Frauen und Sport in der DDR

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pfister, Gertrud
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2002, 314 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3890013686
Schriftenreihe:Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 2002,1
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200210002744
Quelle:BISp

Abstract

Obwohl die Erfolge der Spitzensport treibenden Frauen in der DDR allgemein bekannt sind, ist über die Rahmenbedingungen, unter denen diese Erfolge erreicht wurden ebenso wenig bekannt wie über den Frauensport im Alltag der DDR. Das Thema Frauen und Sport wurde auch weder von der Sportwissenschaft noch von der Genderforschung oder der DDR-Forschung aufgegriffen. Gerade am Beispiel der DDR, die sich nicht nur als Land des Sports, sondern auch als Land der Frauenemanzipation verstand, lassen sich jedoch Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Geschlechterordnung, der Gesellschaft und dem Sport hervorragend erforschen. Nach einigen einleitenden theoretischen Überlegungen zur Geschlechterordnung als Institution, zu Geschlecht und Identität, "Doing gender" als Inszenierung des Geschlechts sowie zu "Doing gender im Sport" werden folgenden Themen in konkretem Bezug zur Situation der Frauen in der DDR behandelt: 1. Geschlechterarrangements in der DDR (historische Entwicklung der Frauen- und Familienpolitik in der DDR; Lage der Frauen in den 80er Jahren; die Sicht der Frauen; Gender als Inszenierung und Institution - Erklärungsmuster). 2. Sport und Sportsystem in der DDR. 3. Frauen und Sport im Spiegel der DDR Literatur. 4. Frauen und ihre (Ohn-)Macht im Sport (u.a. Geschlechterverteilung in Führungsämtern). 5 Diplomatinnen im Trainingsanzug - Frauen im Hochleistungssport (Leistungen der DDR-Athletinnen; Ursachen und Bedingungen für den Sporterfolg der DDR). 6. Zwischen Weiblichkeitsidealen und sportlichen Erfolgen - Geschlechtersegregierungen im Sport (die Ornamente der Körper und die Inszenierung des Geschlechts am Beispiel der Turn- und Sportfeste in Leipzig; Männersport und Frauensport - Frauen im Turnen, in der Gymnastik, im Fußball und im Judo). 7. Frauen im Breiten- und Freizeitsport. 8. Förderung des Frauensports? Zur Rolle des Demokratischen Frauenbundes Deutschland. 9. Die Verwaltung des Mangels - Ressourcen für den Frauensport. 10. Spitzensportlerinnen und Familiensport - Frauensport in den Medien. 11. Alltagserfahrungen von Frauen im Sport - Befragungsergebnisse). 12. Frauen und Desinteresse am Sport - Ursachen und Hintergründe. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist die Widerlegung der These, dass sich die Erfolge und das Image der Spitzenathletinnen auch auf den Breiten- und Freizeitsport der Frauen "abfärben" würden. Es wird im Gegenteil aus vielen Einzelergebnissen deutlich, dass der Freizeitsport in der DDR trotz vieler Sollvorgaben, Aktionen und Kampagnen in der DDR nur die "zweite Geige" spielte und dass Frauen in diesem Bereich erheblich unterrepräsentiert waren. Bei der Beantwortung der Frage nach den Barrieren, die Frauen von sportlichen Aktivitäten abhielten fällt auf, dass Frauen in den Basisorganisationen des Sports, den BSGs, zwar formal vielfältige Möglichkeiten des Sports hatten, dass aber u.a. die den Sportvereinen ähnlichen Strukturen und die Wettkampforientierung vieler Sektionen, aber auch die zeitliche Terminierung der Sportangebote nicht besonders "frauenfreundlich" waren. Die zentrale Ursache des geringen Sportinteresses der Frauen in der DDR ist sicher in ihren Lebenszusammenhängen und damit auch in der Geschlechterordnung zu suchen. Schiffer