Wenn der Sport zur Sucht wird. Eine analytische Betrachtung

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gerigk, Ulrike
Erschienen in:Grenzen für Mädchen und Frauen im Sport? : Erfahrungen und Überschreitungen ; Dokumentation des Workshops vom 7. November 2000
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2001, S. 63-67, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200403000905
Quelle:BISp

Abstract

Die Erkrankung Bewegungssucht ist bislang nicht klar diagnostizierbar, ein offizieller Kriterienkatalog fehlt, obschon einige Kriterien von anderen Süchten übertragbar sind. Folgende Kennzeichen sind festzuhalten: Der Sport wird zum wichtigsten Lebensinhalt, das gesamte Leben um Trainingszeiten herum organisiert. Ein Ausfall des Trainings ruft Entzugserscheinungen wie Panik, Schuldgefühle oder Schlaflosigkeit hervor. Ermüdungserscheinungen und Alarmsignale des Körpers werden ignoriert. Aufgrund des hohen Trainingsumfangs ist eine Vereinsamung zu beobachten, da für soziale Kontakte keine Zeit bleibt. Das Ziel, die eigenen Leistungsgrenzen ständig weiter hinauszuschieben, führt zu kontinuierlicher Dosissteigerung. Im Gegensatz zu gesunden Freizeitsportlern missbrauchen Bewegungssüchtige den Sport zur Befriedigung psychischer Bedürfnisse. Als Ursache für Bewegungssucht ist in erster Linie ein geringes Selbstwertgefühl zu sehen, also eine Störung der Persönlichkeit. Die bewegungssüchtigen sind auf der Suche nach Kontrolle und Verlässlichkeit sowie nach Anerkennung und Erfolg. Nicht selten ist die Sucht mit einem gestörten Essverhalten verbunden, wie die Interviews der Verf. belegen. Auch folgt die Bewegungssucht einer Suche nach Transzendenz und gehorcht den Vorgaben des in den Medien propagierten Schönheitswahns. Es gilt Therapieformen zu entwickeln, die Alternativhandlungen möglich machen, ohne den Sport ganz aufgeben zu müssen. SaSch