Fußball im Leistungssportsystem der SBZ/DDR 1945-1965

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Stegemann, Bodo
Erschienen in:Aktionsfelder des DDR-Sports in der Frühzeit : 1945 - 1965
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2001, S. 351-397, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200305001057
Quelle:BISp

Abstract

m Gegensatz zu vielen anderen olympischen Sportarten erreichte der Fußballsport in der DDR nie das Niveau der Weltspitze, obwohl auch die Entwicklung des Leistungsfußballs langfristigen Planungen unterlag und systematisch mit erheblichem Aufwand gefördert wurde. Die Erfolge der Olympia-Auswahl bei den Olympischen Spielen 1972, 1976 und 1980 beruhten nicht zuletzt auf der Nichtzulassung der Profis aus den westeuropäischen und südamerikanischen Fußballgroßmächten. Bei internationalen Turnieren konnte sich die DDR nur 1974 für die WM qualifizieren. Eine der Ursachen für die unbefriedigende Leistungsentwicklung war die außergewöhnliche Stellung des Fußballs im Leistungssportsystem. Trotz des Bruches mit alten Vereinstraditionen durch die Bildung der Sportclubs schafften es die unterschiedlichen Institutionen und Organisationen nicht, die Strukturen des Fußballsports zu zentralisieren. Obwohl der Fußballsport formal gleichgestellt war und als olympische Sportart besonders gefördert wurde, konnte das Leistungssportsystem die Umsetzung seiner Leistungsstruktur auf diese Sportart nicht erreichen. Grund dafür war der Einsatz und das besondere Interesse der regionalen Entscheidungsträger für Fußball. Im Gegensatz zu anderen Verbänden konnte sich die Sektion Fußball und der DFV von Beginn an nicht gegen die Eigeninteressen der Bezirksfunktionäre durchsetzen. Fußball stand so im Spannungsfeld des Anspruchs der zentralen Sportführung mit dem Leistungssportsystem auf der einen Seite und den Interessen der Bezirksfunktionäre auf der anderen Seite. Dieser "Strukturdefekt im DTSB-System" setzte sich auf anderen Ebenen fort, indem die Kapazitäten für die Leistungssportförderung meist intensiver von anderen Sportarten wie Turnen und Leichtathletik genutzt wurden. Allerdings ist die Behauptung, der DTSB hätte den Fußball aufgrund der zu niedrigen Delegierungszahlen in Bezug auf erforderliche Talente vernachlässigt, auch nicht aufrecht zu erhalten. Im Gegensatz zu anderen Sportarten bildeten die wissenschaftlichen Institutionen beim Fußball nur eine untergeordnete Rolle. Fußball war trotz einer eigenen Forschungsstelle an der DHfK in der Wissenschaft und Forschung eine wenig beachtete Sportart. Schiffer