Konzeption und Aufbau einer multimedialen Dokumentationsdatenbank für die trainigswissenschaftliche Forschung

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Sandner, Hartmut (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Tel.: 0341 4945133)
Mitarbeiter:Regner, Roland; Franz, Birgit; Jentsch, Holger; Tünnemann, Harold; Vorwerk, Heike
Forschungseinrichtung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:07/1994 - 12/1997
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019960105320

Zusammenfassung

Informationen stellen im Trainings- und Wettkampfbetrieb eine wichtige Ressource dar, um sportliche Leistungen zu entwickeln. Dies bezieht sich sowohl auf Informationen zu sportlichen Aktivitäten der Sportler selbst wie auch auf sportliche Gegner, auf Umfeldbedingungen des Trainings und Wettkampfs und auf Möglichkeiten der Optimierung bzw. Effektivierung aller leistungsfördernden Elemente. Mit relevanten Informationen zum richtigen Zeitpunkt kann durchaus ein Informationsvorteil erlangt werden, der bei einem sich ansonsten in der internationalen Leistungsspitze angleichenden Leistungsniveau bedeutsam sein kann. Dies ist auch im Zusammenhang damit zu sehen, daß die zur Verfügung stehenden Trainingszeiten so effektiv wie möglich genutzt werden müssen, da eine Steigerung des Trainingsumfanges nur bedingt realisierbar ist.
Die Erfassung auf verschiedenen Medien vorliegender, aber nicht strukturiert zugriffsfähiger Informationen mit Relevanz für den Trainings- und Wettkampfprozeß (z.B. Entwicklung sportlicher Techniken, Anwendung von sportartspezifischen Techniken durch potentielle sportliche Gegner) kann somit einen informatorischen Vorteil für die Entwicklung von Kampfstrategien schaffen.
Mit den bisher geleisteten Arbeiten am Projekt ist, von diesem Standpunkt ausgehend, ein erstes Modell für Inhalte, Architektur und Nutzungsmöglichkeiten einer sportartspezifischen Dokumentationsdatenbank erarbeitet worden, mit dem faktographische Informationen einer Sportart, die in verschiedenen Medien vorliegen, dokumentiert und gespeichert werden können.
Mit dem Pilottest (1994 - 1996) in der Sportart Ringen wurde versucht ein System zu entwickeln, das mit gängigen EDV-Standards (PC mit 80486-Prozessor, 8 MB Hauptspeicher, VGA-Karte, MS WINDOWS 3.1) kompatibel ist und in einem lokalen Netzwerk betrieben werden kann. Der Umstieg auf eine weiterentwickelte Softwarelösung mit deutlich besserer Oberflächengestaltung erfolgt unter der gleichen Prämisse.
In Erweiterung der bisherigen Projektaufgaben kann perspektivisch auch der Zugriff auf die Datenbank und deren Nutzung durch die kooperierende Fachgruppe Zweikampfsportarten im Rahmen eines LAN-Hausnetzes des IAT getestet werden, wie auch ein dezentrales Angebot der Dokumentationsdatenbank durch die Nutzung moderner externer Speichermedien (CD-R) und des Internet vorbereitet werden kann.
Die langfristigen Projektziele werden weiter verfolgt:
- Schaffung theoretischer, praktischer und organisatorischer Voraussetzungen für den Einsatz multimedialer objektorientierter Datenbanken in der trainingswissenschaftlichen Information und Dokumentation sowie
- Erarbeitung und Testung multimedialer Pilot-Datenbanken in mehreren Sportarten bzw. Sportartengruppen (Datenbankdesign).
Damit wird das Ziel verfolgt, mittelfristig ein computergestütztes sportartspezifisches Trainer-Informations-System zu entwickeln. Dem Trainer soll ein Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, mit dem er u.a. gezielt Sportler auf sportliche Gegner einstellen und auf das Wettkampfverhalten Einfluß nehmen kann (im Sinne einer Gegnerdatenbank). Vergleichbare Entwicklungen auf diesem Gebiet für olympische Sportarten, die sich komplex dem Problem zuwenden, sind nicht bekannt.
Die bisher existierenden Datenbanken multimedialen Zuschnitts mit Informationen zum Leistungssport sind primär in zwei Richtungen entwickelt worden:
- Entweder befassen sie sich aus sportwissenschaftlicher Sicht mit einem Teilproblem (wie zum Beispiel der Trainingsdatendokumentation oder der Wettkampfanalytik) und sind dort im Sinne einer Insellösung auf die Nutzung durch Trainer und Sportler eines bestimmten Verbandes (z.B. im Deutschen Hockeybund und im Bundesverband Deutscher Gewichtheber) ausgerichtet oder
- sie richten sich an ein sportinteressiertes Massenpublikum und folgen dem Bedarf dieser Zielgruppe (z.B. die CD's des IOC "Olympic Gold" und von United Soft Media "Olympische Sommerspiele Atlanta '96" oder Internet-Angebote nationaler bzw. internationaler Sportverbände). Eine methodische Hilfe für das Training und/oder den Wettkampf wird von diesen Produkten nicht angeboten.

