Zur Entwicklung der psychomotorischen Therapie : Steht eine psychotherapeutische Neuorientierung bevor?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Amft, Hartmut
Erschienen in:Mosaiksteine der Motologie
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2001, S. 23-38, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200205001513
Quelle:BISp

Abstract

Das berufliche Grundproblem der Motologen ist strukturell mit dem der Motopäden identisch. Aufgrund der bestehenden Ausbildungsstruktur ist es bei fehlender heilberuflicher Basisqualifikation trotz klinischer Weiterbildung nicht möglich, berufsrechtlich und sozialrechtlich den Status eines anerkannten Heilberufes zu erlangen. Daher konnte sich die Motologie nicht als therapeutischer Fachberuf etablieren. Anders als im pädagogischen Bereich hat die psychomotorische Idee im Gesundheitswesen die Tätigkeit von Berufsgruppen, welche mit Sport, Spiel und Bewegung arbeiten, nur in begrenztem Ausmaß beeinflusst. Solange nicht überzeugend nachgewiesen werden kann, dass für das Berufsbild eines Mototherapeuten eine Qualifikation erforderlich ist, welche sich wesentlich von derjenigen eines Physiotherapeuten bzw. Ergotherapeuten mit Zusatzqualifikation Motopädagogik unterscheidet, solange werden Bemühungen von dem Aktionskreis Psychomotorik (AKP), Motopäden und Motologen scheitern, mit Krankenkassen Kostenerstattungsregelungen zu vereinbaren. Die Weiterentwicklung der psychomotorischen Übungsbehandlung zur psychomotorischen Therapie kann als eine psychologische Wende in der therapeutischen Praxis interpretiert werden, denn am Beginn der Therapie steht nicht mehr die übungszentrierte motorische Förderung, sondern ein Arrangement von entwicklungsfördernden Angeboten, das in erster Linie zu einer Veränderung des Selbstkonzeptes mittels positiver emotionaler, sozialer und motorischer Erfahrungen führen soll. Im Fokus der Mototherapie steht hingegen die motorische Förderung. Damit ist die Mototherapie eine konzeptionelle Weiterentwicklung der ursprünglichen Praxis der psychomotorischen Übungsbehandlung, bei der von Beginn an die motorische Förderung im Zentrum stand. Seit den 90er Jahren beginnt die Psychotherapie, die Schulzentriertheit aufzugeben und in einen Prozess der Verwissenschaftlichung und Integration einzutreten. Hieraus ergeben sich neue Chancen zu einer konzeptionellen Weiterentwicklung der psychomotorischen Therapie, insbesondere hinsichtlich einer psychotherapeutischen Fundierung. Erst dann wird die Psychomotorik ihr therapeutisches Potential richtig entfalten können. --wei--