Doping in der Schule? : leistungsstimulierende Substanzen als thematische Gegenstände der Gesundheitserziehung im Sportunterricht

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Thönneßen, Angelika
Veröffentlicht:Hamburg: Kovač (Verlag), 1999, 165 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
ISBN:3830000758, 9783830000754
Schriftenreihe:Schriften zur Sportwissenschaft, Band 19
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199912403640
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Zusammenfassung: Epidemiologische Studien weisen auf einen exponentiellen Anstieg der Einnahmehaeufigkeit leistungsfoerdernder Stimulantien, insbesondere der Modedroge "Ecstasy" hin. Vermutet wird, dass alltaegliches Doping in Eigenregie mit der leistungsorientierten, hedonistischen Ausrichtung unserer Gesellschaft einher geht und im Gegensatz zum Doping im Sport gesellschaftlich eher uebersehen als verboten wird. Schulische Konzepte zur Gesundheitserziehung und zur Drogenpraevention muessen diese aktuelle Entwicklung aufgreifen. Die sich hier anbietenden edukativen Moeglichkeiten blieben bislang jedoch weitgehend ungenutzt. Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit bestand darin, durch Ueberpruefung der Arbeitshypothese Erkenntnisse ueber aktuelle Stimulakonsummuster bzw. -motive und Einstellungen Jugendlicher zu gewinnen und ggf. Vorschlaege fuer neue praeventive Unterrichtsansaetze insbesondere im Fach Sport abzuleiten. Dazu wurde zunaechst eine Literaturanalyse durchgefuehrt, die der komplexen Thematik entsprechend sowohl sozialwissenschaftliche, epidemiologische, sportmedizinische, juristische, paedagogisch-didaktische als auch pharmakologische Gesichtspunkte des Dopings im Alltag und Sport beruecksichtigte. Ferner wurde eine Analyse der Arbeit relevanter Institutionen und entsprechender Materialien unter besonderer Beruecksichtigung des Faches Sport sowie eine Erhebung zur Anwendung von Leistungsstimulantien bei Schuelerinnen und Schuelern der Jahrgangsstufen 9-13 (n=228) durchgefuehrt. Erkenntnisse: 1. Die Arbeitshypothese wurde in allen Punkten bestaetigt. 2. Derzeit ist vor allem bei jugendlichen Konsumenten eine Abkehr von den betaeubenden zu den aufputschenden Drogen festzustellen, wobei gesellschaftskonforme Motive wie Leistungsoptimierung oder Konsum- und Erlebnisorientierung im Vordergrund stehen. Die Erhebung ergab, dass knapp die Haelfte der befragten Probanden leistungsstimulierende Drogen konsumieren wuerde, um in der Freizeit mehr Spass zu haben; ca. ein Drittel nannte die Bewaeltigung von Schulstress als Konsumgrund. 3. Zwar sind die Jugendlichen, die den Konsum "illegaler" Stimulantien angaben in der Minderheit (Speed: 7.9 %, Ecstasy: 5.3 %, Kokain: 4.8 %), dennoch muessen die Daten angesichts der aktuellen Entwicklungen in der deutschen Drogenszene als Warnsignal gewertet werden. Auch die Konsummuster "legaler" Stimulantien (Cola, Kaffee, Energy Drinks) weisen auf eine hohe Bereitschaft der Probanden sich aufzuputschen. 4. Die Mehrheit der Probanden (93 %) lehnt allerdings Doping im Sport ab. Ein deutlicher Widerspruch zwischen dieser Einstellung und dem Stimulakonsum der Probanden zeichnete sich aber bei der vorliegenden Analyse ab und laesst vermuten, dass der Gebrauch von Anregungsmitteln in den meisten Faellen nicht als Doping angesehen wird. 5. Die Problematik von "Doping im Alltag und Sport" wird in der schulischen Sucht- und Drogenpraevention bisher nicht explizit thematisiert; das Fach Sport laesst trotz seiner verstaerkten gesundheitserzieherischen Orientierung sein Potential in dieser Richtung ungenutzt. Daher wird vorgeschlagen: 1. die Inhalte und Ziele der schulischen Sucht- und Drogenpraevention den aktuellen Entwicklungen in der deutschen Drogenszene anzupassen, d.h. 2. auch in der Institution Schule die Dopingproblematik (Sport und Alltag) aufzugreifen, 3. dabei nicht nur die illegalen, sondern auch die legalen Stimulantien einzubeziehen, 4. das Fach Sport in seinem praeventiven Potential zu nutzen und 5. die Handreichung "Gesundheitserziehung in der Schule durch Sport" um das Dopingproblem zu ergaenzen. Dazu werden auf der Basis der Situations- und Materialanalyse inhaltliche und methodische Ansaetze fuer den praktischen und theoretischen Sportunterricht entwickelt, die als Diskussionsvorschlag fuer eine moegliche Erweiterung der Richtlinien und Lehrplaene im Sinne der Sucht- und Drogenpraevention genutzt werden koennten. Verf.-Referat