(Zwischen)Ergebnisse

Anliegen der Dokumentationsdatenbank: - Sammlung und Strukturierung vorhandener Informations- und Wissensbestände aus den verschiedenen Teilbereichen der Sportart Ringen, - Dokumentation für retrospektive und Längsschnittuntersuchungen mit leistungssport-lichem Bezug. Für derartige Aufgaben erscheinen unter sportartspezifischer Sicht u.a. folgende Sachverhalte als relevant: - biographische Daten weltbester Sportler, - ergebnisorientierte Wettkampfdaten wichtiger internationaler Wettkämpfe und Sportler, - Detailinformationen zur sportlichen Leistung ausgewählter Sportler bei Wettkämpfen, - Bild- und Videoinformationen zu entscheidenden sportlichen Techniken/Aktionen welt-bester Ringer. In der ersten Phase der Projektbearbeitung lag ein Schwerpunkt in der Technologieentwicklung. Durch die Unterstützung des Deutschen Ringer-Bundes und des internationalen Ringer-Verbandes FILA konnten Hard- und Softwarevoraussetzungen für den Aufbau und den Betrieb der Dokumentationsdatenbank geschaffen und durch den Einsatz eines Laptop die Mobilität der Datenbank für den dezentralen Einsatz spürbar verbessert werden. Im Rahmen der Testung wurden Möglichkeiten der hierarchischen Gestaltung von faktenorientierten Datenbanken (Software FAUST, Land Oberasbach) unter Einschluß verschiedener Medien untersucht und Anforderungen an perspektivische Datenbanken unter der Sicht potentieller Nutzergruppen und Möglichkeiten bzw. Defizite der getesteten Software ermittelt. Für diese Datenbank wurde ein Anwendermanual erstellt. In der zweiten Phase der Projektbearbeitung wurden die gewonnenen Erkenntnisse in einer verbesserten, den Anforderungen noch stärker entsprechenden Datenbankstruktur umgesetzt. Dabei stellte das Design einer einheitlichen Datenbank bei Integration verschiedener Objektarten die entscheidende Änderung dar (eine Dokumentation mit mehreren verknüpften Objektarten). Die bereits eingegebenen Daten konnten dabei komplett übernommen werden. Partiell ungelöst blieb das Problem der Oberflächengestaltung der Datenbank und des einfachen Navigierens in verschiedenen Objektarten und Datenpools. Ein Angebot der Datenbank über Internet konnte mit der im Projekt zur Verfügung stehenden Version von FAUST ebenfalls nicht gewährleistet werde, da Teile der vorhandenen Datenbank mit relationaler Struktur nicht in eine Paradox-Datenbank überführt und bestimmte Funktionalitäten wie die Einbindung von Multimediaobjekten und Hypertext nicht neu programmiert werden konnten. Deshalb wurde 1996 der Umstieg mit der Dokumentationsdatenbank auf das Softwarepaket "Delphi" (Borland GmbH) vorbereitet. Mit diesem visuellen und professionellen Entwicklungssystem wird der Ansatz verfolgt, die Datenbank aus ihrer bisherigen Mischform (teils relational und teils objektorientiert) in eine objektorientierte Datenbank zu überführen. Gleichzeitig soll den Anforderungen entsprochen werden, die mit einer allgemeinen Zugänglichkeit der Datenbank entstehen: Möglichkeit der Weitergabe der Software ohne Lizenzgebühren, freie, den Nutzeranforderungen angepaßte Gestaltung der Datenbankoberfläche. In erster Linie sollen mit der Delphi-Datenbank folgende, weitergehende Aufgaben realisiert werden: Entwicklung einer auf die sehr spezifischen Belange der Sportart (bzw. Sportartengruppe) zugeschnittenen Datenbankstruktur unter Nutzung der bereits vorliegenden umfassenden Daten, Schaffung einer Datenbankoberfläche, die ein einfaches, auch für den Nichtexperten mögliches Navigieren in der Datenbank erlaubt, Parallele Präsentation von alphanumerischen, graphischen, fotografischen bzw. Videoinformationen je nach spezifischer Suchanfrage, Schaffung adäquater Ausgabeformate für spezifische Nutzeranfragen, Vorbereitung ausgewählter statistischer Berechnungen auf der Grundlage eingegebener Daten ausgewählter Felder, Schaffung der Voraussetzungen, um die Datenbank dezentral auf CD-ROM zu publizieren. Die Datenbank besteht Ende 1996 aus mehr als 24 000 Datensätzen in zehn Objektarten. Dabei handelt es sich sowohl um alphanumerische, graphische als auch Videoinformationen. Im Verlauf der Arbeiten wurde durch den praktischen Applikationsfall (Einsatz bei sechs Weltmeisterschaften, sechs Europameisterschaften und als Grundlage für den Teil Ringen des Medieninformationssystems bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta) die Relevanz der erhobenen Daten und Informationen ständig überprüft, notwendige Korrekturen im Datenbestand wurden sofort vorgenommen. 1996 wurden erfaßte Informationen weltbester Ringer erstmals einer statistischen Analyse unterzogen. Die ermittelten Daten wurden Bestandteil der sportartspezifischen Olympiaauswertung. Damit konnte eine weitere Teilaufgabe, die Nutzung der Datenbank für sportartspezifische wissenschaftliche Analysen, realisiert werden. 1996 wurde gemeinsam mit der Deutschen Triathlon Union und der Fachgruppe Ausdauersportarten des IAT ein inhaltliches Konzept für eine sportartspezifische Dokumentationsdatenbank in der Sportart Triathlon erstellt. Dieses inhaltliche Konzept wurde für Testzwecke in eine Datenbankstruktur überführt. Die Grundlagen dafür stellten die Erfahrungen mit der Dokumentationsdatenbank Ringen dar. Es wurden dem spezifischen Informationsangebot und dem Informationsbedarf der Sportart entsprechende interne Strukturen und Felder geschaffen und getestet. Dazu wurden ausgewählte Daten erhoben. Dem Internationalen Triathlon Verband ITU wurde das Konzept zur Prüfung vorgestellt.