Funktionelle Stabilität am Kniegelenk zur Verletzungsprophylaxe im Nachwuchsbereich Fußball (Teilprojekt 2a im Rahmen des Gesamtprojekts "Fußball interdisziplinär")

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schumacher, Thomas
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 080102/04-06)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:07/2004 - 07/2006
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020050300045
Quelle:Projektmeldung

Zusammenfassung

Erfassung und Beurteilung der sensomotorischen Leistungsfähigkeit von Fußballspielern (Jugendmannschaften) und deren Beeinflussung durch ein Training mit dem Ziel präventiv das Verletzungsrisiko zu minimieren. Priorität hat hierbei v. a. die Umsetzung in die Praxis bzw. in den Trainingsalltag.

(Zwischen)Ergebnisse

Die deskriptive Darstellung der Ergebnisse zeigt keinen kontinuierlichen Verlauf, sondern zunächst bei allen Mannschaften eine deutliche Verbesserung in der dynamischen sensomotorischen Gleichgewichtsregulation und anschließend wieder eine leichte Reduktion bzw. Stagnation in der funktionellen Stabilität. Die Veränderung vom ersten zum zweiten Messtermin ist nach Berechnung mit einfaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung für beide Beine hochsignifikant (p<0,01) ausgefallen. An den weiteren Untersuchungsterminen sind hingegen keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zum zweiten Messtermin festzustellen, so dass sich die sensomotorische Gleichgewichtsregulation nicht weiter verbessert hat aber jeweils deutlich über dem Ausgangsniveau bleibt. Bei dem Seitenvergleich fällt auf, dass teils enorme Unterschiede zwischen den Beinen hinsichtlich der sensomotorischen Gleichgewichtsregulation erfasst wurden. Interessanterweise liegt aber keine signifikante Differenz zwischen dominanten Stand- und Schussbein vor (p=0,35), so dass einige Spieler offensichtlich eine bessere Gleichgewichtskontrolle auf ihrem dominanten Standbein aufweisen und andere auf dem Schussbein. Da kein signifikanter Unterschied zwischen den getesteten Mannschaften besteht, weder im Querschnitt noch im Längsschnitt, können die Ergebnisse als repräsentativ für jugendliche Fußballspieler angesehen werden. Als Hauptergebnis der Untersuchung ist eine Reduktion der Standflächenschwankungen festzuhalten, die als optimierte posturale Kontrolle bzw. funktionelle Gelenkstabilität der jugendlichen Fußballspieler zu bewerten ist. Die deutlichen Verbesserungen zu Beginn sind dabei zum einen als Effekte auf das zusätzliche sensomotorische Übungsprogramm zu werten, welches in den Trainingsalltag der jugendlichen Fußballspieler integriert wurde. Zum anderen sind aber sicher auch Gewöhnungseffekte an die eingesetzte Messmethode nicht auszuschließen. Die Reduktion bzw. die Stagnation der sensomotorischen Leistungsfähigkeit kann u. a. auf Ermüdungen im Saisonverlauf zurückgeführt werden. Es ist ferner zu betonen, dass es sich hierbei nicht um eine kontrollierte Laborstudie handelt, sondern um eine praxisnahe Feldstudie, bei der einige Parameter nicht zu standardisieren waren (z. B. Belastungen am Tag vor dem jeweiligen Messtermin, die Tageszeit usw.). Die verbesserte sensomotorische Gleichgewichtsregulation kann physiologisch mit einer Optimierung neuromuskulärer Aktivierungen erklärt werden (z. B. Gollhofer 2003). Da in verschiedenen Studien ein negativer Zusammenhang zwischen der sensomotorischen Gleichgewichtsregulation und einem erhöhten Verletzungsrisiko aufgezeigt wurde (McGuine et al. 2000, Tropp et al. 1984, Södermann et al. 2001), kann man über einen präventiven Einfluss der verbesserten funktionellen Gelenkstabilität in dieser Studie spekulieren. Dieser Zusammenhang ist noch in weiteren, zur Zeit andauernden, epidemiologischen Auswertungen zu überprüfen. Ernste Verletzungen, die durch ein gegnerisches Foulspiel hervorgerufen werden, sind sicher nur bedingt durch präventive Maßnahmen zu minimieren. Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Mehrzahl der Kreuzbandrisse ohne direkte Gegnereinwirkung bei Landungen nach Sprüngen oder bei schnellen Richtungswechsel im Laufen entstehen (Hewett et al. 2001; Hawkins und Fuller 1999; Faude et al. 2005; Södermann et al. 2002, Faunol und Wulff Jakobsen 2006 2001), so dass das präventive Potential eines speziellen sensomotorischen Trainingsprogramms und der daraus resultierenden verbesserten Gleichgewichtsregulation offensichtlich ist.