Kniegelenkinstabilität

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Hille, Ekkehard (Allgemeines Krankenhaus Barmbek Orthopädische Abteilung, Tel.: 040 63853308); Betthäuser, Andreas
Mitarbeiter:Lampe, Frank
Forschungseinrichtung:Allgemeines Krankenhaus Barmbek Orthopädische Abteilung
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070108/96) ; Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1995 - 12/1996
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019960105210

Zusammenfassung

Teil I:
Thema des ersten Teils der Arbeit ist die Effektanalyse sektorselektiven Quadrizepstrainings (strecknahes-, beugenahes- und Full-ROM-Training) in einer neuen Kraftmeß- und Trainingsstation mittels Dynamographie und sonographischer Muskelvolumenbestimmung in der muskulären Rehabilitation bei femoropatellarer und femorotibialer Kniegelenksinstabilitäten.
Forschungsdefizit:
1. Bei bestimmten Kniegelenksinstabilitäten oder -beschwerden müssen spezielle Bewegungssektoren im Training gemieden werden, die Trainingseffekte sind hier aber noch unklar.
2. Lediglich aus historischen und empirischen Gründen werden bestimmte Muskelgruppen in bestimmten Bewegungssektoren ohne hinreichende wissenschaftliche Begründung trainiert.
3. Im Rahmen sportartspezifischen Trainings ist es sinnvoll, den Trainingsschwerpunkt in einen speziell geforderten Bewegungssektor zu legen. Hierzu müssen jedoch die Auswirkungen auf den resultierenden Kraftzuwachs untersucht sein.
Forschungshypothesen und -ziele:
1. Es läßt sich durch sektorselektives Training in der neuartigen Station ein signifikanter Kraftzuwachs erzielen.
2. Sektorselektives Training bewirkt unterschiedliche Kraftzuwachsraten in den drei verschiedenen Bewegungssektoren.
3. Es ist mit einer von uns entwickelten sonographischen Muskel-Volumenmessung eine begleitende Muskelhypertrophie nachweisbar.
Teil II:
Thema des 2. Teils des Projektes Knieinstabilität ist ein Vergleich verschiedener operativer Techniken des vorderen Kreuzbandersatzes mittels Standardtestverfahren und Streß-Sonographie
Forschungsdefizit:
Eine vergleichende Untersuchung zweier ähnlicher operativer Verfahren (vordere Kreuzbandplastik mit gedoppelter ST-Sehne und BPTB-Transplatat) jeweils mit Tractusumlenkung modif. n. Jäger-Wirth existiert bislang nicht.
Forschungshypothesen:
Es lassen sich schon nach kurzen Nachuntersuchungszeiträumen Unterschiede tendentiell erkennen. Die Tractusplastik führt zu im Literaturvergleich auffälligen Ergebnissen bzgl. des Pivot shiftes. Die Wahl des Scores beeinflußt das "Ergebnis".

(Zwischen)Ergebnisse

Ergebnisse Teil I: Die von uns eingesetzte neue Trainingsmaschine erlaubt eine optimale, individuelle Anpassung der Widerstandsgebung auch in eng limitierten Bewegungssektoren und bietet sich somit für ein sektorselektives Quadrizepstraining an. Wir konnten zeigen, daß durch ein solches Training ein effektiver Kraftzuwachs mit begleitender, sonographisch nachweisbarer Muskelhypertrophie erzielt werden kann. Während alle drei Trainingsformen zu einem guten Kraftzuwachs im beugenahen Bereich führten, konnte die Streckmuskulatur des Kniegelenkes für den Einsatz in strecknahen Kniegelenkswinkelstellungen effektiv nur durch strecknahes Training beübt werden. Praxisbezug: Damit eignet sich diese Trainingsform für die Behandlung der patellaren Instabilität, da a) ein für den muskulär-dynamisch geführten Eintritt der Patella in das Gleitlager relevanter Kraftzuwachs im Anfangsbereich der Kniebeugung erzielt wird und b) ein hoher retropatellarer Anpreßdruck auf Grund der günstigeren Vektorresultierenden während des Trainings vermieden wird. In Disziplinen mit strecknaher M. quadrizeps-Beanspruchung (Sprungsportarten) sollte im Rahmen sportartspezifischen Trainings dieses wegen des besseren Trainingseffektes auch vornehmlich in einem strecknahen Sektor erfolgen. Das Wissen um die beugenahe Trainierbarkeit des M. vastus medialis ist bei vorderen femorotibialen Instabilitäten hilfreich, da strecknahes Quadrizepstraining hier kontraproduktiv ist. Anhand der sonographischen Volumenbestimmung kann eine Kontrolle der Effektivität des Trainings in Bezug auf die erzielte Muskelhypertrophie mit Hilfe der oben beschriebenen Meßschiene erfolgen. Ergebnisse und Praxisbezug Teil II: Beide operativen bandplastischen Rekonstruktionsverfahren zeigen einschließlich der in dieser Studie immer angeschlossenen Traktusumlenkung kurz- und mittelfristig gute Resultate, wobei das mittlere Patellarsehnendrittel zumindest primär das etwas stabilere Implantat zu sein scheint. In nur 6% ist in der vorliegenden Untersuchung ein positives Pivotzeichen 1ø nachweisbar gewesen. Wir denken der Grund hierfür ist die Tractusteilumlenkung. Der Pivot-shift stellt aber einen wesentlichen pathogenetischen Faktor bei der Entstehung sekundärer intraartikulärer Schäden dar. Mit dieser Zusatzoperation müssen jedoch andere Nachteile erkauft werden, weshalb sie nur bei bestimmten Instabilitätsformen indiziert ist.