Posturale Kontrolle als situationsabhängige Fertigkeit

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Turbanski, Stephan; Schmidtbleicher, Dietmar
Erschienen in:Sportverletzung, Sportschaden
Veröffentlicht:24 (2010), 3, S. 123-128, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:0932-0555, 1439-1236
DOI:10.1055/s-0030-1267402
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201404003357
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Unter posturaler Kontrolle versteht man die kontinuierliche Aufrechterhaltung und die Wiedererlangung des motorischen Gleichgewichts, wenn durch einen Störimpuls kurzfristig die posturale Stabilität gefährdet ist oder verloren geht. Selbst bei vermeintlich simplen Aufgaben wie das Stehen und Gehen gehören zur erfolgreichen Realisierung immer die komplexe sensorische Erfassung der Körperlage und -bewegung sowie motorische Aktionen und Reaktionen, wobei sich die sensorischen und motorischen Prozesse permanent gegenseitig bedingen und in der Regel unbewusst ablaufen. Zusammengefasst spricht man auch von sensomotorischer Gleichgewichtsregulation. Die Evaluation und das Training der sensomotorischen Leistungsfähigkeit spielt eine große Rolle hinsichtlich des erhöhten Sturzrisikos bei älteren Personen bzw. bei Patienten mir neurologischen Krankheiten, z.B. bei Morbus Parkinson (Turbanski 2008), da die posturale Instabilität zu den Hauptrisikofaktoren für Stürze zählt (Thapa et al. 1996). Ferner wird zunehmend die Bedeutung der posturale Kontrolle hinsichtlich des Verletzungsrisikos von Sportlern erkannt [12], [13]. Die Evaluation erfolgt, v. a. bei älteren Personen, mit klinischen Tests, wie sie oftmals bei ärztlichen Routineuntersuchungen Verwendung finden. Hierzu gehören z.B. der "Romberg Test" [16], der "Timed Up- and Go-Test" [15], der "Tinetti Balance Test" [18] und der "Berg Balance Test" [1]. Zum anderen werden, v.a. in wissenschaftlichen Studien und bei Untersuchungen von Sportlern, biomechanische Messsysteme eingesetzt. In der Regel kommt hier die Posturografie zur Anwendung, die über sensible Kraftsensoren in den Eckpunkten der Standfläche den Verlauf des Druckmittelpunktes (COP=Center Of Pressure) auf der Unterstützungsfläche registriert. Im klinischen und therapeutischen Alltag sowie in zahlreichen Studien und Publikationen erfolgt somit die Quantifizierung der posturalen Kontrolle über die Analyse in einer statischen Messbedingung, in der die Probanden über einen definierten Zeitraum ohne externe Störgrößen so ruhig wie möglich in einer standardisierten Standposition (ein- oder beidbeinig) verharren. Aus diesen Ergebnissen werden dann z.T. Rückschlüsse gezogen auf das individuelle Sturzrisiko von älteren Personen oder das Verletzungsrisiko von Sportlern. Dies beruht auf der Annahme, dass die posturale Kontrolle bzw. die sensomotorische Gleichgewichtsregulation eine Fähigkeit ist, die generalisierbar bzw. auf verschiedene Situationen übertragbar ist. Zum prognostischen Wert der Posturografie, z.B. hinsichtlich des Sturzrisikos, gibt es aber widersprüchliche Studienergebnisse und zunehmend kritische Stimmen [14]. Das Ziel der vorliegenden Studie war daher der Vergleich von statischen und dynamischen Messbedingungen, um Korrelationen und Unterschiede zu analysieren und die Aussagekraft statischer Messbedingungen im Hinblick auf dynamische Situationen zu überprüfen. Aus der Einleitung / Verf.-Referat