Das Leid der Drittmittelanstellung : zwischen Hoffen und Bangen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Goetze, Irena
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:20 (2013), 2 (Drittmittel), S. 8
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201411010262
Quelle:BISp

Abstract

Da der Etat der Hochschulen durch das Ministerium begrenzt ist, werden heutzutage wissenschaftliche Stellen oftmals durch Drittmittel finanziert. Dies sind Gelder für Forschungsvorhaben, die entweder aus der Privatwirtschaft oder aus öffentlichen Forschungsförderungen von Forschungsprojekten wie beispielsweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) stammen. Für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern vergibt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) entsprechende Mittel. Ursprünglich gedacht, um bei Geldmangel als Mittel zum Zweck guter Forschung zu dienen, verkörpert die Einwerbung von Drittmitteln mittlerweile wissenschaftliche Leistungsfähigkeit. Denn der Rang einer Universität wird inzwischen daran gemessen, wie fleißig ihre Professor/innen beim Akquirieren von Forschungsgeldern sind. Unbefristete, direkt durch die Universität und Forschungseinrichtungen finanzierte Stellen für Wissenschaftler/innen sind eine Rarität. So werden mittlerweile laut OECD-Statistiken 45,6 % des Personals, meist Doktoranden/Doktorandinnen, durch Drittmittel finanziert. Diese Verträge sind in der Regel mit kurzen Laufzeiten verbunden. Hinzu kommt, dass mittlerweile sogar schon Arbeitsverträge mit Viertel- und Dezimalstellen, bei denen unverhältnismäßige Qualifikationen gefordert werden, existieren und unbezahlte Arbeit über die Vertragsstunden hinaus oft erwartet wird. Hinzu kommt, dass die Chancen auf eine Professur aufgrund der wenigen Stellen sehr schlecht stehen. Dies schafft Unsicherheit und eine wenig aussichtsreiche universitäre Perspektive. Diese Situation wird laut einer Studie von Ver.di vom wissenschaftlichen Nachwuchs nicht als problematisch empfunden, was mit der Hoffnung auf eine „bessere Zeit“ nach der Promotion sowie der Motivation, das eigene Forschungsvorhaben zu realisieren, erklärt wird. Die Realität sieht jedoch anders aus. Laufzeiten von Verträgen belaufen sich oftmals nur auf sechs Monate oder ein Jahr. Ein neuer Vertag kann nur gewährleistet werden, wenn die finanziellen Mittel vorhanden sind. Hierzu müssen neue Drittmittelprojekte akquiriert werden, wodurch oft bis kurz vor Vertragsende nur ein Hoffen auf die Genehmigung der Gelder bleibt. Teilweise müssen Anstellungslücken mit ALG I oder II zwischenfinanziert werden. Von einem gesicherten Grundeinkommen kann keine Rede sein. Des Weiteren haben diese Art von Anstellung auch finanzielle Folgen für die Altersvorsorge. Somit kann eine solche berufliche „Karriere“ sehr frustrierend sein, bietet aber eine Alternative zu dem in manchen Branchen schlechten Arbeitsmarkt. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)