Abstract des BISp

Der Futurismus ist eine kulturelle und politische Strömung, die in Italien zu Beginn des 20. Jahrhundert von dem Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti, seinen Romanen und Manifesten, ausgeht und bruchlos in die faschistische Ideologie der zwanziger Jahre übergeht. Der Anfang des Futurismus, den Verf. als eine dynamische und innovative Haltung, die darauf zielt, das Leben und die Kunst der Zukunft zu planen, definiert, kann 1909 angesetzt werden. Der Futurismus war mit einem eindeutig determinierten Körper- und Menschenbild verknüpft, die der 1915 veröffentlichte Roman Maschilita, Männlichkeit, des nationalistischen Schreibers Giovanni Papini bereits skizziert. Der italienische Mann muss ein unsentimentaler, starker, barbarischer Supermann sein, dem jeder romantische Geist fremd ist. Marinetti, der sich an dem Dichter der Nationalbewegung Gabriele D'Annunzio und Nietzsche orientierte, stellte die Perfektion der Maschine in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Der Sport spielte in seinen Vorstellungen der Hervorbringung des neuen Menschen eine bedeutende Rolle, so schrieb er in den dreißiger Jahren ein Manifest mit dem Titel 'Simultaneität im Sport'. Er erfand Kombinationen von Sportarten, kreierte neue Disziplinen und propagierte zahlreiche bizzar anmutende Aktivitäten, wie zum Beispiel Boxeinlagen während eines Laufwettbewerbs, Laufen und gleichzeitiges Rezitieren von Gedichten oder Golfspielen bei dem die Zuschauer auf die Golfbälle schießen. Der Übergang vom Futurismus zum Faschismus wurde durch Marinettis Engagement - so stellte er zum Beispiel 1929 Mussolini als den wahren Futuristen dar - erleichtert. Die faschistische Körperkultur eliminierte die avantgardistischen und anarchischen Tendenzen des Futurismus und übernahm die Männlichkeitsideale des Maschinen-Fanatikers Marinetti. SaSch