Kumulativ promovieren aus der Sicht eines Promotionsbetreuers

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Strauß, Bernd
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:19 (2012), 1 (Summa Kum Laude - Kumulativ promovieren in der Sportwissenschaft), S. 9-12
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201211007537
Quelle:BISp

Abstract

Verf. befürwortet grundsätzlich die kumulative Dissertation, allerdings sollten bestimmte Rahmenbedingungen gewährleistet sein. Zunächst bedarf es der entsprechenden formalen Voraussetzungen an der betreffenden Universität bzw. des promovierenden Fachbereichs oder Fakultät. Grundsätzlich gilt: Es bedarf mindestens einer positiven Haltung innerhalb eines Fachbereichs bzw. einer Fakultät zum Publizieren in vorzugsweise internationalen Journals mit Peer-Review. Kumulative Dissertationen ergeben nur in solchen Wissenschaftsdisziplinen Sinn, in denen es ein funktionierendes international aufgestelltes Zeitschriftensystem mit professionellem Peer-Review gibt. Die Autorinnen und Autoren müssen die Auswahl aus einer größeren oder am besten großen Anzahl an passenden Zeitschriften haben, die sich untereinander im Wettbewerb befinden. Die Form der Dissertation hängt also eng mit der Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin und deren Publikationskultur zusammen. Autorinnen und Autoren, die selbst untereinander im Wettbewerb um Reputation, Stellen, Berufungen, Drittmittel, Gehaltsbestandteile usw. stehen, werden ihre allerbesten Arbeiten zu allererst an solche Zeitschriften zur Begutachtung schicken, von denen sie sich maximale Gewinne versprechen (also hohe Reputation und Aufmerksamkeit durch hohen Impact der Zeitschrift, die Möglichkeit der weltweiten Verbreitung der wissenschaftlichen Ideen und dabei gleichzeitig die schnelle Publikation). Kumulative Dissertationen sind damit relevanter Teil eines solchen Publikationssystems und damit auch Teil der Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin und ergeben auch nur in einem solchen Kontext Sinn. Für die kumulative Dissertation spricht, dass das frühzeitige Planen und Durchführen von Untersuchungen, das Schreiben von internationalen Artikeln und das frühzeitige Aussetzen einem Feedback von internationalen hochrangigen Reviewern in den Zeitschriften (verbunden mit den zwangsläufigen Ablehnungen, wie sie jede Wissenschaftlerin und Wissenschaftler bei solchen hochklassigen Zeitschriften erfährt) Lernerfahrungen eng mit der Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin und deren Publikationskultur zusammen, die so bei der lang dauernden Abfassung einer Monographie nicht möglich wären. Sehr früh können die Nachwuchswissenschaftler hier erfahren, ob sie diesen Weg weitergehen möchten, ob sie begabt sind und was sie nach der Promotion erwartet. Was die Promotionsbetreuung angeht, sollte Verf. zufolge, unabhängig von kumulativer Dissertation oder Monographie, die „Idee“ eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses der sportwissenschaftlichen Vergangenheit angehören. Vielmehr sollte die Idee von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Platz greifen, die in Arbeitsgruppen eingebunden sind. Diese Arbeitsgruppen sollten international orientiert und hochproduktiv sein, klare Forschungs- und Publikationsziele verfolgen, über umfangreiche Erfahrungen mit Publikationen in internationalen Zeitschriften mit „impact“ verfügen, den Aufbau internationaler Kontakte über Auslandsstipendien und den Besuch von Auslandskongressen einfordern und die Doktoranden als gleichberechtigte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler betrachten, die bei ihren nächsten Entwicklungsschritten und dem Weg in die Wissenschaft noch Unterstützung benötigen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)