Unterschenkelfrakturen beim alpinen Skisport – Einfluss von Skischuhen und Unfallmechanismus

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Fractures of the lower extremity in skiing – the influence of ski boots and injury pattern
Autor:Bürkner, Andreas; Simmen, H.P.
Erschienen in:Sportverletzung, Sportschaden
Veröffentlicht:22 (2008), 4, S. 207-212, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:0932-0555, 1439-1236
DOI:10.1055/s-2008-1027947
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200902000634
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Obwohl sich die Verletzungsmuster der unteren Extremität beim Skifahren seit 1970 deutlich verändert haben, stellen Unterschenkelfrakturen weiterhin ein tägliches Bild von skigebietnahen Kliniken dar. Aufgrund der häufigen Kapselbandverletzungen des Kniegelenks haben sich bisher viele wissenschaftliche Studien mit der Relevanz der Bindung auseinandergesetzt. Der Einfluss des Skischuhs und des Unfallmechanismus auf das Verletzungsmuster, insbesonders auf Frakturen der unteren Extremität, wurde jedoch vernachlässigt. Zu diesem Zweck wurden in einem Spital in unmittelbarer Nähe zu einem großen Skigebiet in den Zentralalpen insgesamt 49 Unterschenkelfrakturen, welche beim Skifahren entstanden sind, untersucht. Dokumentiert wurde der Frakturtyp nach AO-Klassifikation, der Unfallmechanismus, die Skierfahrung sowie Spezifikationen zu den Skischuhen. Hier wurde der Typ und, soweit vorhanden, der Flexibilitätsindex der Skischuhe festgehalten. Außerdem wurde dokumentiert, ob sich die Bindung bei dem Ereignis geöffnet hat. Im Gegensatz zu anderen Studien zeigt das Patientengut eine breite Altersverteilung mit einem hohen Anteil an älteren und erfahrenen Skifahrern. Bei jungen oder unerfahrenen Sportlern dominieren die tibialen Schaftfrakturen. Bei zunehmender Skierfahrung verbreitert sich das Frakturspektrum auf den gesamten Unterschenkel. 62 Prozent aller Frakturen entstanden durch Rotationstraumen. Stauchungen, dorsale Kräfte und direkte Kollisionen spielen eine Nebenrolle. Bei 59 Prozent aller Unfälle hat sich die Skibindung beim Sturz nicht geöffnet. In diesen Fällen zeigt sich bei den gelenksnahen Frakturen eine erhöhtes Risiko für komplexe Frakturmuster nach AO. 23 Prozent aller Verletzungen entstanden beim Gebrauch von Leihschuhen. Lediglich 16 Prozent aller Skischuhe geben einen Wert für die Flexibilität an. Unter den Herstellern gibt es keine einheitliche Normierung. Es lässt sich der Trend ableiten, dass bei starren Schuhen mit hohem Flexibilitätsindex die Frakturmuster im Schaftbereich dominieren. Einen eigenen Aspekt bieten Snowblades mit 10 Prozent aller Frakturen. Bei nicht vorhandenen Sicherheitsbindungen verursachen die Kurzskier trotz niedriger Hebelkräfte einen hohen Anteil der Verletzungen. Unterschenkelfrakturen bleiben als eine häufige Verletzung beim alpinen Skisport weiterhin präsent. Zunehmende Dynamik durch verbesserte Materialtechnik führt zu verstärkten Kräften auf die untere Extremität. Da Rotationsbelastung den Hauptunfallmechnismus für Unterschenkelfrakturen darstellt, ist neben der exakten Justierung der Bindung auf Größe, Gewicht und skifahrerisches Können auch die Anpassung der Flexibilität der Skischuhe an das Können des Skifahrers notwendig. Empfehlenswert ist eine einheitlich normierte Kennzeichnung der Flexibilität der Skischuhe durch den Hersteller, um dem Kunden den Vergleich zu ermöglichen. Verf.-Referat (geändert)

Abstract des Autors

Though the injury patterns of the lower extremities in skiing have changed since 1970, tibial fractures remain daily work of hospitals near ski slopes. A lot of medical studies have analysed the relevance of well adjusted bindings of the common lesions of the knee joint ligaments. However the influence of the flexibility of the ski boot and the injury pattern has been neglected. 49 tibial fractures have been analysed in a hospital near a large ski resort in the alpes. All fractures occurred during alpine skiing. The type of the fracture, according to the AO-classification and the injury pattern have been documented. Also demographic data, ski experience and specification concerning the ski boot have been questioned. The type of the ski boot and the grade of flexibility, have been documented if possible. It has also been recorded whether the binding opened. In contrast to other studies the patients are represented in widely spread age-groups with a large share of elderly and experienced persons. Young or unexperienced sportsmen suffer primarily from fractures of the tibial diaphysis. With increasing skiing experience the injury pattern is widening on the whole leg. 62 percent of all fractures are caused by rotation traumas. Compression, dorsal forces and direct collisions are the other causes. In 59 percent of all accidents the binding failed to open. There is an increased risk of complex fractures in the proximal or distal epiphysis if the binding has not opened. 23 percent of all fractures occurred with rented ski boots. Only 16 percent of all ski boots are labelled with a flexibility index. There is no standardized value for the flexibility of ski boots. The trend can be derived that rigid ski boots with a high flexibility index cause above all fractures of the diaphysis. 10 percent of all fractures happened to patients wearing “snowblades”. These short skis without safety bindings contributed a considerable share to tibial fractures, even though there is no big leverage. Tibial fractures are still a frequent injury in alpine skiing. Increasing dynamics by means of improved material lead to enlarged forces on the lower extremity. Rotation forces are the major cause of tibial fractures. Therefore it is necessary to adjust the binding to the weight and abilities of the athlet. Also the appropriate choice of the right ski boot is essential. The authors recommend an internationally standardized marking regarding the flexibility of ski boots to enable the customers to compare the ski boots. Verf.-Referat (geändert)