Zur Wirkung unterschiedlicher Instruktionen auf das Erlernen komplexer Willkürbewegungen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Prohl, Robert (Universität Erfurt / Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften, Tel.: 0361 737-1068)
Mitarbeiter:Gröben, Bernd
Forschungseinrichtung:Universität Erfurt / Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1994 - 04/1998
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105872

Zusammenfassung

Auf der Basis eines anthropologischen Handlungsmodells (PROHL 1991) werden mit der "Weite" der "Weise" und der "Kopplung" intentionaler Vorentwürfe drei Analyseeinheiten vorgeschlagen, die eine empirische Darstellung und Erklärung der phänomenalen Struktur sportlichen Bewegungshandelns und Bewegungserlernens ermöglichen sollen. Der Formulierung dieser Analyseeinheiten liegt die Absicht zugrunde, die Struktur des Bewegungserlernens aus der Perspektive der Lernenden zu erfassen und dadurch forschungsgeleitet zur Aufklärung komplexer didaktischer Zusammenhänge des Lehrens und Lernens im Sportunterricht beizutragen. Die leitende Fragestellung der empirischen Untersuchung umfaßt die folgenden zwei Aspekte:
Exploration konkreter Wirkungen unterschiedlich gestalteter verbaler Instruktionen auf die Handlungsregulation bzw. auf den Lernprozess sowie
Die vergleichende Analyse der Effektivität der untersuchten Instruktionsformen
Diese Untersuchung wurde mit 109 Schülerinnen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren unter Laborbedingungen realisiert. Vier MZP erfassen Veränderungen im Rahmen des Übungsprozesses. Es wurden vier randomisierte Versuchsgruppen gebildet. Randomisierungskriterium ist die Leistung in einem Koordinationstest (WKP). Untersucht wurden die folgenden Instruktionsvarianten:
Gruppe M: Metaphorisch-episodische Beschreibung der Bewegung
Gruppe A: Abstrakte Beschreibung der Sollbewegung (Pendelgesetz) mit ausführungsbegleitender Ergänzungsinformation ("Pieps" bei optimaler Pendelauslage).
Gruppe Z: Orientierung auf ein markiertes Zielfeld (optimale Sprungweite), ohne direkte bewegungsbezogene Hilfestellung.

(Zwischen)Ergebnisse

Zusammenfassend betrachtet, entsprechen die empirischen Befunde weitgehend den theoretischen Erwartungen. Demnach kommt es im Laufe des Bewegungslernprozesses zu systematischen und überdauernden Veränderungen der subjektiven Handlungsstrukturierung. Im Laufe des Bewegungslernens entwickeln sich erweiterte internationale Spannen. Diese führen, in Verbindung mit einer zunehmend umgebungsbezogen-prozeduralen Wahrnehmungsmodalität, zu einem Zuwachs verkoppelter Handlungsintervalle. Die Referenz dieses Prozesses ist offenbar das jeweilige Gelingen bzw. Mißlingen der Bewegungshandlung, da der Aufbau komplexer Strukturen eng mit der Bewegungsleistung und mit dem Bewegungserleben zusammenhängt. Im Bezug auf die instruktionstheoretische Fragestellung hat sich gezeigt, daß die unterschiedlichen Lehrinstruktionen das Bewegungslernen systematisch und dauerhaft beeinflussen: Das Bewegungsverhalten wird durch verbale Instruktionen systematisch und überdauernd beeinflußt, wobei sich sowohl metaphorische als auch analytische Bewegungsanweisungen, im Vergleich zur reinen Zielorientierung und zum völligen Verzicht auf Lernhilfen, als effektiver erwiesen haben. Dieses Ergebnis wird durch den Vergleich der Untersuchungsgruppen hinsichtlich der Entwicklung der Sprungleistungen eindeutig belegt. Die Vpn der Gruppen A und M haben im Lernverlauf bzw. im Behaltens- und im Transfertest deutlich höhere Sprungweiten erzielt als die der Gruppen Z und K. Zum Behaltenstest sind in Gruppe M die höchsten Sprungweiten zu verzeichnen. Es ist bemerkenswert, daß verschiedenartige Konstruktionen nicht nur die unterschiedlichen Sprungweiten sondern auch die Unterschiede hinsichtlich des Bewegungserlebens bewirken: Metaphorische und analytische Instruktionsbedingungen bewirken die größte Steigerung der subjektiv erlebten Bewegungsqualität im Lernverlauf, sowohl in der telischen als auch in der autotelischen Dimension. In Gruppe M wird zum Ende des Lernprozesses die höchste Bewegungsqualität registriert.