Erfassung und Analyse biomechanischer Parameter bei Kraulrollwenden und deren Konsequenzen für das Krafttraining an Land

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schmidtbleicher, Dietmar (Universität Frankfurt am Main / Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Leistungsdiagnostik, Tel.: 069 798-24524, schmidtbleicher at sport.uni-frankfurt.de)
Mitarbeiter:Hemmling, Gerlinde; Kaiser, Ingo; Recht, Miriam
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Leistungsdiagnostik
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 030211/98)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2001 - 12/2001
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020000106489

Zusammenfassung

Zum Einfluß des Wendenabschnitts auf die Gesamtzeit bei Schwimmwettkämpfen sowie zu Rückständen der deutschen Hochleistungsschwimmer im Wendenbereich liegen eine Vielzahl von Untersuchungen vor. Im Gegensatz dazu findet man in der schwimmpraktischen und trainingswissenschaftlichen Literatur vergleichsweise wenig Veröffentlichungen zu den konditionellen Voraussetzungen für eine Minimierung der Wendenzeit. Zudem fallen bei Durchsicht aktueller Forschungsergebnisse Widersprüchlichkeiten bezüglich des Abstoßverhaltens bei Kraulrollwenden auf.
Leistungsdiagnostische Verfahren zur Analyse von Kraulrollwenden und die trainingsoptimierende Ansteuerung durch ein Krafttraining an Land sind Gegenstand des Forschungsprojektes. Zielsetzung ist, auf Basis der Erkenntnisse zu leistungsrelevanten Einflußgrößen der Kraulrollwende Konsequenzen für eine Neugestaltung des Landtrainings im Hochleistungsschwimmsport zu ziehen.

(Zwischen)Ergebnisse

Die Basis des Forschungsvorhabens bilden verschiedene Voruntersuchungen zum Wendenabschnitt im Rahmen eines vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Projektes unter der Leitung von Prof.Dr. Schmidtbleicher mit dem Titel "Analyse der Muskelaktivitäten während des Wendenabstoßes (Kraulrollwende) im Vergleich zu Sprungformen des schwimmerischen Trockentrainings" oder dem Kurztitel "Schwimmwenden" (Projektnummer: VF 0403/0205/11/98). In einer Querschnittsuntersuchung wurden 21 Nachwuchsschwimmer leistungsorientierter Aufbaugruppen an einem Wendenmeßplatz - bestehend aus High Speed Videokameras, die sowohl unter als auch über Wasser die Kinematik der Wenden erfassen konnten, und einer an der Beckenwand angebrachten Kraftmeßplatte - getestet. Weitere Erhebungsverfahren basierten auf Tests bezüglich der Kraftfähigkeiten der Beinstrecker sowie auf der Auswertung von Trainingstagebüchern und anthropometrischen Messungen. Die Ergebnisse zeigen, daß bei den Probanden ein geringes Niveau bei den Wendenleistungen, insbesondere bei den Abstoßgeschwindigkeiten, zu verzeichnen ist. Parallel dazu ergeben sich erhebliche Defizite in den vertikalen konzentrischen und reaktiven Sprungkraftfähigkeiten. Probanden mit höherer Abstoßgeschwindigkeit zeigen eine zunehmende Kontaktzeit bei den Wenden sowie ein gutes Leistungsniveau bei den Sprunghöhen im Squat Jump und Counter Movement Jump. Die Probanden mit den längeren Kontaktzeiten erreichen im Mittel eine um 0,26m/s höhere Abstoßgeschwindigkeit. Ein möglicher Erklärungsansatz für dieses Ergebnis ist, daß die Schwimmer verschiedene Muskelarbeitsweisen beim Wendenabstoß (eine vorwiegend konzentrische oder eine reaktive im Sinne eines langsamen Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus) realisieren. Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Studien führen zu der Annahme, daß eine Verbesserung der Sprungkraftfähigkeiten und ein angestrebter Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus bei der Abstoßbewegung zu einer vergrößerten Impulsproduktion und somit höheren Abstoßgeschwindigkeiten führt.