Die Vor- und Frühgeschichte der Schwerathletik in der SBZ/DDR : vom Außenseitersport zum Medaillenaspiranten

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Wedemeyer, Bernd
Erschienen in:Aktionsfelder des DDR-Sports in der Frühzeit : 1945 - 1965
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2001, S. 335-349, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200305001056
Quelle:BISp

Abstract

Das Bestreben des DDR-Sports, den Sport in der BRD an Erfolg zu übertreffen und zu planmäßigen Leistungssteigerungen zu gelangen, war auch in der Schwerathletik eines der vorrangigen Ziele. Insofern entspricht die Schwerathletik der allgemeinen Entwicklung. Typische Kennzeichen hierfür waren: straffe Organisation, Entwicklung der Sport-Clubs, planmäßige Aufstellung von geeigneten Trainingsmethoden und Schulung in den Sportstätten der Sowjetunion. Auf der anderen Seite aber war die Schwerathletik von Anfang an durch eine individuelle Problematik gekennzeichnet: 1. Sie blieb über lange Zeit eine Außenseitersportart und musste von vornherein diversen Vorurteilen gegenübertreten. 2. Zumindest im Gewichtheben war bis in die sechziger Jahre ein Mangel an Trainingsmaterialien zu konstatieren. 3. Die Schwerathletik der DDR besaß ein vergleichsweise recht enges Verhältnis zur Schwerathletik der BRD. Insbesondere das Ringen hatte anfangs aufgrund der negativen Entwicklung des ostdeutschen Berufssports und des Amateurringkampfverbots eine schlechte Ausgangsposition. Auch die sog. Kulturistik, d.h. das Bodybuilding, war trotz Zustimmung in der Bevölkerung aufgrund eines vermeintlichen ideologischen Hangs zum Westen bei den zuständigen Behörden schlecht angesehen. Aus diesen Gründe wurde die Schwerathletik zumindest zu Beginn stark propagiert. Statt die ungeliebten Außenseiter der "Kulturistik", wie im Westen, auszugrenzen, erhoffte man sich durch ihren Einbezug steigende Mitgliederzahlen. Um die Vorurteile gegenüber dem Gewichtheben abzubauen pries man das Gewichtheben und Ringen als traditionellen Arbeitersport, versuchte auf diese Weise, diese Sportarten als Volkssport zu etablieren und war bemüht, gerade die Kinder und Jugendlichen zu Schwerathletik hinzuführen. So gelang es der Führungsebene letztendlich doch, genügend Nachwuchs heranzuziehen und die Leistungen der DDR-Schwerathletik nicht nur über das Niveau der BRD-Sportler zu heben, sondern auch international so zu steigern, dass der Außenseiter Schwerathletik zum sicheren Medaillenaspiranten auf europäischer und Weltebene werden konnte. Schiffer