Brettsegeln in der DDR

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Wiese, René; Huster, Ronald
Erschienen in:Sport in der DDR. Eigensinn, Konflikte, Trends
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2003, S. 425-500, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200407002010
Quelle:BISp

Abstract

Verf. nehmen das Brettsegeln (Surfen) als Beispiel, um daran die Entwicklung einer Trendsportart unter den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der DDR zu beschreiben und zu analysieren. Der Untersuchungszeitraum beschränkt sich auf die Jahre 1974-1990. Es wurden vier Untersuchungsfelder gewählt, die exemplarisch die staatlich-gesellschaftlichen Integrationshemmnisse für eine Trendsportart aus dem westlichen Ausland in das DDR-Sportdesign aufzeigen und dabei die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten offen legen: die Konformität mit der Ideologie, die sozio-ökonomischen Probleme, die Kollision mit dem leistungssportlichen Rahmen sowie die Sicherheitspolitik. Auf der Basis einer detaillierten Auswertung der in Frage kommenden Quellen (Akten, Zeitschriften, Zeitzeugen) schildern Verf. alle Phasen des Konfliktes zwischen Staatssport und Nischenkultur. Trotz seiner Doppelstrategie von Integration und Restriktion konnte der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB) die Entstehung einer informellen Surfszene nicht verhindern, die sich durch Eigenbau, private Fahrten nach Polen und Ungarn und andere informelle Arrangements bis hin zu privaten Surfschulen bis zum Ende der DDR stabilisieren konnte. Ab Mitte der 1980er Jahre nahm der Boom im unorganisierten Freizeitbereich seinen Lauf, während die Zahl der organisierten Regattasegler stagnierte. Die Bestrebungen zur Einbindung in das Verbandsleben gestalteten sich schwierig. Dem ungeheuren Bedarf an fachlicher Anleitung und dem Befähigungsausweis (Zusatzprüfung Brettsegeln) konnte der Verband BDS so kurzfristig nicht nachkommen. Private Surfschulen konnten diese Situation entschärfen, doch barg dieses ein Risiko für den DTSB, sein Ausbildungsmonopol zu verlieren. Brettsegeln als ein Bereich des Freizeit- und Erholungssports funktionierte als Scharnier zwischen ideologieorientiertem Staatssport und privater, gegenweltlicher Nischenkultur. Die Funsport-Szene der Brettsegler sah sich als eine in sich geschlossene Gesellschaft, die so tief verwurzelt war, dass sie den Transformationsprozessen nach 1989/90 größtenteils standhielt. Weinke