Evaluation: Von der habituellen Apathie über die temporäre Irritation zur konservierenden Restabilisierung. Eine Fallstudie

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Lepidus, Hans
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:7 (2000), 2 (Sportwissenschaft international), S. 32-34
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201009006615
Quelle:BISp

Abstract

Evaluationen der Lehre verfolgen das Ziel, Lehrenden eine systematische Rückmeldung in Bezug auf die Qualität der von ihnen durchgeführten Veranstaltungen durch die direkt von dieser Unterrichtstätigkeit Betroffenen (Studierende) zu geben. Als vor einiger Zeit im Rahmen eines Forschungsprojekts Fragebögen mit dem vergleichsweise bescheidenen Anliegen der marginalen Lehrverbesserung mit Hilfe einer Veranstaltungskritik an die am Institut Studierenden verteilt wurden, war nicht absehbar, welche enormen systemischen Veränderungsprozesse innerhalb des Instituts sowie umwälzenden Verhaltensmodifikationen beim akademischen Lehrpersonal damit in Gang gesetzt würden. Verf. berichtet ironisierend über die wichtigsten Erfahrungen aus diesem Projekt. So gelang es trotz einer schon im weiten Vorfeld breitflächig angelegten Informations- und Aufklärungskampagne über das Evaluationsvorhaben nicht, tiefsitzende Widerstände konstruktiv aufzulösen. Insbesondere von den älteren Kollegen wurde der Vorwurf der Anmaßung erhoben und eine Kontrolle befürchtet, die zur individuellen Bloßstellung missbraucht werden könne. Während ein nicht unbeträchtlicher Teil der Lehrkräfte eher empfindlich auf die – häufig wenig schmeichelhafte – Beurteilung ihrer Lehrtätigkeit reagierte, kam es bei anderen zu konstruktiven Anpassungsprozessen. Insgesamt gesehen wurde jedoch eine nur kurzfristige Verunsicherung hervorgerufen. „Erstaunlich rasch haben die mobilisierten Abwehrkräfte zu einer Restabilisierung des Systemgleichgewichts im Sinne einer sozialen Selbstorganisation geführt und dabei auch das alte Selbstbewusstsein wiederhergestellt. Dazu trug – völlig konsequent und systemkonform – die inneruniversitäre Etablierung eines Selbstbeurteilungssystems bei. Unter Berufung auf die Tradition der Selbstverantwortlichkeit von Forschung und Lehre wurden die Lehrkräfte von ihren Dekanaten eingeladen, ihre Leistungen einfach selbst zu benoten, da letztlich nur sie über die dafür notwendige Kompetenz verfügen. Die Verunsicherungen, die das Lehrkräfteranking ausgelöst hatte, konnten durch diese geniale Gegenstrategie beseitigt werden. [...] Natürlich wird in den nächsten Jahren in Follow-up-Untersuchungen aufmerksam zu beobachten sein, wie sich die institutionellen Strukturen stabilisierend weiterentwickeln. Es ist jedoch zu erwarten, dass das alte chinesische Sprichwort, nach dem Gewohnheiten wie Spinnweben ihren Anfang nehmen und wie Drahtseile enden, sich auch hier wieder bewahrheiten wird.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)