Analyse und Optimierung der zeitlichen Gesamtbelastung sowie von Tätigkeitsbedingungen und -anforderungen an Eliteschulen des Sports in Sachsen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Rost, Klaus (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Tel.: 0341 4945153, krost at iat.uni-leipzig.de); Sperling, Wolfram; Tzschoppe, Petra
Mitarbeiter:Pfeiffer, Mark
Forschungseinrichtung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Finanzierung:Eigenfinanzierung; Land
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/2000 - 12/2004
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020031200232
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Die Bedeutung des Projektthemas ergibt sich daraus, dass etwa 95 % der Sportlerinnen und Sportler, die den D- und D/C-Kadern der Landesfachverbände angehören, sich im schulpflichtigen Alter befinden. Sie stehen vor der Aufgabe, durch Sport und Schule definierte, konkurrierende Anforderungsstrukturen verarbeiten zu müssen. Ein Problem von hoher Prävalenz ist die zeitliche Doppelbelastung, weil Schule und Sport mit systematischer Regelhaftigkeit zunehmend höhere Zeitanforderungen beanspruchen. Je besser es gelingt, ein leistungsförderndes Umfeld für diese Einrichtungen zu schaffen und die schulische Ausbildungen mit den Anforderungen des leistungssportlichen Trainings abzustimmen, desto plan- und kalkulierbarer gestalten sich indivi-duelle Entwicklungsverläufe. Ziel des Projektes ist es, Tätigkeitsbedingungen und -anforderungen in Training/Wettkampf, Unterricht, Internat, privatem und sozialem Umfeld zu analysieren sowie Ansätze und Lösungen zur Optimierung der Förderung sportlicher Talente an den sportbetonten Schulen bei Wahrung der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung abzuleiten.

(Zwischen)Ergebnisse

1. Die tendenziell sehr deutlichen Einschätzungen aller befragten Schüler/Sportler, Eltern, Lehrer, Erzieher und Trainer zur Höhe der zeitlichen Gesamtbelastung, zum Ermüdungszustand, zu Freizeitmöglichkeiten der Sportschüler Kinder verweisen darauf, alternative Überlegungen zur besseren Vereinbarkeit von Schule und Training zu forcieren. Diese Forderung ist um so bedeutsamer, da Ergebnisse der Schülerbefragung zeigen, dass nicht wenige Kinder und Jugendliche unterhalb der zeitlichen Mindestanforderungen der Spitzenfachverbände trainieren. Es sollten neuartige Lösungen zur anforderungsgerechten jahres-, wochen- und tages-bezogenen Rhythmisierung von Schule und Training geprüft werden, die eine deutliche sportart- und alterabhängige Flexibilisierung (Neustrukturierung) bisheriger zeitlicher Abläufe und inhaltlicher Anforderungen - einschließlich des klassischen Schuljahres, des Fächerkanons, der gesamten Schullaufbahn, aber auch des langfristigen sportlichen Leistungsaufbaus - ermöglichen. Ein Ansatz wird in der konsequenten Wandlung der Schule zur "Ganztages-Einrichtung" mit vielfältigen Betreuungs-, Förder- und Unterstützungsleistungen, die bedarfgerecht im Unterricht, außerhalb des Unterrichts an der Schule, im Trainingslager u.a. angeboten werden, gesehen. Das führt auch zu Veränderungen in der traditionellen Rolle der Lehrer bzw. der Trainer. 2. Die Ergebnisse dokumentieren, dass die Kommunikationsstrukturen zwischen Eltern, Lehrern und Trainern unzureichend entwickelt sind. Um die Qualität der Kooperation aller Beteiligten im Sinne der optimalen Abstimmung von schulischen und sportlichen Anforderungen zu erhöhen, sind u.E. Kommunikationsstrukturen (z.B. themenbezogene Arbeitsgremien, Informationsplatt-formen) institutionell zu verankern, die einen regelmäßigen Informationsaustausch gewährleisten. 3. Die Rahmenbedingungen an sportbetonten Schulen in Sachsen werden von den Befragten als unzureichend eingeschätzt. Schwerpunkte der künftigen Verbesserungen sind bilden der Stütz- und Förderunterricht/Hausaufgabenbetreuung, die sportmedizinische Betreuung sowie die sportgerechte Essenversorgung. 4. Anzahl und Qualität der Trainer entscheiden maßgeblich über die Effektivität der sportbetonten Schulen als schulische Fördereinrichtung für den Nachwuchsleistungssport. Auf Grund der hohen zeitlichen Belastung sowie der qualitativen Ansprüche an die Tätigkeit des Trainers an sportbetonten Schulen, ergibt sich die Forderung nach hauptamtlicher Anstellung bei angemessener Vergütung (Richtgröße bildet die Einstufung der Schulsportlehrer). Unabhängig von der erreichten Lizenzstufe (Richtgröße ist die A-Lizenz) sollten an sportbetonten Schulen wirkende Trainer ein sportwissenschaftliches Hochschulstudium absolviert haben. Die spezifischen Tätigkeitsbedingungen für Trainer an sportbetonten Schulen sollten durch konkrete Anforderungsprofile auch arbeitsrechtlich untersetzt werden. 5. Die Befragungsergebnisse am Gymnasium zu soziostrukurellen Merkmalen der Elternschaft verweisen darauf, dass Talente möglicherweise einer doppelten sozialen Selektion - im gegebenen Fall bewirkt durch die Entscheidung für den gymnasialen Bildungsweg in Verbindung mit dem Entschluss für eine leistungssportliche Karriere - unterliegen. Hieran sollten weiter gehende Überlegungen zur Rolle der Sportmittelschulen sowie zur Stützung talentierter Kinder aus sozial schwachen Familien anknüpfen.