Glukokortikosteroide und Abhängigkeitspotenial
Autor: | Reuter, Martin |
---|---|
Erschienen in: | Glukokortikosteroide in der Dopingforschung |
Veröffentlicht: | Köln: Sportverl. Strauß (Verlag), 2007, S. 77-84, Lit. |
Format: | Literatur (SPOLIT) |
Publikationstyp: | Sammelwerksbeitrag |
Medienart: | Gedruckte Ressource |
Sprache: | Deutsch |
Schlagworte: | |
Online Zugang: | |
Erfassungsnummer: | PU200708002282 |
Quelle: | BISp |
Abstract
Die dargestellten Studien zeigen, dass Glukokortikosteroide die belohnende Wirkung von Drogen vermitteln. Es kann davon ausgegangen werden, dass dies durch eine Interaktion mit dem zentralnervösen Dopaminsystem erfolgt. Bei nicht intakter HPA-Achse sind sowohl die Entstehung als auch die Aufrechterhaltung einer Substanzabhängigkeit nicht möglich. Dies hat weit reichende Implikationen für die Behandlung von Substanzabhängigkeiten. Eine Reduktion der Glukokortikoidspiegel müsste eine protektive als auch eine therapeutische Wirkung haben. Jedoch sind Glukokortikoide von großer Bedeutung für den gesamten Organismus, so dass eine simple Reduktion des Cortisolspiegels immer auch mit immensen Nebenwirkungen verbunden wäre. Festzuhalten bleibt, dass zumindest im Tierversuch, Glukokortikosteroide ein Abhängigkeitspotential besitzen. Kein Abhängigkeitspotential kann ohne verstärkende Wirkung der Substanz entstehen. Dies impliziert, dass auch im Leistungssportbereich eine abhängig machende Wirkung der Glukokortikosteroide nicht ausgeschlossen werden kann. Eine exogene Gabe von Cortisol zeigte bei gesunden Probanden eine Reduktion negativer Befindlichkeit unter Stress (Reuter, 2002). Da sportliche Leistungen am Leistungslimit oder beispielsweise ein Rückstand während eines Spiels mit negativem Befinden gekoppelt sind, könnten auch hier Glukokortikosteroide einen leistungssteigernden Vorteil verschaffen. Es bleibt jedoch darauf hinzuweisen, dass die Anzahl der Humanstudien, die systematisch den Einfluss von Glukokortikosteroiden auf psychische Prozesse untersuchen, rar sind. Hier ist Handlungsbedarf gegeben, um abschließend eine Empfehlung abgeben zu können, ob Glukokortikosteroide als so genannte Dopingsubstanzen auf den Index gehören. Verf.-Referat