Dracula fährt nicht Pedalo

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Zimmer, Renate
Erschienen in:Mosaiksteine der Motologie
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2001, S. 171-179, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200205001572
Quelle:BISp

Abstract

Spiel ist nicht zufällig und nicht willkürlich. Kinder wählen für ihre Bewegungsspiele zumeist Themen aus, die ihrer Lebens- oder Phantasiewelt entstammen, die einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Lebenssituation haben oder unverarbeitete Eindrücke widerspiegeln und so zum Ausdruck bringen. Dracula, die Titelfigur des Beitrages der Verfasserin, ist eine Erfindung von Nils, einem sprachbehinderten Kind aus einer ihrer Therapiegruppen. Sich sprachlich auszudrücken fällt ihm schwer. Das Bewegungsspiel wird für den Jungen oft zu einer symbolischen Handlung. Er übernimmt eine Spielrolle und wird in dieser meist von den anderen akzeptiert. In der Rolle als Dracula arbeitet Nils vieles auf, was er nicht sprachlich äußern kann und vielleicht auch nicht will. Er übt sich in Kontaktaufnahme, wagt Dinge, die er sich in der Realität - zunächst - nicht zutrauen würde und erntet Anerkennung, die ihm Mut zur Bewältigung seiner Kontaktschwierigkeiten gibt. Aus den praktischen Erfahrungen und theoretischen Reflexionen gelangt Verf. zu der Erkenntnis, dass der therapeutische Wert oft gar nicht da liegt, wo er vermutet wird, nämlich in der Koordinationsschulung mit dem Pedalo und dem Stehen auf dem Therapiekreisel, sondern in den Spielzusammenhängen, in denen diese Gegenstände benutzt werden. Psychomotorik muss Hilfe zur Selbsthilfe geben, muss Chancen suchen, wie selbstheilende Kräfte beim Kind freigesetzt werden können. Symbol- und Rollenspiele können folgende Formen annehmen: Imitation, verstanden als das Nachspielen der Wirklichkeit und das Aufarbeiten von Ereignissen, Kompensation, darunter wird die Korrektur der Wirklichkeit und das Erproben von Handlungsalternativen verstanden und zuletzt die Antizipation, verstanden als Vorwegnahme möglicher oder gewünschter Ereignisse. Verf. hält das Verstehen der kindlichen Spielhandlungen wichtiger als das Erklären von Entwicklungsproblemen bei Kindern. Nur über das Verständnis ist auch eine Annahme des Kindes mit allen vermeintlichen Fehlern und Problemen möglich. --wei--