Gesundheitsförderung in der Gemeinde - eine empirische Untersuchung zum Zusammenhang von sportlicher Aktivität, Fitness und Gesundheit

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Bös, Klaus (Technische Universität Karlsruhe / Institut für Sport und Sportwissenschaft, Tel.: 0631 205-2014, klaus.boes at t-online.de); Woll, Alexander (Technische Universität Karlsruhe / Institut für Sport und Sportwissenschaft, Tel.: 0721 608-7542, alexander.woll at geist-soz.uni-karlsruhe.de)
Mitarbeiter:Tittlbach, Susanne A. (Technische Universität Karlsruhe / Institut für Sport und Sportwissenschaft, tittlbach at sport.uka.de)
Forschungseinrichtung:Technische Universität Karlsruhe / Institut für Sport und Sportwissenschaft
Finanzierung:Land; AOK ; Gemeinde Bad Schönborn
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1991 - 12/2003
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020000106560
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Bevor sportliche Aktivierung als ein Mittel der kommunalen Gesundheitsförderung empfohlen werden kann, muß zunächst die Hypothese “Sporttreiben fördert die Gesundheit” auf ihre empirische Bewährung überprüft werden. Zentrale Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist die empirische Überprüfung dieser Hypothese im kommunalen Rahmen bei Personen im mittleren und späteren Erwachsenenalter. Der Zugang zum Thema stellt dabei eine Kombination 1. der klassisch epidemiologischen Vorgehensweise mit der Untersuchung der Verteilung und der Determinanten von krankheitsorientierten Faktoren und 2. einer Orientierung an den psychosozialen Ressourcen von Gesundheit dar. Theoretischen Hintergrund der Arbeit bildet ein um die Komponenten sportliche Aktivität und Fitness erweitertes Anforderungs-Ressourcen-Modell der körperlichen Gesundheit von Becker/Bös/Woll (1994). Neben der Entwicklung diagnostischer Verfahren und der Überprüfung des Einflusses der soziodemographischen Faktoren Alter, Geschlecht und sozialer Statuszugehörigkeit auf Gesundheitskriterien und -prädiktoren dient die Längsschnittsuntersuchung folgenden Zielen: (1) Der inferenzstatistischen Überprüfung des Einflusses von sportlicher Aktivität auf die Fitness, die habituelle körperliche Gesundheit, interne physische Anforderungen und interne psychische Ressourcen sowie der Analyse des Einflusses von Fitness auf die habituelle körperliche Gesundheit und die internen psychischen Ressourcen. Darüber hinaus wurde der Einfluß der internen psychischen Ressourcen auf die habituelle körperliche Gesundheit geprüft. (2) Der pfadanalytischen Überprüfung (mittels LISREL) des modifizierten Anforderungs-Ressourcen-Modells. Die Auswertung der Längsschnittsdaten erfolgt getrennt für vier verschiedene Gesundheitsmaße: Selbsteinschätzung der globalen körperlichen Gesundheit, Herz-Kreislauf-Beschwerden, orthopädische Beschwerden und die Arzteinschätzung der Gesundheit. Als latente Erklärungsvariablen in dem Pfadmodell dienen neben sportlicher Aktivität, interne psychische (seelische Gesundheit) und physische Ressourcen (Fitness), externe psychosoziale Ressourcen (soziale Unterstützung und Kontrolle über die Arbeit) und externe physische Anforderungen (physische belastende Arbeitsbedingungen). Insbesondere wird auch überprüft, inwieweit es sich bei den Beziehungen zwischen sportlicher Aktivität und den verschiedenen Gesundheitsmaßen um einen direkten Haupteffekt oder um einen über die Fitness vermittelten Effekt (Mediatoreffekt) handelt. Untersucht wurden 326 Männer und Frauen im Altersbereich zwischen 38 und 61 Jahren. Die Datenerhebung fand 1992 und 1997 in der baden-württembergischen Gemeinde Bad Schönborn statt und die Stichprobe ist repräsentativ. Der dritte Datenmeßzeitpunkt findet 2002 statt.

(Zwischen)Ergebnisse

Die inferenzstatistische Analyse zeigte einen signifikanten Einfluß von sportlicher Aktivität auf die körperliche Fitness, die internen phyischen Anforderungen (Risikofaktoren), die internen psychischen Ressourcen und auf drei der vier verwendeten Gesundheitsmaße. Sportlich aktive Personen weisen eine signifikant bessere körperliche Leistungsfähigkeit, weniger interne physische Anforderungen, mehr interne psychische Ressourcen (z.B. seelische Gesundheit) auf. Sie schätzen ihre Gesundheit selbst besser ein und werden auch vom Arzt günstiger beurteilt. Darüber hinaus weisen Sportler weniger Herz-Kreislauf-Beschwerden auf. In der Wahrnehmung von orthopädischen Beschwerden unterscheiden sich sportlich aktive und inaktive Personen nicht statistisch bedeutsam. Empirisch nicht bestätigt werden konnte ein Zusammenhang zwischen dem Fitness-Zustand und den internen psychischen Ressourcen. Der Zustand der körperlichen Fitness erweist sich jedoch als bedeutsamer Einflußfaktor auf die verschiedenen Gesundheitsmaße: Personen mit einem besseren Fitness-Zustand weisen günstigere Werte auf als Personen mit einem schlechteren Fitnesszustand. Die internen psychischen Ressourcen erweisen sich als Einflußfaktoren auf die Selbsteinschätzung der Gesundheit und auf das Vorhandensein von Herz-Kreislauf-Beschwerden. Zusammenhänge mit der Arzteinschätzung der Gesundheit und den orthopädischen Beschwerden wurden nicht signifikant.