Berufsperspektiven von Diplom-Sportwissenschaftlern im Gesundheitssystem

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Cachay, Klaus; Thiel, Ansgar
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:5 (1998), 1 (Fit für die Zukunft), S. 9-12
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011009081
Quelle:BISp

Abstract

Arbeitslosigkeit betrifft heute nicht mehr nur die weniger qualifizierten oder älteren Personen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden mussten. Mittlerweile trifft es auch die jüngeren und höher qualifizierten, ja selbst diejenigen, die ein akademisches Studium abgeschlossen haben. Auch die Absolventinnen und Absolventen der Sportwissenschaft bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Im Bereich des Lehramtstudiums zeigt sich diese Problematik bereits seit längerem. Daher verwundert es nicht, dass die sportwissenschaftlichen Institute seit geraumer Zeit auf neue Diplomstudiengänge setzen, die in der Mehrzahl auf das Berufsfeld Gesundheit ausgerichtet sind. Hier, so lautet zumindest die allgemein akzeptierte Vermutung, sind Berufschancen für Absolventen sportwissenschaftlicher Hochschulstudiengänge besonders günstig. Verf. haben diese Vermutung in einer Studie unter der Fragestellung aufgegriffen, ob und in welchem Ausmaß Sportwissenschaftler eine Chance haben, im Gesundheitssystem eine Anstellung zu finden. Bei dieser durch das Ministerium für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten wissenschaftlichen Untersuchung handelt es sich nun nicht einfach nur um eine quantitative Erhebung von Berufspositionen und deren Veränderung. Vielmehr geht es um die Frage, ob es im Gesundheitssystem überhaupt gelingen kann, dauerhaft stabile Stellen für Sportwissenschaftler, die zudem der universitären Hochschulausbildung entsprechend entlohnt werden, einzurichten. Damit dies gelingen kann, so die Ausgangshypothese, müssten die Leistungen des Sportwissenschaftlers in den untersuchten Einrichtungen zum einen unersetzbar sein und er müsste zum anderen eine ähnlich dominante Position wie der Arzt einnehmen. Diesen Überlegungen wurde in einer für das Land Nordrhein-Westfalen repräsentativen Fragebogenuntersuchung nachgegangen, wobei folgende Fragebereiche erfasst wurden: 1. Welche gesundheitsbezogenen Probleme machen eine Anstellung von Sportwissenschaftlern notwendig? 2. Wie werden diese Probleme von den Sportwissenschaftlern bearbeitet? 3. Sind die Sportwissenschaftler für die Bewältigung ihrer Aufgaben optimal qualifiziert? 4. Können sich die Sportwissenschaftler in Tätigkeit und Aufgabenbereich von anderen Berufsgruppen in der Einrichtung abgrenzen? 5. Nehmen die Sportwissenschaftler bei der Erfüllung ihrer Aufgaben eine leitende, dominante Stellung ein? Befragt wurden Diplom-Sportwissenschaftler und Geschäftsführer von Krankenkassen, Kliniken und ambulanten Rehabilitationszentren, welche quantitativ die bedeutendsten Anstellungsbereiche für Sportwissenschaftler im Gesundheitssystem darstellen. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung gelangen Verf. zu folgendem Fazit: Die Hinweise von Seiten der Sportwissenschaft und Medizin, sportlicher Betätigung käme im Zusammenhang mit Gesunderhaltung eine sehr hohe Bedeutung zu, haben einerseits zu einer vermehrten Ausbildung von Sportwissenschaftlern geführt. Mit dieser vermehrten Ausbildung war aber keinesfalls eine gleichermaßen starke Stabilität der Arbeitsplätze im Gesundheitssystem verbunden. Wenn sich nichts ändert, wird dies in absehbarer Zeit auch nicht zu erwarten sein. Will man keine weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation für Sportwissenschaftler riskieren, dann gilt es, arbeitsplatzfördernde Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört zum einen eine spezielle Professionalisierungspolitik: Es müssen einheitliche formalstrukturelle Bedingungen und Bezeichnungen der. Studiengänge geschaffen werden, ein einheitlicher Berufsverband ist aufzubauen und es gilt, die Zusammenarbeit der Hochschulen mit den Organisationen im Gesundheitssystem, die potentiell für eine Beschäftigung von Sportwissenschaftlern in Frage kommen, zu intensivieren. Dazu gehört zum anderen aber auch der Versuch, eine allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz der Bedeutung sportlicher Betätigung für die Erhaltung von Gesundheit zu erreichen. Während dies in der Bevölkerung und in den Medien weitgehend erreicht zu sein scheint, ist dies offensichtlich in der Politik auf Bundesebene noch lange nicht gelungen. Abgesehen von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktlage im Gesundheitssystem legen die Ergebnisse der Untersuchung den sportwissenschaftlichen Instituten nahe, sich auf die Erschließung des Berufsfeldes „Sportverein“ zu konzentrieren. Denn im Gegensatz zum Gesundheitssystem finden die Sportwissenschaftler hier ein Feld, in welchem sie im Grunde die einzigen passend ausgebildeten Experten sind. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)