Leistungsveränderungen im Verlauf extensiven Übens sportlicher Bewegungen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Blischke, Klaus (Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut, Tel.: 0681 3024172)
Mitarbeiter:Panzer, Stefan
Forschungseinrichtung:Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1996 - 12/1998
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019960105416

Zusammenfassung

Fortlaufende Leistungssteigerungen und die Automatisierung von Fertigkeiten werden in theoretischen Modellannahmen wie auch im Alltagsverständnis zumeist als zwei miteinander eng verbundene Effekte extensiven Übens gesehen. Automatisierung wird dabei verstanden als kontinuierliche Reduzierung von Aufmerksamkeitsanforderungen.
Nun ist insbesondere für sportliche Bewegungen eine solche Automatisierungsannahme empirisch schlecht belegt: Während einerseits Theorien zum Potenzgesetz der Übung zur Erklärung von Leistungssteigerungen inzwischen empirisch gut gestützt scheinen, gilt dies andererseits für die Modellannahme kontinuierlicher Aufmerksamkeitsreduktionen - zumindest bei motorischen Aufgaben - bislang in gleicher Weise nicht. Verschiedene Befunde, darunter auch die Ergebnisse einer eigenen laborexperimentellen Längsschnittstudie mit Pilotstudiencharakter erwecken denn auch Zweifel, ob eine in langwierigen Übungsprozessen erworbene Könnerschaft tatsächlich generell mit einer Verminderung kontrollierter (d.h. aufmerksamer) Verarbeitung einhergeht. Möglicherweise ist dies nur unter sehr spezifischen Einschränkungen der Aufgabensituation der Fall.
Es soll also untersucht werden,
(1.) ob und ggf. unter welchen Bedingungen übungsabhängige Leistungsverbesserungen bei sporttypischen komplexen Bewegungsabläufen mit hohen Genauigkeitsanforderungen an die Kraftparametrisierung mit einer Verlagerung von kognitiven (aufmerksamen) zu motorischen Mechanismen der Bewegungskontrolle einhergehen (können).
(2.) Zugleich werden die im Rahmen von Verarbeitungsstadien-Konzepten vertretenen Annahmen bzgl. unterschiedlicher Aufmerksamkeitsanforderungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (Bewegungsvorbereitung; Parameterauswahl; Bewegungsinitiierung; Bewegungsausführung) des willkürmotorischen Aktes überprüft.
(3.) Darüber hinaus soll anhand von Detailanalysen ermittelt werden, ob (und ggf. wie) sich im Verlauf von Übung als Ausdruck zunehmender Bewegungsexpertise der zur Zielgrößenerreichung eingesetzte Koordinationsmodus verändert (Bernstein-Hypothese).
(4.) Schließlich werden Auswirkungen extensiven Übens unter den Aspekten sowohl der Flexibilisierung als auch der Sterotypisierung von Bewegungsmustern analysiert, wie sie insbesondere in Wahlentscheidungs- und Transfersituationen von Interesse sind.
Erfaßt werden hierzu in insgesamt 6 verschiedenen Experimenten
(a) objektive Veränderungen der Ausführungsqualität auf Seiten der Primäraufgabe (Bewegungsergebnis-Genauigkeit über geeignete Fehlermaße; Kraft-Zeit-Verläufe),
(b) Veränderungen der personinternen Informationsverarbeitung kurz vor und während der Bewegungsausführung (Doppelaufgaben-Interferenz; Probe-Wahlreaktionszeiten im prämotorischen Intervall sowie zu drei verschiedenen ereignisbezogenen Zeitpunkten während der Bewegungsausführung),
(c) Auswahlentscheidungs- Interferenzen (Fehlermaße; Intrusionen; Vertauschungen).
Die (extensiv zu übende) Primäraufgabe verlangt die Optimierung eines biomechanischen Ausführungs-Parameters (Ansteuern einer spezifischen submaximalen Sprunghöhe mit einem bipedalen Vertikalsprung mit leichter Ausholbewegung der Arme). Die Operationalisierung von Aufmerksamkeitsanforderungen erfolgt im Rahmen des Doppelaufgaben-Paradigmas über die Applikation einer motorischen Wahlreaktionsaufgabe kurz vor und während der Primäraufgabe.
Antworten auf die vorgenannten Forschungsfragen sollten zu einem tieferen Verständnis für die Bedingungen gelingender Bewegungskontrolle auch in kritischen Situationen führen, die gekennzeichnet sind durch Mehrfachaufgabenanforderungen und/oder die Notwendigkeit der Störungsbewältigung bzw. Streßkompensation (Bsp.: Sportspiel; Kampfsport; Steuerung technischer Systeme (Bob, Auto, Flugzeug etc.)). Sie sollten aber auch Hinweise für die konkrete Trainingsgestaltung erbringen.

(Zwischen)Ergebnisse

Die Datenaufnahme zu Exp. 1 und Exp. 2 ist weitgehend abgeschlossen. Datenaufbereitung und -verrechnung erfolgen in 1997.