Selbsteinschätzung und motorisches Lernen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Daugs, Reinhard (Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut, Tel.: 0681 3024172)
Mitarbeiter:Panzer, Stefan
Forschungseinrichtung:Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/1996 - 08/1998
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019960105421

Zusammenfassung

Was sind für das Lernen wesentliche Informationsquellen und welche psychologischen Strukturen und Prozesse gestatten uns, unsere Erfahrungen zur Verbesserung motorischer Leistungen heranzuziehen? (vgl. etwa Ivry 1994). Diese Fragen thematisieren verschiedene psychologisch orientierte Theorien des Bewegungslernens. So wird neben dem extensiven Üben (physisch), der objektiv-ergänzenden Rückinformation (Feedback) auch Kognitionen (mentale Prozesse) eine positive Wirkung auf das motorische Lernen unterstellt. Im Rahmen regelungs- und programmtheoretischer motorischer Lerntheorien wird vorallem der Selbsteinschätzung eine tragende Funktion zugeschrieben (vgl. Adams 1971; Schmidt 1975): Sie soll - in Verbindung mit der Verarbeitung objektiv-ergänzender Diskrepanzinformation und ausreichender motorischer Übung - die Ausbildung sogenannter [mentaler] Fehlererkennungsmechanismen fördern. Diese wiederum sollen bei hinreichendem Könnensstand auch ohne ergänzende Resultatsrückmeldung unter Ausnutzung propriozeptiven Feedbacks selbständige Bewegungskorrekturen gewährleisten können und damit motorische Lernprozesse wirksam unterstützen. Anlaß zu dieser theoretischen Zuschreibung ist die Beobachtung folgender Phänomene: Erstens zeigen die "verbal reports" von Lernern, daß diese vielfach vor der objektiv ergänzenden Rückinformation (auch Knowledge-of-Results [KR]) ihre eigene Bewegungsausführung bewerten. Zweitens wirkt sich nachweislich jegliche zusätzliche Aktivität vor der Gabe von KR -außer der Selbsteinschätzung- detrimentell auf den motorischen Lernprozeß aus. Und drittens gibt es gewisse empirische Hinweise darauf, daß die Einschätzung der erfolgten Bewegungsrealisierung -allerdings nur unter bestimmten Bedingungen- Lern- und Korrekturprozesse unterstützen kann (vgl. auch Swinnen 1988). Hieraus wird nun eine allerdings sehr weitgefaßte Erwartung an den leistungsfördernden Einsatz von Selbsteinschätzungsprozeduren ausdrücklich auch im Sport abgeleitet (vgl. Magill 1993). Diese generelle Erwartung entbehrt allerdings bislang jeder wissenschaftlichen Fundierung. Sowohl aus grundlagentheoretischen Erwägungen, aber nicht zuletzt auch angesichts des hohen praktischen Stellenwertes, der den Selbsteinschätzungsprozeduren seit vielen Jahren zugeschrieben wird und der sich in Handlungsanweisungen niederschlägt, erscheint daher die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der Selbsteinschätzung durchaus geboten.
Unabhängige Variablen:
Die bisher gemachten Überlegungen zur Separierbarkeit von Selbsteinschätzungseffekten im Rahmen von motorischen Lernprozessen erfordert von den Vpn in der Aneignungsphase eine unterschiedliche, treatmentspezifische Aufgabenbearbeitung im Prä-KR-Intervall bzw. in ergänzungsinformationsfreien Intertrial-Intervallen.
(A) In der Selbsteinschätzungs-Bedingung ("SE-" Bedingung) sollen die Vpn ihre aktuelle Bewegungsausführung ideomotorisch nachvollziehen und bewerten.
(B) In der Kontrollgruppen-Bedingung ("KO-"Bedingung) erhalten die Vpn ausschließlich objektiv-ergänzende Zusatzinformation.
(C) In der Interferenzaufgaben-Bedingung ("IA-"Bedingung) sollen die Vpn numerische, visuell präsentierte Zahlendifferenzen berechnen.
Abhängige Variablen:
Unter Berücksichtigung der jeweils gewählten Kriteriums- bzw. Lernaufgabe (Aufgabenvariation) werden entsprechende Leistungs- bzw. Fehlermaße definiert.
Design:
Zur Überprüfung der angenommenen Wirksamkeit von Selbsteinschätzungsprozessen beim motorischen Lernen werden entsprechend drei Gruppen benötigt:
Die "informationelle Bedingung" im Prä-KR-Intervall, die dreifach gestuft ist ("SE-", "KO-" und "IA-Bedingung"), wird als Faktor "A" bezeichnet. Der Faktor "B" wird als Realisierungsvariation festgelegt. Er ist dreifach gestuft in Behalten, Transfer, und Aufgabentransfer (jeweils mit Meßwiederholung). Als Behalten ist die exakte Reproduktion der in der Aneignungsphase trainierten Aufgabe zu verstehen. Unter Transfer wird die Realisierung der gleichen Aufgabe unter Störung definiert, während Aufgabentransfer die Ausführung einer "ähnlichen" Bewegungsaufgabe bedeutet. Somit ergibt sich aus der Fragestellung und den daraus abgeleiteten Hypothesen ein zweifaktorieller, Misch-Versuchsplan mit Zufallsgruppenbildung auf Faktor A und wiederholten Messungen auf Faktor B (3X3-Design).

(Zwischen)Ergebnisse

Noch keine