Stellungnahme zum Einführungsbeitrag zur Interdisziplinarität der dvs-Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Willimczik, Klaus
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:8 (2001), 2 (Stellungnahmen zur Interdisziplinarität), S. 42-46, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201009006633
Quelle:BISp

Abstract

Interdisziplinarität als konstitutives Strukturmerkmal der Sportwissenschaft schien in den letzten Jahren endgültig in Vergessenheit geraten zu sein: Die Sportwissenschaft war in so starkem Maße wissenschaftlich und bildungspolitisch anerkannt, dass man glaubte, sich um ihre wissenschaftstheoretische Begründung – und dafür war auf die Interdisziplinarität zurückgegriffen worden – nicht mehr bemühen zu müssen. In der Zwischenzeit hat sich die Lage der Sportwissenschaft verändert. Ihr bildungspolitischer Status ist keineswegs mehr unumstritten, auch wenn ihre Gefährdung (zunächst noch) auf einzelne Standorte und wenige Teilaspekte beschränkt ist. Besonders nachdenklich sollte es Verf. zufolge stimmen, dass den wissenschaftstheoretischen und universitätspolitischen Integrationsbemühungen der späten 60er und der 70er Jahre eine Phase des Auseinanderdriftens gefolgt ist: Wurde Interdisziplinarität damals noch als uneingeschränkt anerkanntes Ziel der sich etablierenden Sportwissenschaft gesehen, und wurden Abteilungen bzw. Fakultäten an (Reform-) Universitäten entsprechend nicht nach Teildisziplinen, sondern nach Problemfeldern gegliedert (z. B. Sportunterricht und Erziehung, Körper und Bewegung, Sport und Gesellschaft), so hat sie in der jüngsten Vergangenheit sowohl in der Forschungspraxis als auch in der Ausrichtung der universitären Einrichtung wieder verstärkt eine Separierung bemerkbar gemacht. Hauptleidtragende dieser Tendenz sind Nachwuchssportwissenschaftler, die z. B. bei Bewerbungsverfahren trotz qualitativ hochwertiger Leistungen oft erfolglos bleiben, da bei der Besetzung von Professuren oft nur Kandidaten zum Zuge kommen, die aus den Mutterwissenschaften kommen und damit weitgehend disziplin-, nicht sportwissenschaftlich sozialisiert sind. Hinsichtlich der Notwendigkeit einer interdisziplinären Theoriebildung und in der Folge einer interdisziplinären Sportwissenschaft vertritt Verf. eine unzweideutige Position: Eine nicht interdisziplinär ausgerichtete Sportwissenschaft ist stark gefährdet, weil sie über kein Abgrenzungskriterium gegenüber anderen Wissenschaften verfügt. Warum sollte z. B. ein psychologisches Problem nicht gleich gut (oder sogar besser) von einem Psychologen gelöst werden können wie (als) von einem Sportwissenschaftler, wenn dessen Kompetenz nicht über die des Psychologen hinausgeht? Interdisziplinarität ist somit Verf. zufolge eine Notwendigkeit für den Weiterbestand und die Weiterentwicklung der Sportwissenschaft. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)