Postdoc, quo vadis?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Hapke, Julia; Niermann, Christina Y. N.
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:21 (2014), 2 (Postdoc, quo vadis?), S. 3-7, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201508006067
Quelle:BISp

Abstract

Promovieren liegt in der Sportwissenschaft aktuell im Trend. Zwar ist die „Promotionsquote“, d. h. die Zahl abgeschlossener Promotionen in Relation zu Diplom-/Masterabschlüssen, im Vergleich zu anderen Fächern immer noch niedrig, jedoch lässt sich in der Sportwissenschaft in den letzten Jahren ein besonders starker Anstieg an abgeschlossenen Promotionen feststellen. Nach erfolgreicher Promotion sind jedoch für den (sport)wissenschaftlichen Nachwuchs längst nicht alle Herausforderungen gemeistert. Besonders die Phase nach der Promotion, die so genannte Postdoc-Phase, scheint für Nachwuchswissenschaftler(innen) von Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt zu sein. Postdoc ist die Abkürzung für „post doctoral“ und bezeichnet in diesem Sinne zunächst einfach ganz allgemein die Phase nach der abgeschlossenen Promotion bzw. die sich in dieser Phase befindlichen Personen. Mit dem Begriff sind jedoch nur jene Promovierten gemeint, die nach der Promotion weiterhin in der Wissenschaft verbleiben. In dieser eher weiten Begriffsdefinition fallen darunter alle wissenschaftlichen Beschäftigungsverhältnisse zwischen der abgeschlossenen Promotion und der Berufung auf eine W2- oder W3-Professur. Danach schließt die Postdoc-Phase sämtliche Wege der Qualifizierung auf eine Professur ein und kann sich über eine ganze Dekade und länger hinziehen. Gemäß der Hochschulrektorenkonferenz (2014) kann dieser Karriereabschnitt weiter unterteilt werden: in eine (1) Qualifizierungsphase, in der das Forschen zunächst noch weitgehend abhängig von einem/einer Betreuer(in) bzw. erfahreneren Forscher(in) stattfindet, und (2) eine darauf folgende Entscheidungsphase, in der Nachwuchswissenschaftler(innen) weitgehend unabhängig und selbständig forschen. Nach einer engen Definition wird nur die Qualifizierungsphase und somit die Zeitspanne der ersten zwei bis vier Jahre nach der Promotion als Postdoc-Phase bezeichnet. Die Finanzierungsmöglichkeiten lassen sich grundsätzlich in folgende drei Möglichkeiten einteilen: 1. Haushaltsfinanzierte Stelle an einem Institut/Lehrstuhl; 2. über Drittmittel finanzierte Mitarbeiterstelle in einem Forschungsprojekt; 3. Individualförderung über ein Stipendienprogramm/Förderprogramm. Anders als die Promovierenden, die durch die zunehmende Registrierung in Graduiertenschulen mittlerweile sichtbar werden, sind die Postdocs (für statistische Erhebungen) immer noch unsichtbar. Konkrete und repräsentative Angaben über die Zahl der Postdocs in der Bundesrepublik sowie deren Finanzierungs- und Beschäftigungssituation, insbesondere innerhalb der Sportwissenschaft im Speziellen, liegen jedoch nicht vor. Dennoch versuchen Verf., einen Einblick in die aktuelle Situation von (sportwissenschaftlichen) Postdocs in Deutschland zu geben. Ihre Aussagen basieren in erster Linie auf einer Heidelberger Studie zur beruflichen Situation von Promovierten innerhalb und außerhalb der Wissenschaft, dem aktuell vorgelegten Bundesbericht zum wissenschaftlichen Nachwuchs, einer Vergleichsstudie zu universitären Karrieremöglichkeiten in Deutschland und den USA sowie auf einer Analyse von im Jahr 2009 veröffentlichten Stellenausschreibungen innerhalb der Sportwissenschaft. Die Aussagen fokussieren auf: 1. Finanzierung; Entlohnung; Befristung; Chancengleichheit; Zufriedenheit. Es wird deutlich, dass den Postdocs innerhalb des deutschen Hochschulsystems ein langer Qualifizierungsweg, eine lange Phase instabiler Beschäftigung, ein hohes Erfolgsrisiko sowie eine in Relation dazu geringe Vergütung in Aussicht stehen. Umso mehr scheint die Postdoc-Phase in der Sportwissenschaft auch eine Phase der Entscheidung für oder gegen die Wissenschaft zu sein. Wer sich nun aus guten Gründen für die Wissenschaft entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass der eingeschlagene Weg kein „Selbstläufer“ ist. Im Vergleich zur Promotion sind innerhalb der Postdoc-Phase weder der Weg, noch das Ziel klar vorgezeichnet. Die Zielerreichung ist äußerst ungewiss. Strategisches Denken und Handeln sind in dieser Phase somit unabdingbar. Die Postdoc-Phase sollte daher intensiv genutzt werden, um sich wissenschaftlich zu orientieren, Eigenständigkeit aufzubauen und sichtbar zu werden sowie sich national und international zu vernetzen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)