Trainerethos und Trainerethik

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Meinberg, Eckhard
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2001, 179 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3890013538
Schriftenreihe:Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 2001,3
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200307001829
Quelle:BISp

Abstract

Trainer stehen im Brennpunkt der Erwartungen sowohl seitens der Athletinnen und Athleten als auch der Vereine und Verbände. An ihnen lässt sich besonders leicht die Verantwortung für Misserfolge, weniger eindeutig für Erfolge festmachen. In der jüngeren Vergangenheit wurden darüber hinaus einige "Trainerskandale" entdeckt und von der Presse sensationsgierig moralisch angeprangert. Nicht zuletzt dieser Sachverhalt ruft vermehrt ethische Reflexionen auf den Plan. Offizielle der Sportorganisationen plädieren für eine stärkere Gewichtung von Ethik und Moral für das Trainerhandeln und die Trainerausbildung. Die Ausformulierung eines Ethos des Trainers im Sinne eines Berufsethos kann darüber hinaus auch als weiteres Kennzeichen der noch in den Anfängen stehenden Professionalisierung des Trainerstandes aufgefasst werden. Insgesamt gesehen, erzwingt bereits alleine das derzeitige Stadium der Trainerprofessionalisierung einen systematisch erzeugten, über aktuelle Anlässe hinausgehenden Ethikbedarf, von dem angenommen werden kann, dass er in der Zukunft gewiss nicht geringer wird. Was Not tut, ist also die Entwicklung einer Standesethik für Trainer, die diesem Beruf insgesamt sowohl nach innen als auch nach außen eine stärkere Homogenität verleihen kann. Diesem Bedürfnis gibt Verf. mit der vorliegenden Publikation nach. Zunächst einmal werden nach Feststellung der Unabdingbarkeit einer solchen bereichs- und berufsspezifischen Ethik (Kap. 2) Anschluss-punkte an bisherige Diskussionen gesucht. Die Herleitung und Begründung einer derartigen Ethik erfolgt sodann sukzessive und ganz praktisch aus dem Trainerleitbild (Kap. 4). Dieses Leitbild ist das Bild des berufstüchtigen Trainers, der - verglichen mit vergangenen Zeiten - einer Vielzahl verschiedenster Anforderungen ausgesetzt ist. Da pädagogische Aufgaben i. w. S. für die Ausübung der Trainertätigkeit typisch sind, werden Trainer als Pädagogen definiert (Kap. 5), die im Schnittpunkt von Schul-, Freizeit- und Sozialpädagogik stehen. Aus dieser Sichtweise ist es konsequent, das Trainerethos insbesondere aus der pädagogischen Ethik zu spiegeln, denn die pädagogische Ethik bildet sozusagen ein ganz wesentliches "Standbein" dieser Standesgeschichte, ohne das es gar nicht entwicklungsfähig wäre. Deshalb kommt Verf. auch nicht umhin, das hier zugrunde gelegte Ethikverständnis in seinen Hauptzügen unbedingt vorzustellen (Kapitel 6). Sodann wird als Folge davon erläutert, was es mit einer anwendungsbezogenen Trainerethik auf sich hat. Dabei wird man, scheinbar wie von selbst - ohne beschwerliche Umwege - auf Moralprinzipien geführt. Denn die Anwendungsorientierung dieser Standesethik besteht zu einem Großteil in der bewussten, teils auch unbewussten oder intuitiven Ausrichtung an Prinzipien. Deshalb und einzig darum macht die Prinzipiendiskussion ein Kernstück dieser Trainerethik aus. Das wird im Übrigen auch durch eingeblendete Trainerstatements über die moralische Qualität ihrer Trainingsstile deutlich (Kap. 7). als Konzentrat des Trainerethos wird, in lebendiger Erinnerung und Anlehnung an die große Tradition berufsmora-lischen "Standesdenkens", der "hippokratische Eid des Trainers" zu formulieren versucht (Kap. 8). Die Tatsache, dass sich die Bildung der moralisch-ethischen Kompetenz durch die gesamte Ethik leitmotivartig hindurchzieht, erzwingt die Nachfrage, wodurch diese praktisch zustandekommt (Kap. 8). Trainer verrichten ihre Tätigkeiten in bestimmten Institutionen, die ihrerseits eine besondere Moral/Ethik ausformen und das jew. Trainerethos mitprägen können (Kap. 9). Bei der von Verf. entwickelten Ethik handelt es sich nicht um eine "hochpolierte Feiertagsethik", sondern um eine praktisch an der Hauptfrage "Wie und woran kann sich ein Trainer in seinem Moralverhalten orientieren?" orientierte Ethik mit Leitfadencharakter. Die Absicht besteht darin, das Bewusstsein für die moralische Qualität der Trainerprofession zu schärfen. Die Publikation möchte Anregungen für ethisches Analysieren, Argumentieren, Urteilen und Entscheiden bieten. Verbindliche Handlungsmaximen finden sich im "Ehrenkodex für Trainerinnen und Trainer" des DSB, der am Ende der Schrift ergänzend abgedruckt ist. Schiffer