Einfluß eines 24monatigen körperlichen Trainings auf ossäre und extraossäre Risikofaktoren einer Osteoporose bei Früh-postmenopausalen Frauen mit Osteopenie

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Kalendör, W. (Universität Erlangen-Nürnberg / Institut für Medizinische Physik, Tel.: 09131 85-2-5883, wolfgang at IMP.uni-erlangen.de); Engelke, Klaus; Kemmler, Wolfgang; Hensen, J.
Mitarbeiter:Baeskow, Carola; Lauber, Dirk
Forschungseinrichtung:Universität Erlangen-Nürnberg / Institut für Medizinische Physik
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:08/1998 - 06/2001
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105873

Zusammenfassung

Die Rolle der körperlichen Belastung im Sinne eines sportlichen Trainings zur Prophylaxe oder Therapie einer Osteoporose wird insbesondere durch die positiven Ergebnisse einer großen Anzahl von Interventionsstudien (Übersicht u.a. in Drinkwater 94; Gerber/Rey 91; Kemmler 96) derzeit als sehr hoch eingeschätzt. Während die Trainingsmethodik zur Verbesserung von konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, die derzeit in Zusammenhang mit Sturz und Bruch bzw. mit einer Verbesserung der Alltagsmotorik gesehen werden, weitgehend feststeht, sind die optimalen Trainingsmethoden zur Beeinflussung des Knochens noch zu diskutieren. Nicht jedes Training "wirkt" dabei positiv am Knochen, im Gegenteil, mehrere Studien (u.a. Nelson 91; Rockwell 90; Simkin 87) zeigen beispielsweise einen negativen Einfluß der Interventionsmaßnahme auf die untersuchten Knochenparameter.
Neben der Frage der optimalen trainingsmethodischen Vorgehensweise zur positiven Beeinflussung des Knochens stellt sich die "Kardinalfrage" (vgl. Gerber und Rey 91), ob denn ein optimiertes individuelles körperliches Training auch bei Personengruppen mit negativen Ausgangsbedingungen zu einem Erhalt/einer Verbesserung ossärer Parameter beitragen kann. Besonders interessant erscheint uns die Fragestellung, ob der in der Literatur berichtete, zum Teil dramatische Knochenverlust in der frühen Menopause, der in Einzelfällen bis zu 15-20 % p.A., (Richelson 84; Riggs 86b; Rüegsegger 84) beträgt, über ein isoliertes körperliches Training ohne gleichzeitige Medikation wesentlich beeinflußt werden kann.
Nur wenige Interventionsstudien beschäftigen sich mit den Auswirkungen eines körperlichen Trainings auf ossäre Parameter früh-postmenopausaler Frauen (Grove 92: 1-8 Jahre post; Kemmler 96: 1-8 Jahre post; Prince 91: 1-10 Jahre post; Pruitt 92: 1-7 Jahre post; Revell 93: 6 +/- 3 Jahre post). Während Prince et al. (91) mit einer Interventionsmaßnahme von relativ geringer Belastungsintensität keine knochenanabolen Effekte auszulösen vermochte, war die Belastungsform und -intensität der Studien von Grove et al. (92), Pruitt et al. (92), Revel et al. (93) und Kemmler (96) offensichtlich geeignet, adaptive Prozesse zu induzieren.
Grove et al. (92) wiesen, allerdings bei geringer Fallzahl (je n=5), für die Untergruppe die mit geringerer Belastungsintensität (vergleichbar Low-Impact-Aerobic) beübt wurde, einen Erhalt, für die Untergruppe mit höherer Belastungsintensität (High-Impact-Aerobic) eine deutliche Verbesserung der Knochendichte an der LWS (+1.7%) nach. Die Knochendichte der Kontrollgruppe reduziert sich während des 12monatigen Interventionszeitraums signifikant um 9.4 % (!).
Pruitt et al. (92) erfaßten nach einem 9monatigen, dynamischen Krafttraining großer Muskelgruppen eine deutliche Verbesserung der vertebralen Knochendichte (+1.6 %) bei gleichzeitiger deutlicher Reduktion der Knochendichte am Femur, welche das Ausmaß des Knochendichteverlusts der Kontrollgruppe deutlich übersteigt (-2.7% vs. -0,8%).
Mit einem einfachen 12monatigen Interventionsprogramm (Hüftbeugen gegen Widerstand) wiesen Revel et al. (93) einen Erhalt der Knochendichte an der LWS nach, während die Kontrollgruppe eine sehr deutliche Reduktion der trabekulären Knochendichte (- 7.1%) aufzeigte.
Kemmler (96) erfaßte nach neunmonatigem komplexen Interventionsprogramm bei Vergleich von Frauen in verschiedenen Lebensperioden (prä-, versus früh-post-, versus spät-postmenopausal; je ca. n=21) gerade für die Frauen in der früh-postmenopausalen Lebensperiode die deutlichsten Verbesserungen der Knochendichte an LWS (+2,8 %***), Ward'schem Dreieck (+1.2%*) und Gesamtkörper (+1.3%*). Der "Responderanteil" der früh-postmenopausalen Frauengruppe lag bei 77%.
Das Ergebnis, daß der hormonmangelinduzierte, rasche Knochenverlust während der frühen Postmenopause durch regelmäßige, geeignete Belastung auch ohne Hormongabe scheinbar teilweise oder ganz kompensiert werden kann, erstaunt und bedarf weiterer kritischer Hinterfragung. Neben einer Bestätigung dieser Ergebnisse durch höhere Fallzahlen und klar definierter Intervention sollten weiterführende Untersuchungen überprüfen, ob und inwieweit auch Frauen mit einem high-turnover Phänomen von einer Intervention mit körperlicher Belastung über einen längeren Zeitraum profitieren können. Weiterhin fragt es sich, ob die mechanische Komponente der Belastung ausreicht, den Hormonmangelzustand zu kompensieren oder ob möglicherweise eine systemische Komponente der Belastung im Sinne einer Ausschüttung knochenanaboler Substanzen in den hormonellen Regelkreis der frühen Postmenopause eingreift.

(Zwischen)Ergebnisse

Wir befinden uns derzeit noch in der Rekrutierungsphase. Die Eingangsmessungen von ca. 100 Teilnehmerinnen liegen derzeit vor.