Forschungstrends in der Trainingswissenschaft

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Krug, Jürgen
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:3 (1996), 1 (Forschungstrends I), S. 6-8
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201012009440
Quelle:BISp

Abstract

Trainingswissenschaft ist in erster Linie eine Anwendungswissenschaft, die sich schwerpunktmäßig mit der Generierung von Theorien zum Training, der Aufstellung und Überprüfung von Trainingsprinzipien und Trainingsregeln sowie der Prognose und Validierung von Trainingswirkungen befasst. Im Rahmen dieser komplexen Anforderungsstruktur sollte Verf. zufolge der Anwendungsaspekt stärker durch innovative Forschungsstrategien untersetzt werden. Der Trainingswissenschaft obliegt es zunehmend, den äußerst vielschichtigen Gegenstand des Trainings teils additiv (als Einzelwissenschaften, wie z. B. Sportmedizin, Sportbiomechanik, Sportpsychologie, Sportpädagogik) teils integrativ (im Sinne eines Forschungsprofils) innerhalb der unterschiedlichsten Problemfelder zusammenzuführen. Untersuchungsmethodologisch erfordert dies eine Kopplung von Evaluations- und Interventionsforschung. Ganzheitliche Betrachtungen des Individuums werden in künftigen Arbeitsrichtungen der Trainingswissenschaft besondere Bedeutung erhalten. Die Komplexität als Gesamtheit von Körper und Geist (Body-Mind-Problem), von Physischem und Psychischem, von Organismus und Umwelt, d. h. die biopsychosoziale Betrachtungsebene, spielt künftig eine ausschlaggebende Rolle für einen Erkenntniszuwachs in der Trainingswissenschaft. Dies erfordert pädagogisch-psychologische, didaktisch-methodische, strukturwissenschaftlich-systemtheoretische Designs, um Theorien zu qualifizieren und Gesetzmäßigkeiten, Prinzipien und Regeln für das Training in den verschiedenen Anwendungsfeldern aufzustellen und zu präzisieren. Die starke Ausrichtung der trainingswissenschaftlichen Forschung auf den Leistungssport ist bisher durch die Förderbedingungen in Deutschland geprägt. Andere Felder wie Training in der Rehabilitation und Prävention, Training im Freizeitsport sowie der Arbeitsprozess als Trainingsproblem erhalten auf Grund des strukturellen Wandels der modernen Gesellschaft ein größeres Gewicht. Die Forschung im Leistungssport wird sich stärker auf den Kinder- und Jugendsport und mithin den Nachwuchsleistungssport verlagern. Im Mittelpunkt steht das Aufdecken von Grenzbereichen der menschlichen Leistungsfähigkeit und damit die wesentlich komplexere Fragestellung von Leistungsentwicklung unter dem Blickwinkel der Reduzierung physischer und psychischer Risiken. Die Erforschung weiterer Möglichkeiten der Leistungssteigerung wird mit effektiven Trainingsformen zur Vorbereitung der Belastungen und Sicherung der Belastbarkeit gekoppelt. Individuelle Betrachtungsweisen erhalten ein zunehmendes Gewicht. Insofern sind multifaktorielle Longitudinalstudien ein perspektivisches Instrumentarium zur Erlangung neuer Einsichten in einen mehrjährigen Entwicklungsverlauf junger Sportler. Zeitreihen verschiedener Individuen werden zunehmend eigenständig ausgewertet. Auf dieser Grundlage lassen sich dann Gruppendesigns mit größerem Aussagewert zusammenstellen. Trainingswissenschaft sollte nach Verf. künftig auch. stärker vergleichende, differenzierende und generalisierende Trainingswissenschaft werden. Das heißt, Trainingswissenschaft müsste konzeptionell und resultativ stärker zwischen verschiedenen Sportarten und Sportartengruppen, Männer- und Frauensport, Erwachsenen- und Kindersport differenzieren. Das gilt in gleicher Weise auch zwischen Leistungssport, Rehabilitation- und Präventivsport sowie Freizeitsport. Aus der vergleichenden und differenzierenden Arbeitsweise ergibt sich die Möglichkeit, tiefgründiger und fundierter zu generalisieren. Trainingswissenschaft muss sich gleichzeitig auch als Handlungstheorie und Trainingslehre verstehen. Im Kanon der sportwissenschaftlichen Disziplinen fällt ihr insbesondere ein starker Praxisbezug für die Gestaltung der Übungs- und Trainingsprozesse zu. Trainingswissenschaft vermittelt sich insofern auch künftig als Einheit von Theorie und Methodik. Das Handlungsfeld von Trainern, Übungsleitern und Sportlehrern bietet auch weiterhin ausgezeichnete Ansatzpunkte zur Problemfindung und Problemvertiefung von Forschungsrichtungen sowie zur Überprüfung von Erkenntnissen. Gräben zwischen Theoretikern und Praktikern im Sport sollten vor allem auch von der Trainingswissenschaft überwunden werden. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)