Experimentelle Untersuchungen zur Entwicklung ausgewählter sportmedizinischer und biomechanischer Leistungsvoraussetzungen der Schüler einer sportorientierten Gesamtschule in Abhängigkeit vom körperlichen Entwicklungsstand, Trainingshäufigkeit und betriebener Sportart.

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Wolff, Roland (Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Sportwissenschaft / Abteilung Sportmedizin, Tel.: 030 97173525, 173526, roland-wolff at spowi.hu-berlin.de); Zinner, Jochen
Mitarbeiter:Erasmus, Jürgen; Boldt, Folker
Forschungseinrichtung:Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Sportwissenschaft / Abteilung Sportmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070522/96) ; Eigenfinanzierung; Olympiastützpunkt
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:08/1994 - 06/1999
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105821

Zusammenfassung

Überprüft werden die Entwicklung von Körperbaumerkmalen, Leistungsfähigkeit (PWC170) sowie statischer und dynamischer Muskelkraft in Abhängigkeit der betriebenen Sportart bei Jugendlichen (Längs- und Querschnittstudie).
Hypothesen:
Das Verhältnis der Muskelkraft von Beugern zu Streckern ändert sich in Abhängigkeit vom (biologischen) Alter, Geschlecht sowie der jeweils betriebenen Sportart.
Für jede Sportart entwickelt sich ein spezielles, optimales Verhältnis.
In Abhängigkeit von der Sportart stellt sich ein spezifisches "Verkürzungsmuster" ein.
Ziele, Praxisbezug:
Welche muskulären Voraussetzungen sind für den Erfolg in bestimmten Sportarten erforderlich (in Abhängigkeit von Alter)?
Wann ist die Kraft trainierbar?
Besteht ein Zusammenhang zwischen Beschwerden und Verletzungen? Überprüfung der Validität der Voraussage der finalen Körperhöhe nach unterschiedlichen Verfahren.

(Zwischen)Ergebnisse

N=565 Schüler (Klassen 7, 8, 9) einer sportorientierten Gesamtschule wurden erstmals 1994 untersucht, wobei pro Proband 99 Daten zur Anthropometrie, Leistungsdiagnostik sowie Trainings- und Verletzungsanamnese erhoben wurden. 1995, 1996, 1997 und 1998 erfolgten Nachuntersuchungen. Das Kollektiv besteht aus weitgehend akzelerierten Schülern mit recht hoher Leistungs- und Kraftfähigkeit, was bei dem relativ hohen Trainingsumfang (5-6 mal pro Woche) auch zu erwarten ist. Das absolute Kraftniveau steigt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter linear an, das relative Kraftniveau (bezogen auf das Körpergewicht) bleibt bei den männlichen Probanden konstant und sinkt bei den weiblichen Jugendlichen mit dem 14. und 15. Lebensjahr bereits wieder leicht ab. Auffallend sind deutliche muskuläre Verkürzungsmuster bei männlichen und weiblichen Probanden (die ischiocurale Muskulatur ist in allen Altersklassen bei mehr als 80% der Schüler und mehr als 50% der Schülerinnen verkürzt). Überlastungszeichen bzw. -schäden sind 1993/94 bei über 9% der männlichen und 13% der weiblichen Probanden nachzuweisen. 1995/96 bei bis zu 30%. Ob es sich hier tatsächlich um trainingsbedingte Überlastungsschäden (das Training müßte also modifiziert werden) oder um sportunabhängige, eher entwicklungsbedingte Auffälligkeiten handelt, ist noch offen. Eine Korrelation zwischen muskulären Verkürzungen, Beschwerden und Verletzungen sowie bestimmten Körperbaumerkmalen ließ sich bisher jedoch nicht nachweisen. Bei bestimmten Sportarten (Eisschnellauf, Radsport, Leichtathletik) scheinen sich spezifische Verhältnisse von Beugern zu Streckern (Beinmuskulatur) herauszubilden, auch hier sind noch weitere Auswertungen erforderlich. Ob es sich hier um eine sportartspezifische Trainingsadaption handelt - oder lediglich um eine Vernachlässigung der weniger stark beanspruchten Muskelgruppen - kann erst durch weitere Verlaufsuntersuchungen geklärt werden.