Soziale Integrationsleistungen von Sportvereinen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Baur, Jürgen (Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie, Tel.: 0331 977-1600, baur at rz.uni-potsdam.de); Braun, Sebastian
Mitarbeiter:Nagel, Michael
Forschungseinrichtung:Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie
Finanzierung:Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2001 - 12/2002
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020020800331
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Welche Integrationsleistungen erbringen Sportvereine als Vermittlungsinstanzen zwischen Individuum und Gesellschaft? Die Frage nach dem "sozialen Kitt" stellt sich zumal im Blick auf eine vermeintlich oder tatsächlich hochindividualisierte Gesellschaft, in der soziale Bindungen erodieren.
Dieser "soziale Kitt" wird seit de Tocqueville und Weber über die "Klassiker" der Politischen Kultur-Forschung bis zu neueren Ansätzen aus der kommunitaristischen Sozialtheorie und der Diskussion über das "soziale Kapital" einer Gesellschaft maßgeblich in intermediären Organisationen gesehen. Aufgrund ihrer besonderen Qualität "als kollektive Akteure des vorpolitischen Raumes", in denen sich "das assoziative Moment demokratisch-liberaler Gesellschaften" verdingliche (Zimmer), gelten sie als Hoffnungsträger, den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zu gewährleisten.
Vor diesem Hintergrund gilt das Interesse des Forschungsvorhabens den Integrationsleistungen intermediärer Organisationen als "Zwischenträger in gesamtgesellschaftlichen Integrationsprozessen" (Streeck). Im Mittelpunkt stehen dabei die mitgliederreichsten Personenvereinigungen in Deutschland, die bislang in der aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskussion über intermediäre Organisationen bestenfalls am Rande erwähnt werden: die ca. 85.000 Sportvereine, denen mittlerweile rund jeder Vierte in Deutschland angehört.
Offenbar gelingt es Sportvereinen nach wie vor, Mitglieder zu binden, und dies im Unterschied zu anderen traditionellen Vereinigungen wie z.B. Parteien und Gewerkschaften, die Mitgliederstagnation oder sogar Mitgliederrückgang verzeichnen (Erlinghagen et al.; Otte). Im Sinne der Individualisierungsthese haben sich Sportvereine offenbar an veränderte Formen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung angepasst, und ihre Integrationsmodi scheinen sich gewandelt zu haben. Worin aber besteht die Integrationskraft gerade der Sportvereine - wenn einerseits angenommen wird, dass Mitgliedschaftsverhältnisse mit dem Verfall traditionaler Sozialmilieus, dem "Rückgang der moralischen Besetzung von Institutionen", der Erosion formaler Loyalitäten prinzipiell unsicher werden (Streeck), wenn andererseits auf die "Renaissance der Vereine" als Orte der Integration in unvollständig integrierten modernen Gesellschaften verwiesen wird (Zimmer; Seibel; Anheier et al.)?