Der Körperraum als Ausgangspunkt der Orientierung in der Lebenswelt. Beispiele für die Förderung von Erwachsenen und Kindern

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Haas, Ruth; Wendler, Michael
Erschienen in:Mosaiksteine der Motologie
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2001, S. 203-222, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200205001575
Quelle:BISp

Abstract

Der Raum beeinflusst die augenblickliche Stimmung, die Bedürfnisse und das Wohlbefinden und übt Einfluss auf unterschiedlichen Ebenen aller Alltagshandlungen aus. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, sich im Raum zurechtzufinden und orientieren zu können. Kinder erwerben diese Strukturen über körperbezogene Bewegungs- und Wahrnehmungsprozesse im Verlauf ihrer Entwicklung. In der Motologie wurde das Phänomen Raum bisher unter mehreren Perspektiven betrachtet, jedoch ohne die entwicklungsrelevanten Aspekte zwischen verschiedenen Bezugsgruppen in Beziehung zu setzen und Parallelen aufzuzeichnen. Verf. zeigt die Förderung des Raumverhalten und der Raumorientierung bei schizophren erkrankten Erwachsenen und bei Kindern auf. Beide Ansätze gehen aufgrund entwicklungstheoretischer Erkenntnisse davon aus, den Körper als Ausgangspunkt der Förderung zu sehen, um eine Orientierung im Umweltraum zu ermöglichen. Die Art und Weise, wie sich Kinder Räume (Mund-, Greif- und Lebensraum) aneignen und sie erleben, ist immer in Bezug zu ihrer Gesamtentwicklung zu sehen. In der psychomotorischen Förderarbeit mit schizophren erkrankten Patienten ist häufig zu sehen, dass die Orientierung im Körper- und Umweltraum eine große Bedeutung besitzt. Schizophrene leiden an einer fundamentalen Unklarheit, Widersprüchlichkeit und Labilität von wichtigen, internalisierten affektiv-kognitiven Bezugssystemen. Diese mangelhafte Strukturierung führt zu Schwierigkeiten in der Informationsverarbeitung und Stressbewältigung. Darüber hinaus ergeben sich neurobiologische Grundlagen der Raumorientierung eine weitere Analogie zu diesem Ansatz. Sinnliche Wahrnehmung wird durch den Gleichgewichtssinn angeregt, reguliert und integriert. Aufrechterhaltung der Körper- und Raumorientierung, Wahrnehmung von Beschleunigungen und Drehbewegungen, Lage- und Handlungsvermögen des Körpers sind Teilbereiche des Vestibulärsystems. Insofern muss Raumorientierung als Teil dieses elementaren Bezugssystems der Sinneswahrnehmung verstanden werden. Die Individualisierung des Lern- und Erfahrungsprozesses sowie das Anregen zu eigenen Lernwegen, in denen Experimentieren und Verändern geradezu gewünscht ist und Spaß bei den aufgezeigten Erfahrungsfeldern sind die impliziten Leitlinien beider Ansätze. --wei--