Die gesellschaftliche Akzeptanz des Leistungssportsystems

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Fetzer, Thomas
Erschienen in:Sport in der DDR. Eigensinn, Konflikte, Trends
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2003, S. 273-357, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200407002008
Quelle:BISp

Abstract

Die DDR unternahm größte Anstrengungen, um im Bereich des Hochleistungssports als eine erfolgreiche Nation hervorgehen zu können. Verf. geht in seinem Beitrag der Frage nach, inwieweit der Leistungssport der DDR von der eigenen Gesellschaft akzeptiert worden ist. Anhand von Fernseh-Einschaltquoten wurde geprüft, in welchem Maße sich die DDR-Bürger als zuschauende Konsumenten von Spitzensport für die Erfolge ostdeutscher Athleten begeisterten. Im darauffolgenden Kapitel wird die Akzeptanz des Spitzensport-Fördersystems der DDR beleuchtet. Das Augenmerk liegt auf jenen gesellschaftlichen Akteuren, ohne die die sportlichen Höchstleistungen nicht zustande gekommen wären: Sportler und deren Eltern, ehrenamtliche Trainer und Funktionäre, Schulen, Betriebe und kommunale Verwaltungen. Besondere Konzentration liegt auf dem Nachwuchs-Leistungssport, da die DDR-Bürger in wesentlich stärkerem Maße mit dem Nachwuchssystem in Berührung kamen, als mit der zahlenmäßig kleinen Leistungselite. Akzeptanz und Ablehnung wurden auf drei Ebenen untersucht: 1. individuell-familiäre Ebene, 2. im Hinblick auf das Verhältnis des Spitzensports zu anderen Bereichen des Sports und 3. auf der Ebene der politischen Repräsentationsfunktion des Spitzensports. Die Untersuchung erbrachte das Ergebnis, dass die Begeisterung für die Sporterfolge der ostdeutschen Athleten von 1970 bis etwa Anfang der 1980er Jahre enorm hoch gewesen ist. Das emotionale Potential, das den modernen Sport für Mythenbildungen prädestiniert, fand in einer Nachkriegsgesellschaft, die mit erheblichen Traditionsbrüchen konfrontiert war, einen fruchtbaren Boden. Die kompensatorischen Leistungen, die der Sport zu erbringen vermag, wurden in der DDR in besonders starken Maßen in Anspruch genommen. Diese Kompensationswirkungen nahmen mit der nachlassenden Erfolgsbegeisterung in den letzten Jahren vor dem Umbruch von 1989 deutlich ab. Westdeutsche Sportler galten nicht als Repräsentanten des Klassenfeindes, sondern wurden oftmals begeistert gefeiert. Weinke