Sportlerbiographie und Doping

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bette, Karl-Heinrich; Schimank, Uwe
Erschienen in:Sportwissenschaftler und Sportwissenschaftlerinnen gegen Doping : Dokumentation des Symposiums am 19. und 20. Oktober 2000 in Köln
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2002, S. 23-29, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200404001067
Quelle:BISp

Abstract

Sportlerbiografien werden insbesondere durch zwei Risikokomplexe geprägt: 1. das Risiko der Erfolglosigkeit und 2. die Zukunftsunsicherheit nach Beendigung der Sportkarriere. Vor dem Hintergrund dieser Risikofaktoren und des Bemühungen, sie zu verringern, erscheint Doping in einer soziologischen Perspektive nicht als zufällige Aggregation von Einzelfällen, sondern als eine von vielen eingesetzten Strategien, mit der Athleten auf die Möglichkeiten und Zwänge ihrer Situation reagieren. Doping wird sozusagen als eine Art Mehrzweckwaffe eingesetzt, um ein Scheitern während der Karriere zu verhindern und die Zukunftsunsicherheit nach der Karriere zu minimieren. Doping erscheint somit als "normal accident", der sich aufgrund genau benennbarer sozialer Bedingungen immer wieder neu ereignet. Angesichts der mehrfaktoriellen Fundierung der Dopingmotivation und er engen Verknüpfung der devianzauslösenden Elemente mit der Logik des Leistungssports ist ein Königsweg zur Eliminierung des Dopingproblems nicht in Sicht. Gerade weil Doping mit den biografischen Risiken der Athletenkarriere zu tun hat, wird es nicht gänzlich zu eliminieren sein. Es kann demnach nur um eine effektive Eindämmung des Dopings gehen. Aus der Sicht der Soziologie kann eine Dopingbekämpfung nicht ausschließlich und nicht einmal vorrangig auf personenorientierte Maßnahmen setzen. Kontrollen und Bestrafungen sowie Charakterstärkung durch Fair-Play-Initiativen haben ihren Sinn, bleiben aber bestenfalls Stückwerk, wenn sie nicht von wirksamen Maßnahmen auf der strukturellen, überpersonellen Ebene begleitet werden. Anti-Doping-Maßnahmen müssten daher mit all jenen Sozialbereichen abgestimmt werden, die ihren Anteil an der Veränderung des Risikoprofils spitzensportlicher Karrieren beigesteuert haben. Verf. halten einen "Runden Tisch" für eine geeignete Institution, um eine "konzertierte Aktion" aller Beteiligten zu beratschlagen und zu beschließen. Schiffer