Sportsozialisation und Identitätsentwicklung hochsportiver muslimischer Mädchen und Frauen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Kleindienst-Cachay, Christa (Universität Hannover / Erziehungswissenschaften / Arbeitsbereich Sport und Sportpädagogik, Tel.: 0511 7628557)
Forschungseinrichtung:Universität Hannover / Erziehungswissenschaften / Arbeitsbereich Sport und Sportpädagogik
Finanzierung:Eigenfinanzierung; Land Nordrhein-Westfalen
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit: - 12/1999
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105937

Zusammenfassung

Muslimische Frauen sind von allen Frauen der BRD diejenigen, mit dem geringsten Sportengagement. Trotzdem treiben seit einigen Jahren zunehmend auch Musliminnen in Deutschland sehr erfolgreich Hochleistungssport, und zwar überwiegend in männlich dominierten Sportarten, wie Fußball, Boxen, Tea-Know-Do, Karate, Handball. Generell wird in der Sozialisations- und Migrationsforschung die Sozialisation muslimischer Frauen in der BRD als schwierig, ja konflikthaft beschrieben. Das Projekt geht der Frage nach, ob und inwiefern der Sport als Faktor der sozialen Unterstützung im Prozeß der weiblichen Identitätsentwicklung dieser Frauen gesehen werden kann.

(Zwischen)Ergebnisse

Der Sport bietet hoch leistungsmotivierten und begabten muslimischen Mädchen und Frauen - neben dem Bildungssystem, in dem sie gleichfalls sehr erfolgreich sind - ein weiteres Feld, in dem sie selbst gesetzte Leistungsstandards erfüllen und sich in Konkurrenz mit anderen verorten können. Der Sport bietet ferner die Möglichkeit der Balance zwischen zwei Kulturen, weil er die zentralen Werte der Aufnahmegesellschaft symbolisiert, aber auch in der türkischen Migrantenkultur der BRD sehr beliebt ist. Der Sport gibt so die Chance, sich ein wenig von der eigenen Ethnie zu distanzieren, sich an die dominanten Werte der Aufnahmegesellschaft zu assimilieren und sich als moderne Frau zu präsentieren und den Wunsch nach Aufstieg zu realisieren, ohne allerdings die emotionalen Bedingungen an die Herkunftsgesellschaft aufzugeben oder gar mit ihr zu brechen. Die männlich dominanten Sportarten, wie z. B. Fußball, Boxen, Tea-Know-Do sind hierfür geradezu ideal, weil sie in der türkischen Migrationskultur, wie auch in der Türkei, bekannt und beliebt sind. Daher gibt es für diese Sportarten immer auch "Sozialisationsagenten" aus der eigenen Ethnie. Die männlich dominierten Sportarten bieten diesen Frauen aber auch in besonderem Maße die Möglichkeit, sich als "einzigartig" darzustellen, also Identität zu präsentieren durch den (scheinbaren) Widerspruch, der zwischen den Rollenvorschriften für eine muslimische Frau und den Anforderungen in einem "männlichen" Sport besteht.