Neue Aspekte zur Lauftherapie bei Demenz und Depression : klinische und neurowissenschaftliche Grundlagen

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:New aspects regarding physical exercise in psychiatry : clinical and scientific basics
Autor:Neumann, Norbert-Ullrich; Frasch, K.
Erschienen in:Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin
Veröffentlicht:59 (2008), 2, S. 28-33, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0344-5925, 2627-2458
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200809002766
Quelle:BISp

Abstract

Demenzielle Erkrankungen sind die häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter, Depressionen die häufigsten psychischen Störungen überhaupt. Die Daten verschiedener prospektiver Studien zum Demenzrisiko sprechen u. a. dafür, dass regelmäßige körperliche Aktivität (Sport), die sich bereits im mittleren Lebensalter etabliert hat, von präventivem Nutzen ist. Möglicherweise beinhaltet körperliches Training auch therapeutische antidementive Effekte, insbesondere dann, wenn damit im Frühstadium der Erkrankung begonnen wird. In Untersuchungen an Depressiven konnte gezeigt werden, dass körperliche Dauerleistung antidepressive Effekte entfaltet. Die Ergebnisse zahlreicher tierexperimenteller Untersuchungen der letzten Jahre weisen darauf hin, dass körperliche Aktivität die Genexpression verschiedener neurotropher Faktoren induziert und Einfluss auf die Neurotransmission, Gehirnvaskularisierung und -durchblutung, Neurogenese und diverse strukturelle und funktionelle neuronale Gegebenheiten (Neuroplastizität) nimmt. Diese neuroplastischen und neuroprotektiven Effekte sind insbesondere im Bereich des Hippocampus zu registrieren, was für demenzielle und depressive Erkrankungen von besonderer Bedeutung sein könnte. Empirische Daten sprechen dafür, dass regelmäßige körperliche Aktivität ein Beitrag zur Gehirngesundheit und damit zur psychischen Gesundheit ist, experimentelle Befunde weisen darauf hin, über welche neurobiologischen Mechanismen diese positiven Effekte entstehen könnten. Die Ergebnisse beider Forschungsrichtungen legen nahe, bei Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen mehr Gewicht als bisher auf körperliches Training (Lauftherapie) zu legen. Welche Bedeutung der Sportmedizin, insbesondere der Lauftherapie, in der Psychiatrie - basierend auf Erkenntnissen der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung - zukommen könnte, wird im Folgenden dargestellt. Verf.-Referat (erweitert)

Abstract

Dementia and depression are among the most frequent mental disorders. Data from several prospective studies concerning the risk of developing dementia suggest that regular sports activity established during midlife can be of preventive and possibly therapeutic antidementive value especially when aerobic exercise is initiated during early stages of the disorder. Investigations in depressive patients suggest antidepressive effects of physical exercise (e.g. jogging, walking). Results of animal experiments led to the assumption that physical activity induces increased gene expression of neurotrophic factors and moreover influences neurotransmission, cerebral vascularisation and blood circulation, neuroneogenesis and several structural and functional conditions (resulting in what is called neuroplasticity). These effects were especially found in the hippocampal region which we hypothesize to be of particular relevance with regard to dementia and depression. Empirical data indicate that regular physical activity may contribute to cerebral health (which is mental health); experimental findings refer to modes of action which are supposed to be responsible for those effects. This implies that more emphasis should be placed on physical exercise as a therapeutic and preventive means with regard to mental disorders. Verf.-Referat