Untersuchungen zur Effektivierung der Anschlagtechnik liegend im Biathlonschießen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Nitzsche, Klaus (Universität Leipzig / Institut für Allgemeine Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Tel.: 0341 7974348)
Mitarbeiter:Wick, Jürgen; Helfricht, Helmut
Forschungseinrichtung:Universität Leipzig / Institut für Allgemeine Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft ; Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/1992 - 12/1999
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019930104195

Zusammenfassung

Theoretischer Ansatz: In Untersuchungen zur Biathlonschießtechnik wurde nachgewiesen (Nitzsche 1981), daß die größte Sicherheit für fehlerfreie Schießleistungen dann gegeben ist, wenn die Laufmündung vor Schußabgabe 0,20-0,25 s stabil im straffreien Sektor gehalten werden kann. Eine wesentliche Schlüsselstellung kommt dabei der Gestaltung des Unterstützungsdreiecks zur Fixierung des Gewehrlaufes Oberarm - Unterarm - Unterstützungsgurt zu.
Hypothesen:
1. Im Anschlag liegend wird die Größe und Konstanz der Zugspannung am Unterstützungsgurt einen wesentlichen Einfluß auf die Dämpfung der Laufmündung im Moment der Schußabgabe haben.
2. Beim Schießen in Verbindung mit vorangegangener Laufbelastung werden veränderte Kraftkonstellationen am Unterstützungsgurt gegenüber dem Schießen unter Ruhebedingungen auftreten.
3. Von der bisher international sehr unterschiedlich praktizierten Schießreihenfolge wird sich aus den Untersuchungen zum Spannungsverhalten in der Anschlagposition liegend eine biomechanisch zweckmäßige Lösung ableiten lassen.
Wissenschaftliche Fragestellungen: Zur Beweisführung der Hypothesen ist die Klärung folgender Fragestellungen erforderlich:
1. Welchen Einfluß hat die Zugspannung am Unterstützungsgurt auf die Schwankungen der Laufmündung?
2. Welche Kraft muß für eine größtmögliche Dämpfung der Laufmündung beim Schießaufbau an dem Unterstützungsgurt ansetzen?
3. Welche Unterschiede bestehen zwischen Spitzenathleten und Nachwuchssportlern im Anschlagverhalten unter besonderer Beachtung der Zugspannung am Unterstützungsgurt? Welche Konsequenzen sind daraus auf die Ruhelage des Gewehrs im Moment der Schußabgabe ableitbar?
4. Welchen Einfluß hat die Unterstützungsgurtlänge auf die Kraftwirkung am Gurt und damit auf die Dämpfung der Laufmündung? Welche Winkelstellung ist zwischen Unter- und Oberarm für den Unterstützungsarm des Gewehrs anzustreben.
5. Welche individuellen Bedingungen sind dabei in Abhängigkeit der unterschiedlichen athropometrischen Maße zu beachten?
6. Wie verändert sich zwischen den fünf Schuß einer Serie bzw. zwischen den zwei bis vier Schießserien das Spannungsverhalten am Unterstützungsgurt unter besonderer Beachtung individueller Verhaltensweisen?
7. Welche biomechanisch zweckmäßigste Lösung ist beim Biathlonschießen auf die nebeneinander angeordneten Zielscheiben ableitbar? In welcher Reihenfolge sind in Abhängigkeit der Unterstützungsgurtspannung die Ziele zu beschießen?
8. Welchen Einfluß hat die Laufbelastung zwischen den 2 bzw. 4 Schießübungen auf die Spannung des Unterstützungsgurtes und damit die Größe der Gewehrschwankungen?
9. Welches Übungsprogramm führt in Verbindung mit Veränderungen in der Zugspannung (u.a. individuelle Gurtlängenauswahl) zu einer Verringerung der Laufschwankungen und damit zu besseren Schießergebnissen?

(Zwischen)Ergebnisse

Zwischenergebnisse: 1. Der biologische Entwicklungsstand der Sportler hat signifikanten Einfluß auf die Größe der Zugkräfte am Unterstützungsgurt. Die Zugkräfte nehmen im Mittelwert vom Männer- zum Jugend- und Schülerbereich ab. Es ist festzustellen, daß bei Nachwuchssportlern unterschiedliche Körperbaumerkmale (Armlänge, Körpergewicht, Körpergröße) einen größeren Einfluß auf das Zugkraftniveau haben als bei Sportlern aus der Junioren- oder Seniorenklasse. 2. Individuell höchste Zugkräfte am Unterstützungsgurt tragen zur größten Gewehrdämpfung im Zielprozeß bei und sichern damit günstige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schußauslösung. Ein hohes Zugkraftniveau ist an einen individuell optimalen Oberarm-, Unterarmwinkel des Gewehrunterstützungsarmes beim Anschlag liegend gebunden. Als Mittelwertgröße für solch einen Armwinkel könne 100 Grad angegeben werden. 3. Beim Beschießen der horizontal nebeneinander angeordneten Biathlonscheiben ist hinsichtlich der Kraftwirkung am Unterstützungsgurt folgende Tendenz meßbar: bei Schußfolge von links nach rechts - Kraftanstieg; bei Schußfolge von rechts nach links - Kraftabfall. Eine Reihenfolge bei der zuerst die mittlere und dann die rechten bzw. linken Scheiben beschossen werden, erscheint aus biomechanischer Sicht sehr ungünstig, da bei allen Sportlern größere Zugkraftunterschiede innerhalb der Fünferserie nachweisbar waren. 4. Sportler des Kaderkreises A weisen ein höheres und konstanteres Zugkraftniveau am Unterstützungsgurt in der Feinzielphase auf als Nachwuchssportler. Darin könnten u.a. Ursachen für die bessere Gewehrdämpfung und bessere Trefferquote von Spitzenathleten gegenüber Nachwuchsathleten im Anschlag liegend begründet sein. 5. Das entwickelte computergestützte Meßsystem zur Erfassung der Kraftwirkung am Unterstützungsgurt eignet sich ausgezeichnet zur Objektivierung und zum Training schießtechnischer Parameter.