Verschulung oder Module?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Wolters, Petra
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:6 (1999), 2 (Internationalisierung. Aktivitäten 1997-1999), S. 26-28
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011009100
Quelle:BISp

Abstract

Das Studium der Sportwissenschaft, wie es im Moment an den meisten Universitäten in Deutschland stattfindet, ist nicht ideal. So herrscht häufig auf der Praxisseite ein (veralteter?) Sportartenkanon vor, der von den Studierenden häufig als Kern ihrer Ausbildung betrachtet wird, während die geforderten Theorieveranstaltungen eher als in Kauf zu nehmendes Übel angesehen werden. Was dann in manchen Diplomprüfungen nach einem Studium von 10 oder mehr Semestern als „Output“ zu erkennen ist, rechtfertigt nicht unbedingt den Umfang und den Aufwand der Ausbildung. Von Lehramtsstudierenden wird zunehmend in Frage gestellt, ob denn die erste Phase ihrer Ausbildung an der Universität überhaupt in einem verantwortbaren Bezug zu ihrer späteren Tätigkeit an der Schule steht. Im Vergleich mit anderen Ländern drohen deutsche Sportwissenschaftler/innen an Boden zu verlieren. In der Bildungsdebatte lassen sich zwei Stoßrichtungen erkennen: Die einen drängen auf eine stärkere Verschulung mit mehr Leistungsüberprüfungen und einer Verschlankung der Ausbildungsgänge. Die anderen setzen eher auf Differenzierung der Angebote, d. h. auf eine Ausbildung, die individuell aus Modulen zusammengesetzt werden kann. Als Antwort auf den Artikel von Ulf Schmidt, „Überlegungen zum Aufbau und Inhalt des Sportstudiums – Aufgezeigt am Studienschwerpunkt Sportpsychologie“, in Ze-phir, 2/1999, S. 11-26, formuliert Verf. folgende Kritikpunkte: 1. Statt einer überschaubaren Zahl von Berufen, unter deren Benennung sich jeder etwas vorstellen kann, gibt es heute sehr viele, diffus anmutende Tätigkeiten mit nicht mehr eindeutigen Berufsbildern. Eine Verschulung, ein mehr oder minder starres Curriculum verhilft kaum zu einer besseren Vorbereitung auf einen solchen Arbeitsmarkt. Es ist fraglich, ob noch Inhalte eines linearen Kanons dazu dienen können, um sich in zukünftigen Berufen zurechtzufinden. Sinnvoller scheint es zu sein, auf die Selbstorganisation der Studierenden, die aus Modulen das auswählen können, was dem (vermuteten) Anforderungsprofil ihrer späteren Tätigkeit entspricht, zu setzen. 2. Die Mehrzahl der Studierenden finanziert ihr Studium durch Erwerbstätigkeit und für viele ist das Studium nicht mehr die vorrangige „Lebensabschnittsaufgabe“. Die meisten Studenten und Studentinnen sind also „Teilzeitstudierende“. Ein stark reglementiertes und stufenförmig aufgebautes Studium lässt sich mit diesen Lebensentwürfen nur schwer vereinbaren. Es bestünde die Gefahr, dass die Finanzkraft der Eltern zu einem noch stärkeren Selektionskriterium für das Studium werden könnte. 3. Der Verzicht auf erziehungswissenschaftliche Anteile für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer ist ein erhebliches Manko. Die Rolle eine Lehrerin oder eines Lehrers ist nicht die eines ausschließlichen Wissensvermittlers bzw. eines Fachwissenschaftlers, der den Stoff irgendwie an die Schüler/innen weitergibt. 4. Ein Promotionsstudium mit stark reglementierendem Charakter ist kaum geeignet, eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten zu fördern. Hier müssten mehr Wahlmöglichkeiten gegeben sein. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)