Gender Training in der Hochschullehre

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gramespacher, Elke
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:12 (2005), 1 (Hochschuldidaktik), S. 20-25, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201008006555
Quelle:BISp

Abstract

Das Ziel eines Gender Trainings besteht darin, dass die Teilnehmenden sich Gender-Kompetenzen aneignen. Gender-Kompetenzen bezeichnen die Fähigkeit, auf eine geschlechtertheoretische und ggf. -politische Dimension zu beziehen. Entsprechend lauten die Ziele eines Gender Trainings im Rahmen sportwissenschaftlicher Seminare wie folgt: 1. Sensibilisierung für geschlechtsbezogene Fragen im Allgemeinen und im Besonderen im Sport, 2. (erste) kognitive Auseinandersetzung mit geschlechtsbezogenen Fragen im Allgemeinen, im Sport und in der Sportpolitik und 3. weiterführender und differenzierender Transfer in den Schul-, Freizeit- und/oder organisierten Sport. Das erste Ziel, die Sensibilisierung für geschlechtsbezogene Fragen im Allgemeinen und im Sport, richtet sich vorrangig an die Wahrnehmung der Entstehung und Wirkung individueller sportbezogener Geschlechtervorstellungen und struktureller sportbezogener Geschlechtervorstellungen. Sportstudierende erscheinen zwar heutzutage in Bezug auf den Sport, den sie betreiben, sowie auf die Weise, ihr Leben zu gestalten, individuell emanzipiert und damit bezogen auf persönliche und sportbezogene Geschlechtervorstellungen im Einzelfall gelöst von traditionellen Geschlechterstereotypen. Dennoch ist es für sie interessant, wahrzunehmen, an welchen Stellen sie evtl. doch (noch) geschlechtsstereotypen Vorstellungen verhaftet sind. Meist ist trotz individueller Emanzipation eine gewisse Bindung an geschlechtsstereotype Annahmen festzustellen, da diese gesellschaftlich geprägt und im Sport medial vermittelt werden. Die Wahrnehmung individueller Emanzipation verdeckt häufig die Sicht auf strukturelle geschlechtsbezogene soziale Ungleichheiten in Gesellschaft und im Sport. Diese bilden sich in der Gesellschaft und ihren sportbezogenen Organisationen unabhängig von individuellen Vorstellungen. Diese Ebene von Gender wahrzunehmen und ihre in der Regel einschränkende Wirkung auf individuelle, sportbezogene Emanzipation aufzuzeigen, ist ein weiteres zentrales Anliegen der Sensibilisierung in Gender Trainings. Bezüglich des zweiten Ziels eines Gender Trainings in der Hochschullehre, der (ersten) kognitiven Auseinandersetzung mit geschlechtsbezogenen Fragen im Allgemeinen, im Sport und in der Sportpolitik, geht es zunächst um eine kurze aber präzise Einführung in zentrale Grundbegriffe der Gender-Studies, wie sie im Rahmen universitärer Lehre unerlässlich erscheint. Im Wesentlichen ist zu vermitteln, dass Geschlecht nicht natürlich gegeben, sondern im Sinne des Konzeptes ‚doing gender’ sozial konstruiert ist. Ferner ist die Verbindung zwischen der sozialen Konstruktion von Geschlecht und Sport herzustellen, um zu klären, dass diese auch bzw. gerade den Sport zentral betreffen. Der Bezug der sozialen Konstruktion von Geschlecht zum Sport ist ein besonderer, weil Sport stets auf Körper und Bewegung bezogen ist. Nicht zuletzt aufgrund körperlicher Bedingungen wird auch das soziale Geschlecht argumentativ entwickelt. In dieser Argumentation werden vor allem Unterscheidungen und damit einhergehend Hierarchisierungen zwischen Männern und Frauen konstruiert. Schließlich kann im Rahmen dieser Zielperspektive aufgenommen werden, dass Gender auch eine sportpolitische Frage und damit in die Komplexität von Machtverhältnissen eingefügt ist. Wie weit der sportpolitisch ambitionierten Frage nachgegangen wird, hängt von der Intention des gesamten Seminars ab. Eine geschlechterpolitische Auseinandersetzung auch unter Einbezug des Gender Mainstreamings wäre bspw. in Seminaren zum Thema „Frauen und Männer im organisierten Sport“ denkbar. Bezogen auf das dritte Ziel eines Gender Trainings – des weiterführenden und differenzierenden Transfers in den Schulsport, Freizeitsport und/oder organisierten Sport – ergibt sich eine hochschulspezifische Situation: Da Studierende in der Statuspassage „universitäre (Aus-) Bildung“ ihren konkreten Arbeitsbereich nur antizipieren können, ist dieses Ziel im Rahmen des Seminars nicht umzusetzen. Es ist demnach nicht direkter Bestandteil des Gender Trainings. Insgesamt gilt, dass Gender-Kompetenzen an Bedeutung gewinnen, da es sich bei ihnen um Schlüsselkompetenzen handelt. Für sportwissenschaftliche Seminare, in denen die Frage von Gender zentral behandelt wird, ist ein Gender Training interessant – nicht zuletzt, weil Sport männlich dominiert und die Sportsozialisation der Studierenden entsprechend geprägt ist. In Gender Trainings werden Kompetenzen in Bezug auf den Sport aufgebaut, die als Basis für geschlechtsbezogene Seminare dienen. Vor diesem Hintergrund werden drei erprobte Übungen vorgestellt, die im Rahmen eines Gender Trainings mit Sportstudierenden durchgeführt werden können. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)