, Jugendhilfe, Wirtschaft, Wissenschaft und von Dritte Sektor Organisationen (Freie Träger der Jugendhilfe, Sportvereine, etc. Übergeordnete Ziele der Netzwerkarbeit im KfK sind die soziale und berufliche Integration benachteiligter junger Menschen über die intersystemische Vernetzung von Angeboten in offenen Sport- und Beratungsangebote zur beruflichen Orientierung für alle. Die wissenschaftliche Begleitung ist als partizipative Evluationsforschung(angewandte Sozialforschung/ Aktionsforschung) gestaltet und umfasst neben der kollektiven Erarbeitung und Kontrolle von Qualitätsstandards im Verbundsystem(inkl. Netzwerkkoordination, Moderation, Coaching, Qualitätsmanagement) eine formative und abschließend einmalig auch eine summative Evaluation. Um keine Forschung aus dem "Elfenbeinturm" heraus zu gestalten werden dialogisch-kooperative Verfahrensweisen, die Triangulation von Methode und Perspektive (Wissenschaft, Jugend/Sportexperten, Jugendliche) sowie eine hohe Transparenz der Projektmaßnahmen für eine breite Öffentlichkeit als Kernprinzipien der Netzwerkarbeit verfolgt. Sozialräumliche Planungs- und Steuerungsprozesse sind als bottom-up Prozesse konzipiert und geprägt durch einen hohen Anteil an reflexiver Mitgestaltung und Selbstevaluation der involvierten Akteure. Quantitative und qualitative Datenlagen aus den modularen Bestandteilen der Evaluationsstudie (Teilstand. Jugendbefragung; Dokumentationen der Angebote und teiln. Beobachtung)werden integrativ verarbeitet. Die sozialräumlich differenzierten Daten (Sozialraumanalyse) werden ganz im Sinne eines Managing Diversity und eines Gender Mainstreaming auch nach geschlechts-, herkunfts- und altersbezogenen Besonderheiten differenziert, um den spezifischen Bedarfslagen der Zielgruppe gerecht zu werden.

(Zwischen)Ergebnisse

Zwischen Juni 2002 und Juni 2006 wurden 7 Standorte mit Streetballangeboten und spezifische Mädchen-Hallenangeboten sowie 4 sozialräumliche Vernetzungsstrukturen zu Beratungsangeboten zur beruflichen Orientierung installiert und regelmäßig umgesetzt. Gezählt werden konnten bis Ende Juni 2006 knapp 22.000 Kontakte mit jungen Menschen (Mehrfachnennungen möglich), die in den prioritären Wohbereichen mit erhöhtem Jugendhilfebedarf (trad. soziale Brennpunkte) am Sportangebot teilnahmen: Insgesamt wurden 46 Events (Durschnitt 75 Jugendliche/pro Event) und 1.451 regelmäßig betreute Angebote (im Schnitt 7 Mädchen bei den Mädchenangeboten, 12 Jugendliche - Jungen und Mädchen - bei den Platzangeboten) durchgeführt. Zusätzlich wurden insgesamt 287 junge Menschen im Hinblick auf Berufsmöglichkeiten, Ausbildung und Maßnahmen ausführlich informiert und weitere 163 junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund individuell beraten (z.B. Recherche zur Ausbildungssuche, Vermittlung in Maßnahmen, Berufsberatung etc.). Diese Beratungen implizieren zum Teil einen Beratungsprozess 2 und mehr Folgeberatungen. In dieser Gruppe weisen mehr als 64% einen Migrationshintergrund auf. Neben den Dokumentationsdaten (s.o.), wurden im Sommer 2004 und im Sommer 2006 je eine Jugendbefragung (Querschnitt, n=142; n= 112) durchgeführt, die Rückschlüsse zur Zufriedenheit der Zielgruppe und ein hohes Bindungsverhalten an die Angebote erlaubt. Ergänzt wird das Ergebnisspektrum um sozialraumorientierte systemübergreifende Zielfindungsprozesse mit den lokalen Netzwerkpartnern (in den Gebieten Ehrenfeld, Nippes, Mülheim und Kalk; offen für Chorweiler und Porz-Finkenberg). Auf Basis dieses strategischen Instrumentes einer reflexiven Netzwerkkoordination vor Ort erfolgte i.R. der partizipativen Begleitforschung im Körbe für Köln die an den Bedarfen der Sozialräume ausgerichtete, zugleich kooperative Entwicklung handlungsfeldübergreifender Qualitätskriterien, die über Selbst- und Fremdevaluationsverfahren in Anl. an das QQS-System (von Spiegel 2000) kontinuierlich überprüft und in integrierte Handlungsstrategien überführt wurden.